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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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geahnt, dass es nicht dazu kommen würde. Jura – das hatte sich für Merrily nie richtig angefühlt, warum hatte sie bloß angefangen, Jura zu studieren? Ihre Eltern hatten sie gedrängt und natürlich auch Onkel Ted, der Anwalt.
Von diesem Abschluss hast du etwas, Merrily. Ganz gleich, was du später im Leben machst.
    Verschwendete Jahre.
    «Belmont ist eine stark wachsende Vorstadt im Süden Herefords, dahinter liegen Felder und das platte Land. Inzwischen hat sich einiges geändert, weil Supermärkte, McDonald’s, das Barnfield-Gewerbegebiet, Wohnhäuser und was weiß ich noch alles dazugekommen sind. Trotzdem: Wenn man immer geradeaus fährt, kommt man immer noch auf die Landstraße nach Abergavenny.»
    Sie sah die Szene beim Sprechen vor sich. Der verbreiterte ehemalige Feldweg über dem Golden Valley, in dem an Sommerabenden die abgeernteten Kornfelder golden leuchteten, als würden sie von unten angestrahlt.
    Es war in der Abenddämmerung eines warmen Augusttages passiert. Die drei Jungs kundschafteten eine halbfertige Neubausiedlung aus, in der einige Häuser schon bewohnt waren. Darrin hatte einen Plan.
    «Er hatte einen Drahtkleiderbügel dabei»
, hatte Bliss erklärt.
«Also war’s kein spontaner Einfall, und er hat sich genau überlegt, wo er reinwill, genau wie ein Profi: Es war ein neues Haus mit einem hohen Zaun. Die Leute waren unterwegs, hatten aber ihren Zweitwagen in der Einfahrt stehen lassen. Schönes Geschenk, was?»
    Darrin hatte von einem Mitschüler gelernt, wie es ging – wie man das Fenster runterdrückte, den zurechtgebogenen Drahtkleiderbügel in den Verriegelungsmechanismus der Tür einhängte und dann noch die Sache mit dem Kurzschließen der Zündung. Das einzig Blöde war, dass Darrin nicht fahren konnte.
    Und so kam Dexter ins Spiel. «Er war größer als die anderen», erklärte Merrily Jeavons. «Ungewöhnlich groß für einen Zwölfjährigen, und so kam er problemlos an die Pedale. Mehreren Leuten ist das Auto aufgefallen, das in Schlangenlinien herumfuhr, und sie haben die Polizei alarmiert. Langsam wurde es dunkel, und Dexter wusste nicht, wo das Licht anging.»
    «Ich ahne schon, dass es böse ausgeht», sagte Jeavons.
    «Die Polizei hat die Verfolgung unten am Hügel vor Allensmore aufgenommen, als sie anfingen, schneller zu fahren. Dexter hat der Polizei später gesagt, er hätte Angst gehabt zu bremsen, weil er fürchtete, dass Darrin und er durch die Windschutzscheibe geschleudert werden würden. Was gar nicht so unwahrscheinlich gewesen wäre, nachdem sie beide nicht angeschnallt waren. Das Polizeiauto fuhr mit heulender Sirene dicht hinter ihnen her. Nicht zu dicht natürlich – das ist bei einem Auto voller Kinder immer gefährlich.»
    «Dexter steht inzwischen total unter Strom»
, hatte Frannie Bliss erzählt.
«Stress, Geschwindigkeit, Blaulicht, Sirene. Er muss irgendwas machen. Also beschließt er, dass es am besten ist, von der großen Straße runterzufahren, das Auto stehen zu lassen und abzuhauen. Dann sieht er vor sich eine Kreuzung, auf einer Seite geht so ein schmaler Feldweg ab, davor ist eine Bushaltestelle. Da will er hin. Einfach so. Ein Riesenlaster kommt ihnen entgegen, aber Dexter glaubt, er hätte noch massenhaft Zeit.
    Also reißt der verdammte Angeber das Lenkrad rum, sodass der Fiesta quer über die Straße schleudert. Ein Wunder, dass der Wagen nicht umgekippt ist, aber Dexter hat ihn natürlich trotzdem nicht mehr unter Kontrolle. Wie zu erwarten, verpasst er die Einfahrt in den Feldweg und rast direkt auf eine Hecke zu. Sogar in dem Moment wären sie bloß durch die Hecke aufs Feld gerast, wenn er einfach gar nichts gemacht hätte.
    Stattdessen kriegt Dexter Panik, steigt voll auf die Bremse und würgt den Motor ab, sodass der Fiesta mitten auf der Straße liegen bleibt, wo im selben Moment der Riesenlaster ankommt. Es war ein Speditionslaster, der grade eine Ladung Stahlträger auslieferte. Der Fahrer, ein Mr. Evans, hat nach dieser Sache seinen Beruf aufgegeben.»
    «Der Laster hat das Heck des Fiestas niedergewalzt», sagte Merrily, «und ihn in die Bushaltestelle geschoben, die über dem Wagen eingestürzt ist. Beide Vordertüren waren aufgesprungen, sodass Dexter und Darrin rauskamen. Darrin hatte sich den Arm gebrochen, Dexter hatte eine leichte Gehirnerschütterung. Aber Roland ...»
    «Stellen Sie sich eine vergessene Sardine in der Büchse vor»
, hatte Bliss brutal gesagt,
«nachdem jemand auf die Büchse getreten

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