Die Nacht Der Jaegerin
benachbarten Freisassen, die Hugo haben will und deshalb entführt. Er verschleppt sie nach Baskerville Hall, aber sie entkommt. Als Hugo von einem Trinkgelage ins Schlafzimmer kommt und feststellt, dass sie weg ist, bietet er den Mächten der Finsternis seine Seele an, wenn sie ihm helfen, das Mädchen wieder einzufangen. Dann steigt er aufs Pferd, nimmt ein Rudel Jagdhunde mit und galoppiert übers Moor, um sie wiederzuholen.»
«Galoppiert übers Moor.» Antony sah sich um. «Wo sehe ich hier ein Moor?» Er grinste.
«Und was ist mit dem Mädchen passiert?», fragte Jane. «Daran erinnere ich mich gar nicht mehr.»
«Hugos Trinkkumpane reiten ihm hinterher», sagte Ben. «Sie fürchten sich vor dem, was Hugo dem Mädchen antun könnte, wenn er es zu fassen bekommt. Sie treffen einen Schäfer im Moor, der vor Entsetzen kaum sprechen kann. Er erzählt ihnen, dass er gesehen hat, wie die unglückselige Jungfrau von den Hunden gejagt wurde, denen Hugo auf seiner schwarzen Stute folgte. Aber erst nach Hugo kam, lautlos, das Allerschlimmste.»
«Ein weiterer Hund»
, sagte Antony Largo melodramatisch. «Nur noch viel größer ... und bösartiger.»
«Schließlich finden die Trinkkumpane das Mädchen auf einer Lichtung, es ist vor Angst oder Erschöpfung gestorben», sagte Ben. «Und dann finden sie Hugo. Und über ihm steht eine große, schwarze Bestie, größer als jeder Bluthund ...»
«...
den je ein menschliches Auge erblickt hat
», sagte Antony Largo. «Und das Untier wendet ihnen den Kopf zu, und aus seinem Maul triefen Blut und Eingeweide, und seine bösen Augen blitzen. Und da machen sie sich alle in die Hose und nehmen die Beine in die Hand. Ende der Geschichte.»
Ben lachte nicht. «Eigentlich nicht.»
«Na gut. Von diesem Tage an drohte den Baskervilles jedes Mal Unglück, wenn man den Hund nachts jaulen hörte oder er durchs Gelände schlich.»
«Er war ein Vorbote des Todes», sagte Ben.
«Ja, aber wie gut passt das zur Geschichte dieses Black Vaughan?», fragte Jane.
Ben antwortete nicht. Stattdessen stieg er aus und stellte sich an den Straßenrand.
«Anscheinend nicht besonders gut», murmelte Antony.
«Es gibt Leute hier in der Gegend», sagte Ben, «die nachts lieber nicht hierherkommen. Grins nicht, Antony, wir sind hier nicht in der Stadt. Vaughan wird mit einem schwarzen Hund in Verbindung gebracht, den manche Quellen auch als satanisch bezeichnen. Auch wenn der Geisterhund in den Volksmythen Großbritanniens recht verbreitet ist, mit dem Tod wird er nur selten in Verbindung gebracht. Aber es gibt auch heutzutage noch Leute, die diesen Weg nachts meiden, weil sie Angst haben, dem Hund zu begegnen.»
«Und findest du einen, der das vor der Kamera sagt, Kumpel?»
«Keine Ahnung. Kann sein.»
Jane sah nach Hergest Court hinüber. «Und hat wirklich mal jemand was gesehen?»
«Na ja», sagte Ben. «Wenn man mit den Leuten redet, sagen sie: ‹Jaja, der alte Soundso hat den Hund gesehen, der erzählt Ihnen davon.› Und dann, wenn man den alten Soundso ausfindig gemacht hat, sieht er einen ausdruckslos an und erklärt, dass er nicht mal wusste, dass es so einen Hund geben soll. Das ist allerdings ziemlich unwahrscheinlich. Nach allem, was ich bisher gehört habe, sehen die Leute einen großen schwarzen Hund, der zum Beispiel in Wänden verschwinden kann. Außerdem gibt es noch ein paar vergleichbare Phänomene, auf die ich später noch eingehen werde.»
«Aber in Conan Doyles Roman ist am Schluss alles bloß Schwindel. Der Hund ist ein echter Hund, der mit Leuchtfarbe angestrichen war.»
Ein Land Rover Discovery kam sehr schnell um die Kurve, die Reifen blockierten einen Moment auf einer vereisten Stelle. «Jane hat gerade auf eine interessante Sache hingewiesen: Warum hat Doyle seinen Roman so prosaisch enden lassen? Ein echter Hund und ein Topf Leuchtfarbe als des Rätsels Lösung.»
«Weil es ein Sherlock-Holmes-Roman war», sagte Antony. «Und Sherlock Holmes hat nicht an Geister geglaubt.»
«Ja», zischte Ben, «aber Doyle sehr wohl. Er war Mediziner, Naturwissenschaftler, aber die letzten zwanzig Jahre seines Lebens war er außerdem ein überzeugter Spiritist! Noch dazu der berühmteste Vertreter des Spiritismus auf der ganzen Welt. Ein richtiger Fanatiker – ist in England und Amerika herumgefahren und hat versucht, seine angeblichen wissenschaftlichen Beweise dafür zu verbreiten, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Gegen Ende hat Doyle eigentlich nur noch für seine
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