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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Antrieb, neue Aufträge an Land zu ziehen.
    Oskar nickte. »Bei deiner Arbeit …«, sagte er zögernd, »wie sieht es da mit Urlaub aus?«
    Â»Als Freiberufler«, erklärte ich, »kann ich mir im Prinzip so viel Freizeit genehmigen, wie ich will, aber die kriege ich natürlich nicht bezahlt. Urlaub bedeutet also praktisch Arbeitslosigkeit.«
    Oskar nickte wieder. »Hast du für diesen Sommer schon was geplant?«
    Â»Nein.« Was mir bevorstand, war ein Urlaub allein, und ich war nicht begeistert von der Vorstellung, mich in irgendeiner kulturell wertvollen nordeuropäischen Stadt durch anspruchsvolle Bücher zu quälen und teure Kaffees oder Biere in teuren Cafés oder Kneipen zu trinken, nur um meinem teuren Hotelzimmer zu entkommen. Pflichtschuldige Kathedralenbesichtigungen. Prix fixe . »Noch nicht.«
    Oskar spreizte die Hände auf dem schmuddeligen Tisch und sah mich mit ernster Miene an. Die Verletzlichkeit hatte sich momentan verflüchtigt. »Ich brauche jemanden, der meine Wohnung hütet, für zwei, drei, maximal vier Wochen. Im Sommer. Jetzt kann man billig Flüge buchen. Wärst du interessiert?«
    Ich war interessiert.
    Ein Miasma von verdunstetem Alkohol hing im Wohnzimmer, die ruhelose Erinnerung an längst zersetzten Zucker. Der Raum stank nach schalem Wein. Das war nicht die Schweißspur vorabendlicher Exzesse, das war etwas anderes – die unmittelbare Einwirkung der Substanz auf die Atmosphäre, ohne menschliche Beteiligung. Ich bewegte mich schnell, aber dennoch wie im Traum gefangen, zum willenlosen Zuschauer degradiert, während mein Körper erkundete, was geschehen war. Nichts Rätselhaftes oder Chaotisches – als ich das Desaster in der Küche sah, war sofort klar, was sich da zugetragen hatte. Es sah aus wie ein Tatort nach der Untersuchung durch kriminaltechnische Experten. Ähnlich wie die bunten Fäden, die sie zwischen den Einschusslöchern und dem dadurch ermittelten Standort des Schützen spannen, offenbarten sich mir die Erzählstränge, die alles, was ich hier vorfand, mit der Ursache der Katastrophe verbanden.
    Eine Rotweinpfütze breitete sich auf dem Küchenboden aus, mit dunklen Rinnsalen, die an der Unterseite der Schränke und den Dielenfugen entlangliefen. Von weitem erinnerte die Form an eine Qualle – eine feindselige, amorphe Gequollenheit mit langen Nesselfäden, die nach Schwachstellen tasteten. Rings um diese Form, diese Lache, dieses Reservoir des Unheils strahlten lila Pfotenabdrücke in alle Richtungen aus. Aber dermaßen viele – man konnte gar nicht glauben, dass sie nur von zwei Katzen stammten.
    Die Szene mutete an wie ein Stillleben. Aus dem Hals der Weinflasche, die im Flaschenregal unter dem Küchentresen lag, tropfte es nicht mehr. Die Weinlache war schon halb eingetrocknet, ein rötlicher Aralsee, der sich weit hinter seine einstige schwarzkirschdunkle Uferlinie zurückgezogen hatte. Der starke Alkoholgeruch bewies, dass ein Großteil der Flüssigkeit schon in der Luft hing und nur noch Pigmente hinterließ. So musste es schon seit Stunden ausgesehen haben.
    Ich hatte ein klares Bild vor Augen, wie das passiert war. Nachdem ich gestern Abend die Wohnung verlassen hatte, waren die Katzen darauf verfallen, das Korkenfangspiel wieder aufzunehmen, das wir am Vorabend gespielt hatten. Eine von ihnen oder beide abwechselnd – in meiner Vorstellung kooperierten sie auch darin höchst effizient – hatten den Korken mit Zähnen und Krallen aus der liegenden Flasche geholt. Er war wohl nicht tief genug hineingedrückt gewesen, woran die Putzfrau schuld war. Dann ergoss sich ein gluckernder Sturzbach … Bei der Vorstellung glitt ein enger Glasring aus Übelkeit meine Speiseröhre auf und nieder. Der Rest der Szene war schnell abgespult: Die Katzen springen erschrocken zurück, kriegen vielleicht ein paar Spritzer ab, sie putzen sich, glätten ihr Nervenkostüm und tapsen zurück zu dem neugeborenen roten See, dessen Zulauf sich zu einem gelegentlichen Tröpfeln vermindert hat.
    Wo war ich in dem entscheidenden Moment, als der Korken nicht mehr fest saß und vom Druck der Flüssigkeit, die dahinter aufgestaut war, herausgeschoben wurde? Im Konzert? Oder danach beim Weintrinken? Oder in der Lapdance-Bar oder draußen auf der Straße beim Auskotzen des Weins? Denkbar war sogar, dass alles noch ganz in Ordnung

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