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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Schaukelstuhl an. «Und was ist mit Sebbie Three Farms?»
    «Er glaubt dran», sagte Jeremy. «Er will nur nicht, dass irgendwer
denkt
, dass er dran glaubt. Deswegen veranstaltet er den Rabatz. Je mehr Rabatz, desto mehr fürchtet er sich, schätze ich.»
    «Und warum fürchtet er sich?»
    «Für die meisten anderen Leute, die ihn gesehen haben, bedeutet es nichts ... aber für ihn ...»
    «Du meinst, Sebbie ...» Danny umklammerte die Armlehnen des Schaukelstuhls, als müsste er sich an etwas Konkretem festhalten. Wenn man mit Jeremy zusammen war, verlor man das Realitätsgefühl, man glitt in Jeremys undurchsichtiges Universum hinüber.
    «Für Sebbie bedeutet es was», sagte Jeremy.
    Danny sackte im Stuhl zusammen. Das überstieg seinen Horizont. Wäre vielleicht keine schlechte Idee, wenn sich Gomer mal mit dieser Pfarrerin von Ledwardine unterhielt, die war schließlich Spezialistin für solche Fälle wie Jeremy Berrows.
     
    «Wir haben nur noch die allernotwendigsten Geheimnisse voreinander»
, hatte sie zu Lol gesagt.
«Sind erwachsen. Freundinnen.»
    Das stellte sich ihre Tochter also unter einem notwendigen Geheimnis vor.
    Genau wie Lol hatte Gomer lange überlegt, bevor er Jane verriet.
«Verstehen Sie, als sie am Anfang erzählt hat, dass sie in Stanner arbeitet, hab ich mir nich viel gedacht, weil sich ja mit der Zeit alles ändert, auch Orte ...»
    Anscheinend hatte Jane, während sie einen Mann, der gerade zusammengeschlagen worden war, ins Krankenhaus fuhren, zu Gomer gesagt, es wäre das Beste, wenn niemand, auch nicht Mom, etwas von dem Vorfall hörte ... schließlich war Bens Situation schon schwierig genug, und wenn das jetzt herauskam ...
    Merrily stand am Fenster und betrachtete die verschneiten Apfelbäume. In Wahrheit hatte Jane den Vorfall vermutlich nicht aus Loyalität Ben gegenüber verschweigen wollen, sondern weil sie dann noch etwas
anderes
hätte verraten müssen ... zum Beispiel die Geschichte von einem angeblichen Raubtier, auf das siebentausend Pfund ausgesetzt waren.
    Das ergab überhaupt keinen Sinn. Jedenfalls noch nicht.
    Die Uhr über dem alten Aga-Herd zeigte halb drei, also würde es noch ein paar Stunden dauern, bis Jane nach Hause kam. Bei diesem Wetter vermutlich länger als sonst. Und wie Merrily das Straßenamt von Herefordshire kannte, würden Räumfahrzeuge in Ledwardine garantiert frühestens am nächsten Tag gesichtet werden.
    Im Garten von Stanner Hall war also in dem Jahr vor dem Zweiten Weltkrieg ein Mord geschehen.
    Das war zwar lange her, aber als Gomer daran dachte, was Ben Foley in ebendiesem Garten mit dem Eindringling gemacht hatte, war seine abergläubische Seite zum Vorschein gekommen.
    «Es is bloß so, Frau Pfarrer, wenn ich ’ne Tochter hätt, die in Stanner arbeitet, würd ich so was wissen wollen.»
Gomer war sehr verlegen gewesen, hatte eine zweite Tasse Tee abgelehnt und war wieder in den Schnee hinausgestapft.
    Dieses
dumme
Kind. Änderte sich eigentlich niemals etwas?
    Merrily lehnte sich an die Stange des Aga und überlegte, was sie tun sollte. Nachdem sie weder Gomer noch Lol als Informanten nennen konnte, blieb nur eine Person übrig, die sie in ein schlechtes Licht setzen konnte.
    Sie würde Jane sagen, dass sie ihr Apartment durchsucht hatte. Sie würde
Die volkstümlichen Überlieferungen von Herefordshire
auf den Tisch legen und auf die Seite mit dem Post-it deuten. Das war nicht viel, aber immerhin. Und in dem Streit, der sich unweigerlich anschließen würde, käme dann vielleicht alles ans Licht.
    Das einzig Gute an dem Wetter war, dass Jane am Wochenende wohl kaum nach Stanner fahren konnte. Trotzdem sah Merrily dem dichten Schneefall mit Unbehagen zu. Sie witzelten zwar über das Straßenamt und seine Unzuverlässigkeit, aber solche Witze machte man lieber bei einer Tasse heißer Schokolade am warmen Ofen. Diese Region war schon oft von der Außenwelt abgeschnitten gewesen, Elektrizität und Telefon waren ausgefallen, sodass man tagelang wie im Mittelalter hatte leben müssen.
    Als das Telefon klingelte, nahm sie den Anruf mit dem schnurlosen Apparat an.
    «Mom.»
    «Haben sie euch freigegeben?»
    «Ähm ... sie haben die Schulbusse früher kommen lassen.»
    «Weil es so schneit?»
    «Sonst hätten sich ungefähr fünfhundert Schüler die ganze Nacht lang um das Bett im Krankenzimmer gestritten.»
    «Verständlich. Also kommst du früher nach Hause.»
    «Und wir müssen morgen nicht kommen, wenn das Wetter nicht besser

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