Die Nacht Der Jaegerin
vielleicht mit Ausnahme von Jeremy – je getan hatte. Und außerdem hatte ich das Gefühl, dass es Stephen war, der mich mit ihr zusammengebracht hatte.»
«Aber sie war eine
Mörderin
», sagte Amber.
«Und sie hat ihre Strafe dafür verbüßt.»
«Und sie war ... die Enkelin dieser Frau.»
«Ich kann nicht behaupten, das hätte mir
keine
Sorgen gemacht. Ich weiß noch, dass ich in dem Moment, in dem ich die Parallele zwischen Hattie und ihrem sensiblen Robert und Natalie und Jeremy erkannte, unglaubliche Angst um Jeremy bekam. Aber irgendwann erkannte ich, dass genau diese Parallele ihre Beziehung auf irgendeine Art nur noch intensiviert hatte. Sie haben ein Leben am Rande des Abgrunds geführt. Ich glaube, als sie ihm wiederbegegnete, mit dem Wissen davon, was in der Vergangenheit geschehen war, wusste sie, dass sie es ausprobieren musste, das Risiko eingehen musste – alles andere hätte bedeutet, vor der Vergangenheit zu kapitulieren. Und so ist sie einfach nicht.»
Jane sagte: «Sie glauben also, dass Brigid Parsons das, was Hattie zu ihrer Tat gebracht hat, auch irgendwie in sich trägt?»
«Genau das wollte sie herausfinden, und deshalb ist sie zurückgekommen. Sie weiß, dass sie eine negative Energie in sich hat, die sie nicht immer kontrollieren kann. Ihre Mutter ...» Beth Pollen atmete tief ein. «Natalie glaubt nicht,
will nicht glauben
, dass es eine Geisteskrankheit sein könnte.»
«Und Sie glauben beide, dass eine ... übersinnliche Verbindung zu Hattie besteht?»
«Aus diesem Grund wollte ich Alistair hierhaben. Es gibt genügend Menschen, die nichts von Spiritismus halten, aber ich bin davon überzeugt, dass es hier etwas zu entdecken gibt und dass es sich dabei nicht um etwas Konkretes wie ein Schriftstück handelt.»
«Entschuldigen Sie», sagte Jane, «aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine intelligente Frau wie Sie glauben kann, jemand wie Hardy könnte einer so ... enormen Sache gewachsen sein. Ich meine, er ist doch bloß ... Er ist ein Schwindler.»
Jane hörte Männerstimmen auf der Küchentreppe. Es war ihr egal, ob Hardy dabei war und ob er sie gehört hatte.
«Er ist kein Schwindler, glaub mir», sagte Beth Pollen. «Aber ich habe auch nicht gesagt, dass er dieser Sache gewachsen ist oder sein muss. Ein Medium ist schließlich einfach nur ein Medium: Es stellt eine Kommunikationsmöglichkeit her, es muss keine Lösungen finden.»
Amber wandte sich an Jane: «Ich glaube, sie will damit sagen,
das
wäre eher eine Aufgabe für deine Mutter.»
«Oh.»
Es war Ben Foley, der in die Küche kam. «Amber, es tut mir leid, wenn ich dich störe, aber wir brauchen noch ein Zimmer.»
Der Mann neben Ben schenkte Jane ein huldvolles Lächeln.
«Wirklich, Leute,
diese Fahrt
möchte ich im Leben nicht nochmal machen. Und zu verdanken habe ich sie dir, Kleine. Du hast echt ein Näschen für bevorstehende Sensationen.»
Nichts war je einfach, nichts schmerzlos.
Danny hatte die grellen, bläulichen Scheinwerfer hinter ihnen auf der Umgehungsstraße registriert. Der Wagen blieb hinter ihnen, nachdem sie bei Walton abgebogen waren, und fuhr in der Spur, die sie sich im Schnee bahnten. Doch um was für ein Auto es sich handelte, konnte Danny bei diesem Wetter nicht erkennen, und als sie in seine Zufahrt einbogen, waren die Scheinwerfer verschwunden.
Als Jeremy aus der Führerkabine gestiegen war, um das Gatter zu öffnen, tauchte aus der entgegengesetzten Richtung der kleine schwarze Daihatsu auf. Danny stellte sich vor, dass der Daihatsu in der Haltebucht hundert Meter entfernt gestanden hatte, weil der Fahrer sehen wollte, wer in dem Traktor saß. Nun hielt das Auto so dicht an der Hecke an, dass die Schneelast aus dem Gebüsch auf sein Dach stürzte, und jemand stieg aus. Eine Frau in einer blauen Jacke. Dann wich Jeremy vom Gatter zurück und blieb, gefangen im Scheinwerferlicht des Autos und des Traktors, stehen.
Und Danny war wie der Blitz vom Traktor herunter und durch das Gatter auf seinen Bauernhof gerannt.
Greta hatte die Tür geöffnet, noch bevor er dort war, und stand in einem Rahmen aus gelbem Licht, und einen Augenblick lang war es wie beim allerersten Mal, als er sie gesehen hatte, in einem langen fließenden Kleid mit kleinen goldenen Sternen, wie ein staubiger Sonnenstrahl.
«Alles in Ordnung?», fragte Danny, und die Erleichterung ließ seine Stimme schwanken.
Greta sagte: «Ich konnte nichts machen, Danny. Musste sie reinlassen.»
«Was?» Und
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