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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ich nicht», sagte Jeremy. «Es ist nicht seins. Und es wird ihm niemals gehören. Das ist alles, was ich weiß. Ich bin hier geboren, und hier sterbe ich auch.»
    Das war keine Absichtserklärung, dachte Danny, es war, als wäre es für Jeremy einfach eine feststehende Tatsache – er würde auf
The Nant
sterben.
    Über ihnen schien ein blasser Mond auf die Stanner Rocks herunter, und Jeremy sagte nichts mehr, bis auf das gemurmelte «Gute Nacht», mit dem er Danny zu Hause absetzte.

[zur Inhaltsübersicht]
Teil zwei
     
    Meine Freundin sah sich noch das Wappen an, als ich zu dem Durchgang hier herüberging und durch den blauen Vorhang schaute. Da war ein Bild ... eher ein Umriss ... wie wenn Staubpartikel durch Sonnenstrahlen treiben. Aber es war das Bild eines Stiers, und er schien sehr wütend zu sein ... er stampfte auf den Boden ... na ja, in der Luft schwebend. Das Innere seiner Nüstern – und das fiel unheimlich auf – war sehr rot, wie bei einem Rennpferd, nachdem es durch das Ziel gelaufen ist. Und sein Maul war feucht, irgendetwas Feuchtes ist auf den Boden getropft. Es war, als würde er irgendwie an Fäden in der Luft hängen ... Als wir in den Mittelgang getreten sind, ist die Erscheinung langsam verblasst ... Ich bin eine logisch denkende Geschäftsfrau. Aber ich kann diese Erfahrung nicht leugnen. Ich habe es gesehen.
     
    Jenny Vaughan, 1987
     
     
    Die Frauen, die sich um den Blumenschmuck in der Kirche kümmern, haben unabhängig voneinander gesagt, die Blumenarrangements hätten die Form eines Stierkopfs angenommen.
     
    Alan Lloyd, Lokalhistoriker, Kington

14  Ein gutgemeinter Rat
     
    Also legte sich Danny mit Sebbie Three Farms an.
    Sowohl Jeremy als auch Greta hatten ihn gebeten, die Sache auf sich beruhen zu lassen, aber Danny konnte nicht vergessen, was auf Jeremys Bauernhof passiert war. Wie er gedemütigt worden war. Und er hatte kein Geld, um Greta ein neues Auto zu besorgen, falls der Justy Totalschaden hatte.
    Er war gerade mit dem Land Rover auf dem Weg zu Jeremy, um festzustellen, ob er den Justy abschleppen konnte, als er Sebbie in seinem senfgelben Range Rover bei Walton Richtung Radnor Forest abbiegen sah.
    Das war eindeutig Schicksal.
     
    Beim Händeschütteln nach dem Gottesdienst am Sonntagmorgen war Alice Meek die Letzte in der Reihe. Sie hatte einen großen Mann in Jeans und Lederjacke dabei.
    «Das ist Dexter Harris, Frau Pfarrer. Mein Neffe aus der Reifenhandlung, wissen Sie noch? Der mit dem Asthma? Ich wollte ihn heute Abend nicht einfach so mit zum Heilungsgottesdienst bringen, ohne dass Sie ihn kennen.»
    Heilungsgottesdienst?
    Merrily drückte Dexters schlaffe Hand und stand frierend in der kalten, schwachen Morgensonne des ersten Dezembers. Wann zum Teufel war aus ihrem zwanglosen Gebetstreffen, ihrer meditativen Einkehr vor Beginn der Arbeitswoche,
der Heilungsgottesdienst
geworden?
    «Ich habe ihm gesagt, es gäbe keinen Grund sich zu fürchten. Ich will keine Asthmaattacke provozieren, verstehen Sie?»
    Merrily sah zu Dexter Harris auf. Er war ein schwerer, massiger Typ mit kahlem Schädel. Seine Unterlippe war vorgestülpt wie der Ausguss eines Krugs. Er mochte wohl fünfunddreißig Jahre alt sein, und er machte den Eindruck, als wäre er viel lieber ganz woanders, doch nur wenige Menschen legten sich mit Alice an.
    «Wie wäre es mit einer Tasse Tee, Dexter?», fragte Merrily. «Ich glaube, es sind auch noch ein paar Dosen Bier im Kühlschrank.»
     
    Mr. Sebastian Dacre, Friedensrichter.
    Danny Thomas und Sebbie Dacre waren etwa gleich alt und kannten sich seit ihrer Kindheit. Doch Danny hatte die Dorfschule besucht, während Sebbie in die Cathedral School in Hereford ging, sich schon mit zwölf an Hetzjagden beteiligt und mit achtzehn in einem Triumph Spitfire die Straßen um Kington unsicher gemacht hatte. Abgesehen davon besaß Sebbies Vater beinahe eintausend Morgen gutes Weideland, während Dannys Vater gerade mal dreiundvierzig Morgen hügeliges Gelände sein Eigen nannte, auf dem nur eine dünne fruchtbare Erdschicht die darunterliegenden Felsen bedeckte.
    Außerdem war Danny eben Danny der Rock-’n’-Roll-Bauer, und Sebbie war Mr. Sebastian Dacre, Friedensrichter, Jagdmeister und einflussreicher Lokalpolitiker. So war das eben.
    Sebbie wollte offensichtlich in den
Eagle
in New Radnor. Der Pub lag ideal mitten in der hübschen Kleinstadt an der breiten Durchgangsstraße. Sie war so breit, dass Danny immer an die Straßen in alten

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