Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
Vom Netzwerk:
Vogelskeletten, bunten Federn und Pappmascheevögeln, die man in Sperrholzbäume gesetzt hatte. Früher war der New Yorker Central Park eines der beliebtesten Vogelbeobachtungsgebiete in den ganzen Vereinigten Staaten gewesen, doch der abrupte Klimawandel hatte dem ein Ende bereitet – vermutlich für immer. In den Wochen nach den Erdbeben und Vulkanausbrüchen, die von den Nuklearexplosionen ausgelöst worden waren, war der Himmel von Vögeln erfüllt, waren ihre grellen Schreie überall zu hören gewesen. Und dann waren ihre gefiederten Körper zusammen mit dicken schwarzen Hagelkörnern vom Himmel gefallen. Ihr Lebensraum war zerstört; es gab keine »warmen Gefilde« mehr, zu denen sie hätten aufbrechen können. Ihr Sterben hatte mehrere Tage gedauert. Die Ratten hatten sich an den flappenden Federknäuel auf den Straßen gütlich ge tan; qualvolles Tschirpen war durch das Stakkato des Hagels gedrungen.
    Nun lag der Park, wenn es gerade nicht regnete, still da. Auf den Seen schwammen keine Enten mehr; ihre Überreste, Knochen und Federbüschel, vermischten sich mit dem Schlamm, der die Rasenflächen und Fußwege bedeckte. Ab und an flitzte ein zerzaustes Eichhörnchen einen Baum hoch, doch es gab nur noch wenige von ihnen.
    Zack sah durch eines der Teleskope – er hatte einen flachen Stein in der Größe einer Quartermünze in den Schlitz gesteckt, so dass es jetzt ohne Bezahlung funktionierte –, und sein Blick verlor sich im dichten Nebel, der über dem Park lag.
    Bevor die Vampire eingezogen waren, hatten Teile von Belvedere Castle als Wetterstation fungiert, und ein Großteil der meteorologischen Ausrüstung war in dem spitzen Turm und innerhalb des eingezäunten Bereichs unweit des Hauptgebäudes verblieben. Damals hatten die Wetternachrichten der städtischen Radiosender immer mit »Die Temperatur im Central Park beträgt …« begonnen, und die darauf folgende Zahl hatte man im Turmobservatorium des Belvedere Castle gemessen. Jetzt war es Juli (oder August), also jene Zeit, die man früher als »Hundstage« bezeichnet hatte – doch die höchste Temperatur, die Zack einmal in einer relativ milden Nacht abgelesen hatte, war sechzehn Grad Celsius gewesen.
    Im August hatte Zack Geburtstag. Im Büro des Observatoriums hing ein zwei Jahre alter Kalender, aber Zack hatte es versäumt, die einzelnen Tage zu zählen. War er schon dreizehn? Es fühlte sich jedenfalls so an – also entschied er, dass es so war. Dreizehn. Ein Teenager.
    Er erinnerte sich vage an jenen sonnigen Nachmittag vor vielen Jahren, an dem ihn sein Vater in den Zoo des Central Park mitgenommen hatte. Danach hatten sie die Vogelausstellung im Belvedere Castle besucht und dann italienische Eiscreme auf der Außenmauer gegessen, von wo aus man einen guten Blick auf die meteorologischen Messinstrumente hatte. An diesem Tag hatte er sich bei seinem Vater beklagt, dass die Kinder in der Schule immer Witze über seinen Nachnamen machten: »Hey, Goodweather – du wirst bestimmt mal ein Spitzen-Wetterfrosch.«
    »Und was willst du wirklich werden?«, hatte sein Vater gefragt.
    »Zoowärter«, hatte Zack geantwortet. »Und Motocross-Fahrer.«
    »Hört sich gut an«, hatte sein Vater gesagt, und dann hatten sie die leeren Eisbecher in die Recyclingtonne geworfen und waren zur einer Nachmittagsmatinee gegangen. Und am Ende dieses perfekten Tages hatte sein Vater versprochen, das bald zu wiederholen. Aber dazu war es nie gekommen. Wie so viele Versprechen seines Vaters war auch dieses unerfüllt geblieben.
    All diese Momente erschienen Zack nun wie ein Traum – als ob sie sich nie wirklich ereignet hätten. Sein Vater war schon vor langer Zeit zusammen mit Professor Setrakian und den anderen getötet worden. Hin und wieder hörte Zack eine Explosion in der Stadt oder sah eine dichte Rauchwolke über den Häusern aufsteigen. Offenbar gab es immer noch Menschen, die sich gegen das Unvermeidliche zur Wehr setzten. Zack musste dabei an die Waschbären denken, die die Goodweathers einmal in einem Weihnachtsurlaub traktiert hatten. Was sein Dad auch gegen sie unternommen hatte – sie waren immer wieder gekommen, um die Mülltonnen zu durchkämmen. So war es auch mit den Widerständlern in der Stadt. Ein Ärgernis für die Vampire. Ein Ärgernis, mehr nicht.
    Zack verließ die Ausstellungsräume, wo die Vitrinen schon Staub angesetzt hatten, und ging wieder die Wendeltreppe hinunter. Er hatte das Zimmer, das ihm der Meister zur Verfügung gestellt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher