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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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gewachsen bist, dann bekommst du, was du willst: Der Zoo bleibt geöffnet, und du musst dich nicht mehr selbst um die Tiere kümmern.
    »Aber ich … ich kann das nicht.«
    Weil der Leopard so schön ist? Oder weil du Angst vor ihm hast?
    »Ich weiß nicht … Ich kann es einfach nicht.«
    Was ist das Einzige, das ich dir bisher versagt habe, obwohl du es dir gewünscht hast?
    Zack drückte den Rücken durch. »Eine Waffe.«
    Ja, eine Waffe. Ich gebe dir ein Gewehr, das du innerhalb des Zoos benutzen darfst … Was sagst du dazu?
    Und so ging Zack am darauffolgenden Tag in den Zoo – um das Gewehr wenigstens einmal in der Hand zu halten. Die nagelneue Waffe lag auf einem der Plastiktische neben dem Eingang: ein kleines Kaliber, der Griff aus Walnussholz, mit Rückstoßpolster und aufgesetztem Rahmen. Er nahm sie – sie war nicht sonderlich schwer – und marschierte damit durch den Zoo, wobei er immer wieder auf irgendetwas anlegte. Er wollte schießen, wusste aber nicht, wie viele Kugeln er hatte. Und obwohl das Gewehr einfach zu bedienen schien, war er sich nicht sicher, ob er es auch nachladen konnte – falls er überhaupt weitere Munition fand. Er legte auf ein Schild mit der Aufschrift TOILETTEN an und strich mit dem Finger über den Abzug, langsam, immer wieder … als die Waffe plötzlich einen Sprung machte, der Stutzen sich in seine rechte Schulter rammte, und der Rückstoß ihn nach hinten taumeln ließ. Keuchend sah er eine dünne Rauchfahne aus der Mündung des Gewehrs kommen. Dann blickte er auf das Schild: Er hatte ein Loch in das O geschossen.
    Etliche Tage lang trainierte er mit dem Gewehr – anlegen, zielen, schießen –, wobei er die kleinen Bronzetierfiguren in der Delacorte-Uhr als Ziel verwendete. Die Uhr schlug auf wundersame Weise immer noch jede halbe Stunde an, und ihre Musik spielte, während sich die Figuren im Kreis drehten. Als erstes legte er auf das Nilpferd mit der Violine an. Zwei Schüsse gingen komplett daneben, der dritte streifte die Ziege mit dem Dudelsack. Mürrisch lud er nach und wartete auf die nächste Runde. Irgendwo in der Ferne erklangen Sirenen, die ihn in einen leichten Schlaf lullten, doch dreißig Minuten später weckten ihn die Glocken der Uhr wieder auf. Diesmal suchte er sich einen Punkt einige Millimeter vor seinem Ziel, gab in schneller Folge drei Schüsse ab – und vernahm zufrieden, wie einer davon das Nilpferd traf.
    Zwei Tage später hatte die Ziege die Spitze eines ihrer Dudelsackrohre verloren, und der Pinguin einen Teil seines Schlagzeugstocks. Zack war nun in der Lage, schnell und sicher sein Ziel zu treffen. Er fühlte sich bereit.
    Im Inneren des Schneeleoparden-Geheges befanden sich ein künstlicher Wasserfall, eine hochgewachsene Birke und ein Bambushain. Das Gelände war von einem engen Maschendrahtzaun umgeben und ziemlich abschüssig. In die Hänge hatte man tunnelartige Röhren gegraben, die zur Besucherseite führten.
    Als sich Zack dem Zaun näherte, saß der Schneeleopard auf einem Felsblock und fixierte ihn mit starrem Blick; offensichtlich rechnete er damit, gefüttert zu werden. Sein Fell war vom ständigen Regen ziemlich verschmutzt, aber er strahlte immer noch etwas Majestätisches aus. Er war über einen Meter lang und konnte, wenn er hinter einer Beute her war, bis zu fünfzehn Meter weit springen.
    Zack blieb am Zaun stehen und betrachtete das Tier – das nun seinen Platz auf dem Fels verließ und langsam im Kreis herumging. Offenbar hatten Zacks Schießübungen den Leoparden nervös gemacht.
    Warum wollte der Meister nur, dass Zack ihn tötete? Welchem Zweck diente das? Es hatte den Anschein eines Opferrituals – als hätte man Zack aufgetragen, das tapferste Tier zu töten, damit die anderen weiterleben durften.
    Plötzlich sprang der Leopard gegen den Zaun und fauchte. Zack zuckte erschrocken zurück. Das Tier war bestimmt völlig ausgehungert und maßlos enttäuscht, weil es auch jetzt kein Futter roch – und doch machte es auf Zack keinen geschwächten Eindruck, ganz im Gegenteil. Er richtete das Gewehr auf den Leoparden, der nun ein tiefes Grollen ausstieß, und dachte nach. Ihm war klar, dass das Tier keine Sekunde zögern würde, nach der Hand zu schnappen, die ihn all die Zeit gefüttert hatte.
    Ohne Zack aus den Augen zu lassen nahm der Leopard wieder seine Kreisbewegung auf.
    Der Meister hatte recht: Zack hatte Angst vor dem Leoparden, und das aus gutem Grund. Aber wer hatte hier eigentlich das Sagen? War es nicht

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