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Die Nacht am Strand: Roman (German Edition)

Die Nacht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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in ihren Mund dringt, fasst er sie am Arm
und hält sie, bis sie die Whaler erreichen.
    Sydney zieht sich am Heck hoch und lässt sich ins Boot fallen. Sie hilft
Ben den Anker lichten. »Das tut mir wirklich leid«, sagt er mehrmals, aber sie winkt
ab. Ihr habe das Abenteuerliche Spaß gemacht, versichert sie, es habe ihr gefallen,
oben auf dem Dach. Sie würde es jederzeit wieder tun, auch wenn das Schwimmen nicht
die reine Freude gewesen sei. Sie verkriecht sich im Cockpit. Die Sweatshirts sind
jetzt nutzlos.
    »Wir sind bald da«, sagt er.
    Sydney fröstelt, und als sie nach oben schaut, kann sie erkennen, dass
auch Ben in seiner Jeans und seinem durchnässten Sweatshirt schlottert. Er lässt
das Boot laufen, so schnell er kann, zum Glück ist die Strömung jetzt auf ihrer
Seite. Als sie die Enge durchfahren, schaltet er am Kai den Motor aus. »Ich lasse
Sie hier raus«, sagt er, »und fahre zum Ankerplatz. Ich komme dann mit dem Beiboot.
Schauen Sie, dass Sie jemanden finden, der Ihnen eine Decke leiht. Ich komme so
schnell wie möglich.«
    Sydney tut, was er ihr geraten hat, und wartet in einem kleinen Raum,
der wohl an einen Jachtklub erinnern soll, auf Ben. Sepiadrucke von Segelteams hängen
über dem Kaminsims. Silberne Trophäen stehen auf Holzborden. In einer Ecke ist ein
Regal mit Kinderbüchern, auf dem Boden ein Stapel Brettspiele. Ein junger Mann hat
Sydney eine grüne Flanelldecke gegeben, die sie sich umgelegt hat. Trotzdem fröstelt
sie immer noch – ob in Erinnerung an das Gespräch auf dem Dach oder von der Kälte,
kann sie nicht sagen.
    Als Ben kommt, nimmt sie die Decke ab, legt sie zusammen und dankt dem
jungen Mann. Sie und Ben laufen zum Auto. Drinnen dreht er die Heizung voll auf.
Und entschuldigt sich erneut.
    »Ben, hören Sie endlich auf«, sagt Sydney. »Es hat Spaß gemacht.«
    »Sie schlottern immer noch«, sagt er.
    »Ich fühle mich bestens«, erklärt sie. »Ganz ausgezeichnet.«
    »Sie gehen ins Gästebad«, entscheidet Ben, sobald sie aus dem Wagen gestiegen
sind. »Ich nehme das hinten im Flur.« Er ruft nach Julie, als er mit Sydney ins
Haus tritt. Julie, die oben in ihrem Zimmer war, streckt den Kopf über das Geländer.
Ben rennt die Treppe hinauf, und Sydney folgt ihm.
    »Was ist?«, fragt Julie erschrocken.
    »Sydney braucht etwas Warmes zum Anziehen«, sagt Ben.
    »Seid ihr reingefallen?«, fragt Julie.
    »Nicht direkt«, antwortet Ben.
    Das ist vielleicht die herrlichste Dusche, die sie je genommen hat, denkt
Sydney. Sie lässt das heiße Wasser laufen, bis es ihren ganzen bis aufs Mark durchgefrorenen
Körper erwärmt hat. Nach einiger Zeit beginnt das heiße Wasser seine Wirkung zu
tun, und ihre Schultern lockern sich. Sie entdeckt eine Flasche, in der noch ein
Rest Shampoo ist, und wäscht sich die Haare. Zuvor hat sie gehört, wie Julie die
Tür aufgemacht und einen Stapel Kleider auf das Waschbecken gelegt hat. »Sie sind
dir bestimmt viel zu groß«, hat sie gerufen.
    »Hauptsache, sie sind warm«, hat Sydney geantwortet.
    »Handtücher sind auch da.«
    Sydney fühlt sich, als hätte sie gerade einen langen Segeltörn beendet,
als hätte sie an einer Regatta teilgenommen und gesiegt. Jetzt eine Schale heiße
Muschelsuppe, das wäre perfekt.
    Mit einem Gummiband, das sie in einem beinahe leeren Apothekerschränkchen
findet, dreht sie sich die Haare zum Knoten. Sie zieht Julies Sachen über – einen
Jogginganzug aus dunkelblauem Velours, der ihr mindestens zwei Nummern zu groß ist.
Aber seine Geräumigkeit ist ihr angenehm, und sie fühlt sich wie früher als Kind
nach einem Bad: sauber von Kopf bis Fuß, in ein warmes Badetuch eingepackt, das
beinahe so groß ist wie sie. Sie muss den beschlagenen Spiegel abwischen, um ihr
Gesicht sehen zu können, das jetzt rosig ist vom heißen Wasser. Flüchtig fragt sie
sich, ob sie die Letzte ist, die noch diese Dusche benutzt hat, ob die neuen Eigentümer
vielleicht das ganze Haus renovieren oder gar abreißen werden, um etwas Neues zu
bauen. Sie betrachtet mit liebevollem Blick die Einrichtung dieses Badezimmers,
das sie einmal mit Hausgästen und einem Geistlichen geteilt hat: die Toilette mit
dem Griff, an dem man immer ein bisschen herumwackeln muss, damit die Spülung richtig
funktioniert; die Handtuchstange aus leicht angerostetem Chrom; das Apothekerschränkchen
mit den Metallborden; die beiden Kugellampen rechts und links vom Spiegel, die an
Laternen erinnern. Als sie die Tür zum Flur öffnet, zieht Dampf hinter ihr

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