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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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funkelndem Kristall, das Besteck aus rostfreiem Stahl, nicht aus Silber – das einzige Zugeständnis an die von Vampiren be herrschte Welt, das sie in diesem Anwesen entdecken konnte.
    Auf einer glänzenden Messingplatte in der Mitte des Tisches lagen saftige Pflaumen, unterschiedlichstes Gebäck und etwas, das wie Schokoladenkuchen aussah. Der Anblick war unwiderstehlich. Nora streckte die Hand danach aus – doch sofort zog sie sie wieder zurück. Denk an das Wasser, das sie dir gegeben haben! Nein, sie durfte sich nicht in Versuchung führen lassen. Sie musste einen klaren Kopf behalten.
    Von irgendwoher tröpfelte Musik in den Raum. Nora sah sich um: Auf der gegenüberliegenden Seite war eine zweite Tür, und sie überlegte kurz, ob sie eine Fluchtmöglichkeit sein könnte, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder. Sie fühlte sich beobachtet. Sie hielt nach verborgenen Kameras Ausschau, konnte aber keine entdecken.
    In diesem Moment öffnete sich die zweite Tür, und Everett Barnes kam herein. Er trug noch immer seine strahlend weiße Admiralsuniform, was seine Haut rund um den akkurat getrimmten Van-Dyke-Bart noch stärker zum Leuchten brachte. Nora hatte ganz vergessen, wie gesund ein wohlgenährter Mensch aussehen konnte.
    »Nun«, sagte Barnes und kam langsam auf Nora zu. Eine Hand hatte er – wie die Parodie eines Gentlemans und Schlossbesitzers – in die Jacketttasche gesteckt. »Das ist doch eine weitaus angemessenere Umgebung, um unser Wiedersehen zu feiern, meinen Sie nicht? Das Lager ist so trostlos. Hierher kann ich mich zurückziehen.« Er machte eine ausladende Geste, als wollte er das ganze Haus umarmen. »Natürlich etwas zu groß für mich allein. Aber wenn alles auf der Speisekarte den gleichen Preis hat, warum soll man dann nicht das Beste nehmen? Soweit ich weiß, hat dieses Haus früher einem Pornofilmproduzenten gehört. Wie könnte ich da ein schlechtes Gewissen haben?« Er verzog den Mund zu einem sardonischen Grinsen. Dann deutete er auf den gedeckten Tisch. »Sie haben noch nicht gegessen? Ich kann mir vorstellen, dass Sie völlig ausgehungert sind. Wissen Sie, dieses Gebäck hier wird speziell für mich hergestellt, in einer Konditorei in Queens. Als Kind stand ich immer vor dem Laden, und das Wasser ist mir im Mund zusammengelaufen angesichts all der Köstlichkeiten, aber damals hatten wir nie genug Geld.« Barnes ließ sich auf einem Stuhl nieder, breitete eine Serviette auf seinem Schoß aus und griff nach einem der Gebäckstücke. »Jetzt ist das alles anders.«
    Als Nora klar wurde, dass mit dem Essen alles in Ordnung war, gab es auch bei ihr kein Halten mehr: Sie griff nach den Pflaumen und steckte sich drei davon in den Mund. Der süße Saft der Früchte lief ihr das Kinn hinunter. »Sie sind ein mieses Schwein, Barnes«, sagte sie kauend.
    Der ehemalige CDC -Direktor setzte ein gönnerhaftes Lächeln auf. »Dafür habe ich Sie immer geschätzt, Nora – Sie sagen, was Sie denken … Aber verwenden wir doch lieber den Ausdruck Realist. Oder auch Opportunist, wenn Sie unbedingt wollen. Wir leben in einer neuen Welt. Wer sich nicht anpasst, geht zugrunde.«
    »Sie sympathisieren mit diesen … Monstern.«
    »Oh, ganz im Gegenteil. Sympathie ist eine Fähigkeit, die mir gänzlich fehlt.«
    »Dann profitieren Sie eben von ihnen.«
    Barnes leckte sich die Fingerspitzen ab und dachte kurz nach. »Ja, möglicherweise.«
    »Ich hätte noch einige andere Worte für Sie. Verräter. Oder einfach nur Arschloch.«
    Unvermittelt schlug Barnes mit der flachen Hand auf den Tisch. Das Geschirr gab ein leises Klirren von sich. »Genug! Ihre Selbstgerechtigkeit ist alles, was Ihnen geblieben ist. Und jetzt sehen Sie mich an. Sehen Sie, was ich erreicht habe.«
    Nora funkelte ihn an. »Die Vampire haben die Mächtigen dieser Welt, die wirklich Mächtigen, schon in den ersten Wochen getötet. Menschen wie Sie sind das, was danach noch oben schwimmt und sich nicht runterspülen lässt. Auch nicht gerade prickelnd.«
    Barnes machte eine Geste, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen. » Lassen Sie uns doch zivilisiert bleiben, Nora. Ich versuche nur, Ihnen zu helfen. Nehmen Sie Platz. Unterhalten Sie sich mit mir.«
    Nora zog den zweiten Stuhl etwas vom Tisch zurück – sie wollte einen gebührenden Abstand zu Barnes wahren – und setzte sich.
    »Erlauben Sie?« Barnes bestrich ein Croissant mit Butter und Himbeermarmelade und stellte es vor Nora auf den Tisch. Dann lehnte er sich zurück.

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