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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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vervielfältigte sich. Was bedeutete es überhaupt? Ich hatte es mal in einem politischen Kontext gehört, in Bezug auf irgendeine Kontroverse. Die präzise Definition war mir nicht geläufig, aber mir war klar, dass es etwas mit der Kontrolle über die Wahrheit zu tun hatte. Die objektive Realität ist für niemanden je ganz durchschaubar, und um sie her weben wir unsere subjektiven Versionen. Was sich tatsächlich ereignet hatte, war irrelevant – wichtiger war, sich eine Geschichte zusammenzuzimmern, die alle konkurrierenden Geschichten aus dem Feld schlug. Zweifellos glaubte die Hausmeisterin felsenfest an ihre eigene, vollkommen falsche Version, der zufolge ich die Katze umgebracht und ihre Überreste in pietätloser und obendrein höchst ungeschickter Weise entsorgt hatte. Um diese Armada von Unwahrheiten zu versenken, wäre es sicher hilfreich, die historischen Tatsachen ein wenig zurechtzurücken. Das geschähe ja schließlich im Dienste einer umfassenderen Wahrheit, auch wenn es so scheinen mochte, als täte ich alles in meiner Macht Stehende, um ein echtes Verständnis des Vorgefallenen zu unterminieren. Gewiss war ein Fehlverhalten meinerseits absolut bestreitbar, und abstreiten würde ich es auf jeden Fall.
    Ich atmete noch mal tief durch und unterzog meinen letzten Gedankengang einer kritischen Revision. Nur keine Panik. Im Moment bestand noch gar kein Anlass, irgendetwas abzustreiten oder sich auf eine heiße Dreiecksaffäre mit Wahrheit und Lüge einzulassen. Was ich im Moment brauchte, war etwas zu trinken und eine Verschnaufpause.
    Zurück in der Küche, ließ ich mir ein Glas Wasser einlaufen und leerte es in zwei Schlucken. Es war nicht sehr erfrischend, nicht kalt genug, nur flüssig, nichts weiter, ohne das Klare und Belebende, das ich mir erhofft hatte. Kein Vergleich zu diesen strahlenden Models in der Werbung, die sich das kristallene Nass eimerweise ins Gesicht kippen ließen.
    Vielleicht war hier nicht Wasser vonnöten, sondern Wein. Der Gedanke rief noch immer einen Anflug von Übelkeit hervor, ein mulmiges Aufschwappen der versifften Brühe, in der mein Hirn schwamm, aber keinen ernsthaften Protest. Ich entkorkte eine Flasche und schenkte mir ein Glas ein. Eine der Katzen – die Katze vielmehr, die eine, die noch übrig war – rieb sich unterdessen an meinen Waden und miaute.
    Â»Tja, du hast Hunger, was?«, fragte ich. »Tut mir leid, ich geb dir gleich was.«
    Ich stellte das Glas auf dem Küchentresen ab – weit weg von der Kante, dicht an der Wand – und ging in die kleine Abstellkammer.
    Der Raum roch gesund und wohltuend. Nichts stach besonders aus diesem subtilen Aroma hervor, aber es war so angenehm und heimelig, dass ich nicht anders konnte, als den Versuch einer Analyse zu unternehmen. Trockenfutter trug sicher zu dem Duft bei, ebenso wie Putzmittel. Eine unerwartete Verbindung, hier aber geglückt. Zusammen ergaben sie eine Duftnote, die höchst ansprechend war, appetitlich, mit einem Hauch von reinlicher Schärfe. Und doch hatte die Atmosphäre der Kammer etwas an sich, das mich in meinen Ängsten bestärkte. Sie kündete nur allzu deutlich von einem gut geführten Haushalt – regelmäßig aufgestockte Vorräte, vernünftig vermiedene Engpässe, problemlos befriedigte Bedürfnisse. Wie man schon aus Oskars Zetteln ersehen konnte, war hier für jede Eventualität vorgesorgt. Im Falle eines Stromausfalls zum Beispiel, würde ich sicher Kerzen und Streichhölzer finden. Die Luft hier war gesättigt mit so bewundernswerten Qualitäten wie Gewissenhaftigkeit, Selbstdisziplin, Organisationstalent, kurz, all jenen, die mir fehlten. Ich hatte keinen richtigen Beruf, nur eine Reihe von recht beliebigen Jobs vorzuweisen. Ich war Junggeselle. Ich hatte es versäumt, mir ein eigenes Heim oder finanzielle Rücklagen zu sichern. Und hier stand ich nun, mitten im Revier all der nervtötend selbstzufriedenen Viecher, die in den Fabeln stets die Oberhand behielten – fleißige Ameisen, geschäftige Eichhörnchen, beharrliche Schildkröten.
    Aber … der Gedanke an Oskars Zettel ließ mich nicht mehr los. Wie viele Varianten, Mist zu bauen, er mir doch zugetraut hatte! Von allen Dingen, die in den letzten Tagen schiefgegangen waren, würde ihn wohl nur der Tod der Katze überraschen. Dass der Boden Schaden nehmen könnte, hatte er

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