Die Nacht der lebenden Trekkies
das nächste Opfer sein.«
»Reiß dich mal kurz am Riemen«, sagte Jim. »Glaubst du wirklich, dass dein rotes Uniformhemd irgendeine Star Trek -Gottheit beleidigt?«
Willy brauchte einen Moment, um sich zusammenzureißen.
»In der klassischen Star Trek -Serie« erläuterte er, »waren die Darsteller mit dem roten Hemd immer zum Tode verurteilt. Wenn einer von denen mit Kirk und Spock auf einen Planeten gebeamt wurde, musste der Typ in Rot immer sterben. Also haben meine Freunde und ich beschlossen, diese Männer zu rühmen, indem wir einen Club gründeten. Damals hat uns die Idee gefallen. Wir alle wollten in roten Hemden auf dieser Convention erscheinen. Wir hätten uns als Mannschaft der USS Überflüssig vorgestellt. Das hätte einen Lacher gegeben, weil ja in der wirklichen Welt niemand nur deswegen sterben muss, weil er auf einer SF-Convention das falsche Kostüm trägt, nicht wahr?«
»Stimmt«, sagte Jim ungeduldig. »In der wirklichen Welt stirbt niemand, weil er ein rotes Hemd anzieht. Das wäre ja verrückt.«
»Das Gleiche habe ich heute Morgen nach dem Aufwachen auch gedacht«, sagte Willy. »Ich bin mit Olson, Carlisle und Henderoff hierhergefahren. Die restlichen Mitglieder unseres Clubs sind erst ein paar Stunden später aufgebrochen, weil sie warten mussten, bis Leslies Schicht bei Woolworth endet. Wir wollten uns alle beim Klingonenfest treffen. Doch nach der Ankunft kriegte ich die Nachricht, dass unsere zweite Mannschaft bei einem Unfall auf dem Highway ums Leben gekommen ist. Sie sind mit einem riesigen Truck zusammengestoßen. Sie waren erst eine Viertelstunde unterwegs gewesen.«
»Gütiger Himmel«, sagte Leia. »Das tut mir aber leid.«
»Es hat uns alle umgehauen. Und dass wir keine anständige Telefonverbindung mit unseren Leuten zu Hause kriegten, machte die Sache noch schlimmer. Wir überlegten, ob wir wieder abhauen sollten, aber es wurde schon dunkel, und das Risiko, im Dunkeln heimzufahren, wollten wir nicht eingehen.«
»Weil ihr Angst hattet, euch könnte ebenfalls was passieren?«, fragte Leia.
»Richtig. Die Vorstellung, dass die Rothemden verflucht sind, war ja vorher nur komisch gewesen, aber jetzt sahen wir alles ganz anders. Besonders Carlisle. Er zog das Pech nur so an. Er ist ständig über die eigenen Beine gestolpert. Also nahmen wir uns vor, dass wir zusammenbleiben wollten. Ich habe ihn nur einmal aus den Augen gelassen – als er ging, um sich einen dämlichen Fruchtsaft zu holen.«
Willy fing plötzlich wieder an zu schluchzen. Diesmal war es noch schlimmer als vorher.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Jim.
Leia brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Erzähl uns, was dann passiert ist«, sagte sie. »Dein Freund ging also, um sich einen Fruchtsaft zu holen. Und was dann?«
Willy zog ein Taschentuch hervor, putzte sich die Nase und schob es wieder in die Tasche.
»Er ist nicht zurückgekommen«, sagte er.
»Von wo ist er nicht zurückgekommen?«, fragte Leia.
»Von den Automaten. Olson ist mit ihm gegangen, um sich ein paar Brezeln und so was zu ziehen. Er hat die ganze Sache gesehen. Irgendwie hat sich die Flasche im Automaten verklemmt. Olson hat die Kiste hin und her geschüttelt. Und irgendwie ist sie dann umgekippt und hat seinen Schädel zerschmettert.«
»Du willst uns verarschen«, sagte Jim. »Das ist doch unmöglich.«
»Es ist der Fluch«, sagte Willy stur. »Wir wollten die Rezeption anrufen. Wir haben auch den Notruf versucht. Wir kriegten aber nur Bandansagen und Rauschen in die Leitung. Schließlich ist Henderoff runter in die Empfangshalle, um Hilfe zu holen. Olson und ich blieben oben.«
»Und ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass auch Henderoff nicht wieder zurückkam, was?«, sagte Leia.
»Richtig. Olson und ich wussten nicht, was wir machen sollten. Wir haben uns also hier hingesetzt und ein paar Brezeln gemampft. Olson hatte gerade die zweite Brezel im Mund, als er würgte und ganz blau wurde. Ich wollte ihn retten. Ich hab’s wirklich versucht, aber …«
»Er ist an einer Brezel erstickt?«, fragte Jim.
Willy schüttelte den Kopf. »An einem anaphylaktischen Schock«, erläuterte er. »Olson war hochgradig allergisch gegen Erdnüsse.«
»Aber du hast doch gesagt, er hätte Brezeln gegessen«, sagte Leia.
»Er aß Brezeln, die in einer Fabrik hergestellt wurden, die auch Erdnüsse verarbeitet. Ich hab mir hinterher die Verpackung angeschaut. Bei den Zutaten stand eine Warnung, aber ich glaube, Olson hat sie
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