Die Nacht am See
Herd gestellt hatte, und wartete dann, dass es heiß wurde.
Was war es, was ihn an Jocelyn so unglaublich wild machte? Er wollte sie, und das nicht nur körperlich. Er wollte ihr nahe sein - sie kennen lernen und sich ihr gegenüber auch selbst öffnen. Er wollte alles über ihre Kindheit, über ihr jetziges Leben, ihren Job und ihr Privatleben wissen. Er wollte ihr von all seinen Fehlern und all seinen Erfolgen erzählen. Er wollte alles wissen und alles geben.
Eine merkwürdige Mischung aus Begeisterung und Angst erfüllte ihn. War das Liebe oder der Anfang davon?
Vielleicht, aber woher sollte er das wissen? Er hatte noch nie eine Frau von ganzem Herzen geliebt. Er hatte Frauen begehrt, das ja, und war in seine Freundinnen während der Schul-und Studienzeit verliebt gewesen, aber keine von ihnen hatte er richtig geliebt. Nie hatte er das Bedürfnis verspürt, eine feste Beziehung einzugehen oder mit einer Frau jede Minute des Tages zu verbringen. Er hatte sich mit keiner so eng verbunden gefühlt wie mit Jocelyn. Vielleicht lag es an ihrer bodenständigen Art. Sie war einfach immer sie selbst, und er hatte das Gefühl, sie so gut zu kennen wie sich selbst.
Ein ungewohntes Gefühl der Wärme durchströmte ihn, und er stieß einen tiefen Seufzer aus. Es war eine der angenehmsten Empfindungen, die er je verspürt hatte. Er lächelte.
Eine Sekunde später warnte ihn eine Stimme in seinem Inneren, er solle lieber auf der Hut sein. Er hatte noch nie jemandem sein Herz geschenkt, und es war nicht so einfach, nach so vielen Jahren seine Unabhängigkeit aufzugeben. Hinzu kam die Angst, dass eine Beziehung zu Jocelyn vielleicht nicht funktionieren könnte. Wie sollte er damit klarkommen, wenn sie aus seinem Leben verschwand?
Er kannte den niederschmetternden Zustand, verlassen zu werden.
Genau genommen war es immer so gewesen. Das Gefühl, allein zu sein, war ein Teil seiner Identität, selbst, wenn er mit anderen Menschen zusammen war.
Nur mit Jocelyn war es anders.
Er bekam Angst. Es waren ja nicht nur seine Zweifel, Jocelyn war ja auch immer noch seine Leibwächterin, und er fürchtete, dass sie nicht bereit war, ihre Verantwortung abzugeben, um seine Geliebte zu werden. Sie hatte es mehr als deutlich gesagt, dass sie sich normalerweise nicht mit Klienten einließ. Außerdem war sie nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung.
Plötzlich war er nervös und unsicher bezüglich dessen, was zwischen ihnen geschah, verscheuchte jedoch die Gedanken und schüttete den Mais in den Topf.
Jocelyn kam kurz darauf aus ihrem Zimmer. Sie trug einen weißen Bademantel, weiße Socken und rieb sich die Haare mit einem Handtuch trocken.
Wieder einmal erlag er ihrem Zauber. „Wie ist es möglich, dass du so gut aussiehst, einfach nur, wenn du aus der Dusche kommst?”
Sie schenkte ihm das strahlende Lächeln, auf das er gewartet hatte. Es raubte ihm fast den Atem.
Erleichterung durchströmte ihn. Er hatte Angst gehabt, dass sie sich unbehaglich fühlen könnte oder womöglich etwas bedauerte.
„Du bist ein Charmeur.” Sie trat zu ihm und küsste ihn auf die Wange. Am liebsten hätte er vor Freude laut gelacht.
„Was machst du da?” fragte sie.
„Popcorn.”
Sie schaute auf den Topf. „Du machst Popcorn selbst? Welch ein Genuss!”
„Du bist ein Genuss”, erwiderte er und genoss die Art, wie sie ihm flirtend zuzwinkerte und sich dann umdrehte, um Hüften schwingend ins Wohnzimmer zu gehen.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Herd zu und schüttelte den Topf, bis ein köstlicher Duft die Küche erfüllte, und das Popcorn den Deckel vom Topf hob. Er schüttete es in eine Schüssel und goss geschmolzene Butter darüber.
Jocelyn saß auf dem Sofa, wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger und wartete auf ihn. „Donovan, wir müssen unbedingt über das reden, was eben geschehen ist”, sagte sie, als er die Schüssel auf den Tisch gestellt hatte.
Er war gerade dabei, sich zu setzen, erstarrte jedoch bei ihren Worten. „Es scheint zur Routine zu werden, dass du mich höflich wegscheuchst.”
Sie nahm seine Hand. „Ich weiß. Es tut mir Leid. Bitte setz dich.”
Er gab nach und setzte sich neben sie. „Hört sich so an, als hättest du unter der Dusche viel Zeit zum Nachdenken gehabt.”
Er versuchte, gegen die Furcht anzukämpfen, die ihn auf einmal überkam. Diesmal würde ihn ihre Zurückweisung viel tiefer treffen als die anderen Male, denn da hatte er noch nicht mit ihr geschlafen, hatte
Weitere Kostenlose Bücher