Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Funken, knisternde Kettenreaktionen, feuernde Synapsen. Empfinden â aber was? â empfinden von Empfindungslosigkeit. Dann, allmählich, aufdämmerndes Bewusstsein.
Ein Kosmos aus Schmerz, Unwohlsein, Ãbelkeit und Schwäche. Ich war wach. Zuerst schien alles nur Schmerz zu sein, aber das war eine Illusion, hervorgerufen durch irgendeinen Schaden am sensorischen System. Das Hirn tat mir weh. Es war ein Trichter aus Schmerz, der alle anderen Sinne in sich einsog. Jeder Trommelschlag, jedes Eintauchen der Galeerenruder schaufelte nur noch mehr Empfinden auf diesen pulsierenden schwarzen Schmerzpunkt zu. Mein Herz würde schlappmachen und ich würde im Bett verenden.
Im Bett. Ich lag also im Bett. Ein gutes Zeichen. Im Bett zu liegen bedeutete, dass ich heil nach Hause gekommen war. Na, wenigstens hatte ich es noch bis ins Bett geschafft, ehe ich das Bewusstsein verlor, selbst wenn ich nicht zu Hause war. Das bedeutete einen gewissen Grad an Sicherheit, verringerte die unendliche Menge an grässlichen Dingen, die mir hätten passieren können, auf überschaubare zehntausend.
Mein Herz klopfte nach wie vor. Was auch immer damit los sein mochte, anscheinend würde es doch nicht gleich stehen bleiben, auch wenn es von vielen hundert klebrigen Gummibändern eingeschnürt war. Bewegen war offenbar keine gute Idee. Jede Bewegung löste ein Schädelweh aus wie ein Erdbeben in einem Porzellanladen. Die Schmerzen machten mir Sorgen. Grob geschätzt mussten sich wohl an die fünfzehn Tumore in meinem Kopf tummeln, und sie bekämpften sich in dem schwärenden Eiter wie wildwütige Hackbällchen in Mehlschwitze. Der Gedanke an Eiter und Mehlschwitze löste einen Schwall von Ãbelkeit aus. Mir ging auf, wie ungefestigt alles war, wie verletzlich, alles in so komplexen, undurchsichtigen Mustern ineinander verstrickt, dass die geringste falsche Bewegung eine katastrophale Kettenreaktion nach sich ziehen konnte.
Sensorische Informationen begannen nach und nach, in unstetem Strom zu flieÃen. Die Nachrichten waren nicht gut. Nach irgendeinem fürchterlichen, wenn auch nicht fatalen Trauma gingen die Systeme eins nach dem anderen wieder ans Netz. Ich erging mich in müÃigen Spekulationen darüber, was wohl mit mir los sein könnte. Kopfschmerzen, Ãbelkeit, ein allgemeines Unwohlsein. Aber alles in so gigantischem, technicolorgrellem Ben-Hur-MaÃstab. Ermittlungskomitees traten zusammen, um der Sache nachzugehen.
Schon möglich, dass ich einen Kater hatte. Ja, das schien plausibel. Um einen Kater zu haben, musste ich betrunken gewesen sein. Hatte ich getrunken? Eine Salve von Erinnerungen. Die Details traten nicht klar zutage, aber Trinken war eindeutig daran beteiligt, befand das Komitee. Es war getrunken worden, und zwar in Gesellschaft.
Ein weiterer Schauder brachte das Porzellan zum Klirren und löste neue Schmerzwellen aus. Vielleicht hatte ich aufgestöhnt. Mein Körper bestand aus schlecht mit morschen Sehnen verschnürten, wattig feuchten Klumpen, die aus dem ekligsten Zeug zusammengepappt waren â saurer Milch, gekipptem Wein, gekautem Gummi, Ohrenschmalz, der schwarzen Schmiere, die sich auf Tastaturen absetzt. Und die morschen Sehnen schmerzten abscheulich. Der reinste Horrortrip.
Mein Empfinden expandierte langsam weiter auswärts. SchlieÃlich erreichte es die klaffenden, öligen, Schweià absondernden Poren meiner Haut und drängte hinaus in die Welt. Die Daunendecke von Oskars Bett war vom nächtlichen Hin- und Herwälzen zu einem Strang gezwirbelt und um meine Beine gewickelt. Meine Kehle und Bronchien fühlten sich an wie aufgeraspelt vom Rauchen. Um den Geschmack auf meiner Zunge zu bestimmen, hätte man Proben aus dem Raubtierkäfig entnehmen müssen. Eine Mixtur aus Zitronensaft und Briefumschlagkleister war mir über Nacht in die Augen gespritzt worden. Ich war von Kopf bis Fuà in verdunsteten Schweià gehüllt.
Die Wahrnehmungsmuschel rings um meinen Körper öffnete sich mehr und mehr, und ich wünschte mir sehnlichst, es möge aufhören. Das Zimmer war hell, es war Tag, es war ein Tag in einer Folge von Tagen, es war der nächste Tag. Ich musste zunächst einmal mehr über den vorigen Tag in Erfahrung bringen. Neue Sinnesreize machten sich bemerkbar, von der Nase her. Der Eindruck war unangenehm, doch ich begriff nicht recht, wieso.
Es war also getrunken worden. Ich war mit
Weitere Kostenlose Bücher