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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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lauter Verblüffung, dass der Hund mich tatsächlich gebissen hatte, wäre ich fast stehen geblieben, um nachzusehen, was passiert war ( Nicht stehen bleiben!) . Mit letzter Kraft warf ich mich nach vorn und spürte das Gewicht des Hundes wie einen Klotz am Bein, doch plötzlich brach das Gewicht weg, mein Bein war frei, aber irgendwas gab nach und riss beim Loslassen. Die ganze Zeit wartete ich schon auf den Schmerz, auf das Gefühl von rinnendem Blut, das von meinem hämmernden Herzen durch ein zerfetztes Loch am Schienbein hinausgetrieben wurde und auf den dreckigen Asphalt tropfte, doch ich merkte nichts, und als ich mit dem gebissenen Bein wieder auftrat, fühlte es sich ganz unversehrt an.
    Ich riskierte einen schnellen Blick über die Schulter und sah, dass der Hund zurückblieb und in einem widerstrebenden, irgendwie majestätischen Halbkreis umkehrte, als hätte seine Zielrichtung sich gar nicht geändert. Der Rest der Meute hatte sich verzogen. Ich stand jetzt auf einer normalen Straße, mit Verkehr und Passanten in Sicht. Sie hatten ihre Chance verpasst. Nur wenige Meter trennten ein Gebiet, in dem einen streunende Hunden anfallen konnten, von einer Alltagswelt, wo so etwas undenkbar war, zumindest bei Tag. Oder ging von mir etwa eine Aura besonderer Verletzlichkeit aus, etwas, das mich zu einer Beute oder einer Bedrohung machte, während jemand anders, ein Hiesiger, unbehelligt durch die Brachlandschaft hätte wandern können?
    Die dunklen Silhouetten der Hunde bewegten sich zum Ende der Gasse hin, verschmolzen zu einer einzigen geduckten Gestalt, ausgeblendet vom blauen Strahlen des Himmels im hohen Rahmen der Mauern.
    Erst jetzt merkte ich, wie erschöpft ich war. Mir zitterten die Beine, meine Lunge brannte, ich war schweißgebadet. Ich schämte mich der Schweißflecken auf meinem Hemd – man meint ja immer, kühl und locker auftreten zu müssen. Ich lehnte mich an eine Straßenlaterne, um zu verschnaufen. Ein paar Passanten warfen mir verwunderte Blicke zu – ich war nicht zum Joggen angezogen. Mein linkes Hosenbein war zerrissen, und ein Stofffetzen hing herab. Ich bückte mich, um den Fetzen ganz abzureißen. Das Stück Jeansstoff fühlte sich feucht an, entweder vom Geifer des Hundes oder von meinem eigenen Schweiß. Ich warf es zu dem restlichen Müll in die Seitengasse.
    Nahebei überbrückte die Straße den Kanal und kreuzte die Uferstraße, in die ich einbog. Der Kanal und die hohen, schmalen Häuser an seinem Rand verliehen der Straße etwas Holländisches, außerdem war sie von Bäumen gesäumt, die willkommenen Schatten spendeten. Die lauschige Allee schien Welten entfernt von dem verseuchten Graben, in dem ich die Katze entsorgt hatte, doch es war der gleiche Wasserlauf. Schockierend, wie lange her mir das Versenken des Müllsacks schon wieder vorkam. Die ganze Sache schien kaum noch wahr, vielleicht würde ich mich doch noch aus der Situation herauswinden können. Inzwischen aber pochte mir der Schädel vor Dehydrierung, und meine Beine waren noch immer nicht sonderlich standfest. Ich brauchte Wasser.
    Ãœber die nächste Brücke führten Trambahngleise – hier entlang ging es zurück zu Oskars Wohnung. An der Ecke befand sich ein kleiner Supermarkt, ein verirrter Keil aus Glas und Neonlicht in der monotonen grauen Stuckfassade, mit fluoreszierenden Sternchen gespickt, auf denen mit schwarzem Filzmarker hingekrakelte Preise standen. Ich brauchte Wasser, und der Kühlschrank in der Wohnung war leer.
    Hinter den automatisch aufgleitenden Ladentüren lief die Klimaanlage auf vollen Touren, trocknete mir den Schweiß und kühlte mich bis auf die Knochen. Das Neonlicht sirrte wie die Radiowellenortung des Urknalls. Ich nahm einen Drahtkorb und belud ihn mit Mineralwasser, Käse, Tomaten, Salami, einem verdächtig kompakten, dunklen Brotlaib. Dann noch zwei Flaschen Wein – ich zögerte, stellte eine zurück, legte sie dann doch wieder in den Korb. Der Supermarkt machte einen seltsam provisorischen Eindruck – laminiertes Sperrholz, handgeschriebene Preise –, aber das Angebot war üppig. Ich nahm Spaghetti und ein Glas Pastasauce. Meine Einkäufe füllten zwei Tüten. Wieder spürte ich den Zug der Mülltüte an den Fingern. Ich dachte an die Katze, still und kalt in ihrem Kanalbett, wo der Schlick sich in den schwarzen Falten ihres Leichensacks

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