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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Holzstiel. Ein weiterer Blutstropfen flog auf den Boden.
    Die Putzfrau zog ihre Waffe zurück, und auch ich trat zurück, um mehr Abstand zu gewinnen und zu sehen, wo der letzte Blutstropfen hingeflogen war. Durch die Wucht des Schlages war er ziemlich weit geschleudert worden, und ich drehte mich halb mit dem Mopp, wollte ihn wegwischen. Die Putzfrau nutzte ihre Chance, sobald meine Wachsamkeit nachgelassen hatte, aber sie war schwerfällig, und ich hatte einen Moment, mich auf den Angriff einzustellen. Doch was sollte ich tun? Versuchen, ihr das Messer zu entwinden? Sie kampfunfähig machen? Wie denn? Und wenn sie auch noch so verrückt war, sie war eine alte Frau, eine verwundete alte Frau. Ihr mit dem Mopp den Schädel zu spalten, schien der Deeskalation auch nicht gerade förderlich.
    Diesmal stach sie von unten nach oben zu, und wieder parierte ich mit dem Mopp. Unsere Blicke trafen sich – ich erwartete animalische Mordlust, fand aber nur grimmige Verwunderung, als wäre sie enttäuscht, dass ich mich nicht einfach passiv abschlachten ließ. Eine dunkelrote Blume blühte auf der Rückseite ihres Schenkels – ich sah sie immer weiter wachsen und stellte mir vor, wie das Blut, der Schwerkraft gehorchend, langsam gen Boden rann. Wir umkreisten uns lauernd; ihrer Miene war nichts anzusehen. Seltsam, sie musste doch Schmerz empfinden – so gut gepolstert konnte sie gar nicht sein.
    Gewaltiger Lärm brach plötzlich in die gespannte Stille ein. Wir zuckten gleichzeitig zusammen und drehten uns nach seiner Quelle um: das Telefon. Oskar? Nicht sehr wahrscheinlich – in Kalifornien war es nach Mitternacht. Es klingelte und klingelte, ein penetrantes, Aufmerksamkeit heischendes elektronisches Baby.
    In diesem Moment der Ablenkung holte die Putzfrau wieder mit dem Messer aus und zielte auf die linke Seite meines Brustkorbs. Langsam, wie sie war, fiel es mir nicht schwer, ihre Attacke zu parieren. Sie schrie auf vor Bestürzung. Ich versuchte, den Mopp so zu manövrieren, dass ich die Angreiferin mit dem einen Ende abwehren und mit dem anderen zugleich das von der Klinge fliegende Blut aufwischen konnte. Aber es ging nicht, es war nicht möglich, den Boden zu erreichen, ohne meine Verteidigung aufzugeben, zumal die Putzfrau die Taktik geändert hatte und inzwischen auf meine Hand einstach. Überrascht schrie ich auf, wich zurück, stolperte über die Schwelle und schlug längelang hin.
    Ich lag rücklings auf dem Küchenboden, zappelte mit Armen und Beinen, und mein Becken fühlte sich an, als wäre es ausgerenkt. Zum ersten Mal im Leben hätte ich mir gewünscht, dicker zu sein. Mein Kopf hatte die offene Klappe der Spülmaschine wohl nur um wenige Zentimeter verfehlt. Ich schmeckte Blut, hatte mir auf die Lippe gebissen.
    Trotz ihrer bescheidenen Größe brachte die Putzfrau es fertig, turmhoch über mir aufzuragen. Sie atmete schwer und brummelte auf mich ein. Mein Blick glitt von ihrem Gesicht zu dem Messer in ihrer Hand. Auch sie sah sich das Messer an, als hätte sie es gerade auf dem Boden gefunden. Schnaufend und murmelnd machte sie Miene, sich über mich zu beugen. Ich zuckte zurück und presste mich gegen den kalten Stahl von Oskars Küchenschränken. Das war es jetzt – sie würde mich abstechen. Doch anstatt das Messer in mir zu versenken wie ein Aztekenpriester, warf sie es mit der Spitze voran ins Spülbecken. Ich rappelte mich auf. Die Putzfrau stand immer noch seltsam vornübergebeugt da und atmete rasselnd. Wie in Trance schlurfte sie zur Spüle und ließ Wasser über ihre blutige rechte Hand laufen. Dann drehte sie sich um, den Blick zum fleckigen Boden gesenkt.
    Â»Ich kann das alles reparieren«, sagte ich. »Es wird aussehen, als ob nie was passiert wäre.«
    Kopfschüttelnd setzte sie den unartikulierten Monolog fort, den nur sie verstehen konnte, knickte langsam in den Knien ein und spreizte die Hände flach auf dem Holzboden. Ihr Gesicht war rot angelaufen, und ihr Atem ging immer keuchender.
    Â»Ehrlich«, sagte ich, und meine Stimme klang merkwürdig hoch, »es ist nicht weiter schlimm. Ich krieg das wieder hin. Kein Grund zur Aufregung.«
    Das Gemurmel brach ab, ebenso wie der pfeifende Atem. Die kauernde Gestalt der Putzfrau schien sich zu entspannen. Langsam sackte sie in sich zusammen wie ein Ballon, der die Luft verliert. Sie rutschte mit dem Gesicht zu Boden, die

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