Die Nacht am See
hast selbst gesagt, dass niemand wissen kann, wo wir sind. Warum kannst du nicht auch einmal Spaß haben?”
Jetzt stellte er sie so dar, als wäre sie eine prüde, langweilige alte Transuse.
Was sie ja war! Wann hatte sie sich denn das letzte Mal amüsiert? Oder eine Verabredung gehabt, die nicht geschäftlich gewesen war? Wann hatte sie gelacht, abgesehen von den letzten Tagen mit Donovan?
„Ich würde ja gern, aber…”
„Kein aber. Komm einfach herein. Ich drehe mich sogar um, während du dich ausziehst.”
Es verstrichen noch einige Sekunden, in denen sie überlegte und Donovan mit dem Rücken zu ihr schwamm. Oh, was schadete es schon? Fünf Minuten. Er hatte Recht. Sie hatte ihre Arbeit gemacht, und zwar gut. Niemand konnte sie hier finden.
„Okay”, meinte sie schließlich zögernd und zog ihr T-Shirt über den Kopf. „Aber ich werde mich nicht ganz ausziehen. Meine Unterwäsche ist zum Schwimmen gut geeignet.”
Sie war froh, dass sie den neuen schwarzen BH mit dem passenden Slip trug, die Doris für sie zu dem schwarzen Kleid ausgesucht hatte. Es sah fast wie ein richtiger Bikini aus.
Donovan lachte. „Wie du willst.”
Kopfschüttelnd zog Jocelyn ihre Shorts aus und faltete alles ordentlich zusammen, bevor sie es auf die Decke legte. Dann trat sie an die Stegkante.
„Okay, du kannst jetzt wieder herschauen.” Sie streckte die Arme nach vorn, hielt eine Sekunde inne und machte dann einen Salto durch die Luft direkt ins Wasser.
Sobald sie auftauchte, hörte sie Donovan klatschen und pfeifen. „Das ist ja erstaunlich!
Warst du mal olympische Turmspringerin?”
Sie rieb sich das Wasser aus den Augen. „Nein, aber ich war als Kind im Schwimmverein.”
„Du machst wohl alles gut, was?” Er kam näher.
Sie zuckte mit den Schultern und versuchte, nicht daran zu denken, dass er völlig nackt vor ihr im Wasser schwamm, und dass sie nur ihre Unterwäsche trug. Wenn sie noch näher schwamm, konnte sie ihn berühren.
Oh, wie sehr sie sich danach sehnte. Ihr Körper vibrierte geradezu vor Verlangen, die Arme um seinen Nacken zu schlingen, seine Wange an ihrer zu spüren.
Am liebsten hätte sie alle Vorbehalte vergessen - nur dieses eine Mal - so, wie es Tess vorgeschlagen hatte, um diese romantische Sommernacht mit dem aufregenden Mann direkt vor ihr auszukosten.
Sie holte tief Luft und tauchte unter, in dem Versuch, sich abzukühlen, musste jedoch feststellen, dass es hoffnungslos war. Sie konnte sich genauso gut damit abfinden, dass sie in der nächsten Zeit unter schmerzlicher ungestillter Lust würde leiden müssen.
Sie tauchten und schwammen und spritzen sich gegenseitig nass, während die Sonne ganz hinter den Bäumen verschwand.
Das Wasser auf der Haut zu spüren war unglaublich erotisch.
Nach ein paar Minuten kam Donovan näher. „Ich habe ein Ziel, was dich betrifft.”
Sie schaffte es, ihre Atmung ruhig zu halten, als sie antwortete: „Was für eines? Du willst mir doch wohl nicht das Kochen beibringen, oder?”
„Nein.”
„Soll ich eine Herzoperation an einem Waschbären durchführen?”
Er lachte. „Nein.”
„Was dann?”
Donovans Augen funkelten entschlossen. „Ich möchte den Aufenthalt hier für dich so angenehm wie möglich gestalten. Ich möchte dich glücklich machen.”
Darauf konnte sie absolut nichts erwidern, seine Großherzigkeit verschlug ihr die Sprache.
Sie war sich nicht ganz sicher, was er vorhatte, doch irgendwie wurde ihr ganz warm.
Glücklicherweise erläuterte er seinen Plan. „Die letzten beiden Male, als du hier warst, hattest du gerade etwas sehr Schweres durchgemacht. Dies ist ein wundervoller Ort, Jocelyn, und du solltest glückliche Erinnerungen damit verbinden. Es wäre schön, wenn du das Gefühl bekommst, dass diese traurigen Zeiten vorbei sind.”
Langsam verstand sie, was er meinte. „Soll das heißen, dass du das Haus für mich von der Vergangenheit reinigen willst?”
„So könnte man es sagen, ja.”
„Warum?”
Er blinzelte. „Weil ich dich lächeln sehen möchte.”
„Das hast du doch schon.”
„Nicht sehr oft.” Die Art, wie er sie jetzt ansah - voller Zärtlichkeit und Fürsorge - brachte all ihre Abwehrmechanismen mit einem Schlag zum Einstürzen. Sie glaubte nicht mehr daran, dass sie sich davon abhalten konnte, diesen wunderbaren Mann zu berühren.
Doch es war keine sexuelle Verführung, die hier vonstatten ging. Er war einfach unglaublich nett zu ihr.
„Der Glückskeks hatte Recht. Du bringst gerne
Weitere Kostenlose Bücher