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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Oskars Freund Michael unterwegs gewesen. Wir hatten ausgiebig gezecht. Ich hatte ihn in irgendeine Lapdance-Bar begleitet. Das waren die vorläufigen Erkenntnisse des hastig einberufenen Komitees, das mit der Ergründung der vorgefallenen Kalamitäten beauftragt war. Das Komitee kam zu dem Schluss, dass man noch weitere Untersuchungen würde anstellen müssen. Es bestand Grund zu der Annahme, ich hätte mich übergeben.
    Ich atmete tief ein, und meine Nasenlöcher füllten sich mit dem unverkennbaren Geruch von Erbrochenem. Da war etwas sehr, sehr Übles im Raum. Ich sprang aus dem Bett, und ein heftiges Beben brachte die Geschirrstapel im Porzellanladen zum Klirren. Mein Hirn drückte gegen die Schädeldecke. Ich musste wieder Luft holen, und prompt sprang er mich wieder an, dieser grausige Geruch.
    Rings um das Bett, wo meine Kleider verstreut lagen, war keine Lache zu entdecken. Mit den Fingern überprüfte ich mein Gesicht und ertastete nichts als eine dünne, ölige Schweißschicht. Die weiße Bettwäsche war nicht mehr ganz so weiß nach den vier Tagen meiner Anwesenheit, aber der Rotweinkonsum des Vorabends fand sich nicht darauf wieder. Ich hatte es wohl noch bis ins Bad geschafft. Doch das Bad war sogar noch sauberer, und ich stand dankbar da, sog die eisige Luft ein, um die Übelkeit zu vertreiben. Wenn hier gekotzt worden war, dann war ich wirklich sehr vorsichtig gewesen. Der Geruch, der aus dem Schlafzimmer sickerte, drehte mir den Magen um, aber das Risiko, mich übergeben zu müssen, schien nicht wirklich akut – was darauf schließen ließ, dass ich es schon getan hatte, irgendwann im Lauf der Nacht. Der Geruch ließ einen einfach nicht los. Eine andere Erklärung dafür gab es nicht. Er war der rauchende Colt. Aber es gab keine Leiche.
    Duschen würde helfen, dachte ich, seltsam unbeteiligt. Mein Kopf wurde klarer, als das Wasser darüberrauschte, und weitere Erinnerungsfetzen kehrten zurück. Meine Kleider würden noch feucht sein, weil ich vom Regen überrascht worden war. Mir war speiübel gewesen, und ich hatte mich im Regen übergeben, also außerhalb der Wohnung. Etwas Riesenhaftes tauchte vor meinem inneren Auge auf, mit schwingenden Kronleuchtern, Särgen an Bord, und entschwand wie eine im Nebel vorüberziehende Kanalfähre. Ich erinnerte mich an halbverdauten Wein, der sich in eine Pfütze ergoss. Ich hielt das Gesicht in den Duschstrahl, ließ mir das Wasser über die Augen strömen. Ich war neu geboren, die Sünden weggewaschen. Das Kopfweh flaute ab, der garstige, schwarze Oktopus aus Schmerz verzog sich einstweilen in einen Schrankkoffer auf dem Dachboden.
    Aber der gemeine Geruch war immer noch da und biss mir in die Nase, während ich mir die Zähne putzte. Zurück im Schlafzimmer, war er so penetrant wie zuvor.
    Ich suchte die gestrigen Kleider nach Flecken ab, und obwohl der Geruch stärker zu werden schien, als ich mich nach ihnen bückte, fand sich nichts. Aber die Sachen waren tatsächlich noch klamm und hatten Feuchtigkeit auf dem Boden hinterlassen. Konnte ihm das etwas anhaben? Ich beugte mich vor, um die Stellen zu inspizieren, und wieder nahm der Gestank zu. Die Laken, dachte ich. Ich würde die Laken waschen. Ein Rest von Übelkeit saß mir noch in der Magengrube, und der Geruch ließ sie wiederaufleben. Die Wäsche würde warten müssen, bis ich mich erholt hatte.
    Meine Schuhe waren durchweicht, das braune Leder fleckig aufgequollen. Ich hob sie auf und trug sie auf den Balkon, hinaus an den sonnigen, windigen Tag.
    Von den Katzen war weit und breit nichts zu sehen. Eine kleine Erinnerungslawine staubte herab, verschob die mentale Szenerie und offenbarte … nichts. Ich konnte mich nicht entsinnen, die Viecher am Vorabend rausgelassen zu haben. Sie waren noch in der Wohnung gewesen, als ich zum Konzert aufbrach – ich hatte ja gedacht, ich würde um zehn zurück sein. War ich überhaupt noch koordiniert genug gewesen, sie vor die Tür zu setzen, als ich aus dem Club zurückgekommen war? Sehr unwahrscheinlich. Die Bilder vor meinem inneren Auge oszillierten wie in einem Zerrspiegel, als ich daran zurückdachte, dass ich gestern Abend in einer Lapdance-Bar gewesen war. Das schlechte Gewissen zwickte. Ich fühlte mich reduziert. Und bescheuert – warum hatte ich nicht die Gelegenheit ergriffen, mich zu amüsieren? Wohl weil ich

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