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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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brachte zu verraten, wo sich ihr Geldbeutel befand. Eine seiner Lieblingsmethoden war gleichzeitig auch die einfachste:
    »Gebt acht, mein Herr«, pflegte er ein Opfer zu warnen, auf das er es abgesehen hatte. »Hier auf dem ganzen Forum wimmelt es nur so von Taschendieben.«
    Und siehe da, in neun von zehn Fällen griff das Opfer instinktiv nach seinem Geld, um nachzuprüfen, ob es noch da war. Später fand Balthasar heraus, dass er einfach ein Schild mit der Aufschrift Vorsicht Taschendiebe! an irgendeinem öffentlichen Ort aufhängen konnte und auf diese Weise das gleiche Ergebnis erzielte.
    Ein aufstrebender Taschendieb hätte sich keinen besseren Ort wünschen können, um seine Kunstfertigkeit zu perfektionieren. Antiochia war erst dreihundert Jahre alt, steckte im Vergleich mit den anderen großen Städten der Welt immer noch in den Kinderschuhen. Doch in dieser relativ kurzen Zeitspanne war es explosionsartig angewachsen und hatte sich zu dem entwickelt, was viele »das Juwel des Ostens« nannten. Eine Stadt, die in ihrer Bedeutung Alexandria Konkurrenz machte, mit etwa dreihunderttausend freien Menschen und zweihunderttausend Sklaven.
    Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung war griechisch, aber es war zudem ein Schmelztiegel aus Mazedoniern, Juden, Chinesen, Indern, einheimischen Syrern und Römern. Letztere stellten, wie gewöhnlich, die allmächtige Minderheit dar. Zusammen mit den Römern waren eine Reihe neumodischer Annehmlichkeiten gekommen: ein Amphitheater, ein Aquädukt, das reichlich frisches Wasser lieferte, und ein Circus für Pferderennen – einer der größten im ganzen Reich mit Sitzplätzen für bis zu achtzigtausend Zuschauer.
    Doch von all den römischen Verbesserungen war diejenige, die Antiochia wirklich definierte, die Kolonnadenstraße. Ihre Ausmaße waren schier unvorstellbar: eine Straße mit Kopfsteinpflaster, die neun Meter breit und vier Meilen lang war, mit überdachten Gängen (oder »Kolonnaden«), die sie der Länge nach zu beiden Seiten säumten. Die Straße führte in einer geraden Linie von Nord nach Süd durch das Zentrum von Antiochia, parallel zum Orontes, der an der westlichen Stadtgrenze entlangfloss. Unter diesen überdachten Säulengängen verkauften Händler Essen und Waren aller Art, manche aus gemauerten Geschäften, andere von fahrbaren Ständen. Nachts wurde die gesamte vier Meilen lange Strecke von Fackeln erleuchtet, und die Menschen kauften scharenweise weiter ein, gingen essen, und man mischte sich bis in die frühen Morgenstunden unter das Volk. Die nördliche und die südliche Hälfte der Kolonnadenstraße trafen an einem riesigen runden Marktplatz zusammen, der Jahrhunderte später von dem oströmischen Kaiser Valens wieder zu einem Forum aufgebaut werden sollte.
    Obwohl Balthasar vier Meilen belebter Kolonnaden zur Auswahl standen, arbeitete er gern auf dem Forum. Es war das Herz von Antiochia. Ein Ort, an dem sich Treffen arrangieren ließen, wo man Händler feilschen hörte, wo politische Debatten tobten, und man ständig Kamelkarawanen mit exotischen Gütern aus dem Osten eintreffen sah. Außerdem hatte das Forum zufälligerweise die meisten auszuraubenden Taschen und die größte Anzahl Fluchtwege zu bieten. Doch diese Vorzüge hatten ihren Preis. Man musste Schmiergelder zahlen. Belohnungen für Tipps entrichten. Komplizen am Gewinn beteiligen. Wie bei jedem anderen Geschäft auch benötigte man Geld, um Geld zu machen. Und wie auf dem Immobilienmarkt zahlte man für eine bevorzugte Lage Spitzenpreise.
    Balthasar lungerte gern am Rand des Forums in der Nähe der Geldwechsler herum. Er beobachtete stundenlang, wie die Männer vor deren Tischen Schlange standen, und wartete auf das richtige Opfer. Geduld war die allerwichtigste Tugend eines Taschendiebs. Balthasar hatte schon zu oft mit angesehen, wie Hast seinen Kollegen zum Verhängnis wurde, wie Altersgenossen mit Stümpfen herumliefen, wo einst ihre Hände gewesen waren. Man brauchte Geduld. Man brauchte einen Plan.
    Manchmal gaben die Geldwechsler ihm einen Tipp – gegen saftige Schmiergelder natürlich. Doch heute hatte Balthasar keinen Tipp nötig gehabt. Er hatte das Opfer selbst bemerkt: einen hoch gewachsenen griechischen Kaufmann, der über vierzig sein musste, mit Haaren bis auf den Rücken und einem Kinnriemen von einem Bart.
    Ein gutes Opfer zeichnete eine Kombination von drei Dingen aus: Es war abgelenkt, allein und schleppte viel Geld mit sich herum. Das heutige Opfer erreichte

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