Die Nacht Der Jaegerin
Umstände hatten verhindert, dass Merrily da sein konnte, als die Scheinwerfer angingen. Sie wollte, dass er sich nie mehr allein fühlte.
«Lol ...» Ihr Mund war trocken. «Es ist weg. Es ist verkauft.»
«Das Haus?»
«Es tut mir so leid. Ich habe heute Morgen den Makler angerufen.»
Das Schweigen lastete schwer auf ihnen. Merrily stiegen die Tränen in die Augen.
Lol sagte: «
Du
hast den Makler angerufen?»
«Na ja, es ... kam mir vor wie eine gute Lösung. Zwei Häuser, aber nur zwei Minuten zu Fuß voneinander entfernt. Ich dachte, es wäre irgendwie vorbestimmt. Ich habe mir vorgestellt, wie begeistert Lucy Devenish gewesen wäre, wenn du in ihrem Haus wohnst. Und ich habe überlegt, falls du die Anzahlung nicht aufbringen kannst, könnten wir es vielleicht irgendwie zusammen machen.»
«Das würdest du tun?»
«Natürlich.»
Lol atmete hörbar aus und schlang seine Arme um sie.
Sie schloss die Augen. Das Letzte, was sie wollte, war seine Dankbarkeit.
«Aber es ist weg», sagte sie.
Als Danny Thomas klargeworden war, dass er es niemals als Rockmusiker schaffen und vermutlich auch niemals von seinem Bauernhof wegkommen würde, hatte er eine Zeitlang viel getrunken. Ein Alkoholiker war er damals zwar nicht unbedingt, aber trotzdem Dauergast in einem halben Dutzend Pubs zwischen Kington und dem Radnor Valley.
Diese Phase endete, als ihm die Polizei für ein Jahr den Führerschein abnahm und Greta sich weigerte, ihn zu den Pubs zu fahren. Also blieb Danny zu Hause, trank kaum noch etwas und hörte Musik. Nachdem er seinen Führerschein wiederbekommen hatte, beschloss er, nur noch zweimal in der Woche in den Pub zu gehen, und auch erst eine halbe Stunde bevor geschlossen wurde.
Als er an diesem Abend um zwanzig nach zehn in den
Eagle
in New Radnor kam, redeten noch alle davon, dass Sebbie Three Farms kurz zuvor eine Schlägerei hatte anzetteln wollen und zu seinem Range Rover eskortiert werden musste. Danny kannte alle. Von Gwilym Bufton, dem Futtermittelhändler, über Joe Cadwallader aus Harpton bis zu Robin Thorogood, dem Amerikaner aus Old Hindwell.
«Ist wie der Blitz auf ihn los und hat ihn an die Wand gedrückt, mit den Händen um seine Kehle und dem Knie zwischen seinen Beinen», sagte Gwilym. «Hab noch nie gesehen, dass sich Sebbie so schnell bewegt – jedenfalls nicht nach sieben Glas Scotch.»
«Und wer war der andere?», fragte Danny, der sich am Tresen ein Bier geholt hatte.
«Tommy Francis Felinfawr.» Gwilym schüttelte ungläubig den Kopf. «
Tommy Francis
!
Sein alter Kumpel! Jemand anders würd sich auch nicht trauen, sich über Sebbie lustig zu machen. Aber dieses Mal hat sich Tommy anscheinend zu weit aus dem Fenster gelehnt, verdammt.»
«Hab gedacht, der bringt ihn um», sagte Jed Begley und ahmte Sebbie nach:
«Was willst du damit sagen, hä? Los, was willst du damit sagen?»
«Aber was
hat
Tommy denn gesagt?», fragte Danny.
Gwilym erklärte: «Er hat nur gesagt:
‹Muss schon frustrierend für dich sein, den Jungen mit seiner Sahneschnitte zu sehen. Da fragst du dich doch bestimmt: Was hat der bloß, was ich nicht hab?›
»
«Ja, so was in der Art», sagte Robin Thorogood. «Seine Reaktion hat mich echt unheimlich überrascht.»
«Es geht ums Land», sagte Gwilym. «Hier in der Gegend geht es immer ums Land. Sebbie ist erst zufrieden, wenn ihm alles gehört, was rund um seinen Hof liegt, und bis jetzt muss er immer noch kurz die Augen zumachen, wenn er den Blick über seine Besitzungen schweifen lässt, weil
The Nant
da mittendrin liegt.»
«Und wer einigermaßen bei Verstand ist, macht die Augen nicht zu, wenn so eine Frau in der Nähe ist», sagte Jed Begley, und die Leute lachten.
Danny allerdings lachte nicht. Er hatte Jeremy zuletzt zusammen mit dieser Natalie hier im
Eagle
gesehen, als er und sein neuer Geschäftspartner Gomer vor ungefähr einer Woche kurz was zu Mittag essen wollten. Natalie hatte ein kleines Bier vor sich, Jeremy seine übliche Zitronenlimo – und zwischen den beiden hatte diese eindeutige unbehagliche Stille geherrscht. Tja, in dieser Situation war Danny mit Gret selbst schon oft genug gewesen. So früh in einer Beziehung verhieß diese Atmosphäre allerdings nichts Gutes. Jeremys Gesicht hatte auf Danny zum ersten Mal faltig und gezeichnet gewirkt.
«War schon die ganze letzte Zeit verdammt komisch», fuhr Jed Begley fort. «Da muss man nur mal an diese schießwütigen Kerle denken. Die hat doch garantiert Sebbie
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