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Die Nacht der Schakale

Die Nacht der Schakale

Titel: Die Nacht der Schakale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Versuchung, einen zweiten daraufzusetzen, und entschloß sich auf dem Weg zur Laube zu einem Frontalangriff gegen den Unfug. Wie von selbst schlüpfte er genau in die Rolle, die man von ihm erwartete.
    Als der Quasi-Botschafter auf seine Mitarbeiter zuging, hing das Unheil an ihm wie ein übler Geruch. Keils Brille wirkte beschlagen, sein Gesicht aschgrau, eingefallen, so daß die Nase hervortrat wie ein stumpfes Messer. Für Cynthia Pahl sah er aus wie ein Patient, der soeben vom Arzt eine vernichtende Diagnose erhalten hatte.
    Keil schloß die Tür, sorgfältig wie eine Weltraumkapsel, freilich von innen! »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen das eröffnen soll«, sagte er mit matter Stimme. »Es ist mir ganz und gar unverständlich«, erklärte er mit dem Gesicht eines Bußpredigers, der sich über Pornographie verbreiten muß. »Aber lassen wir das.«
    Dann kam Martin Keil zur Sache und gab Anordnungen aus Bonn wieder, von denen die ganze bisherige Ost-Politik der Regierung auf den Kopf gestellt würde; die Folgen wären unübersehbar. »Ich fliege sofort nach Bonn«, entschied er.
    Seine Mitarbeiter lächelten, weil sie ihn richtig eingeschätzt hatten.

11
    Während ich auf die Begleiterin meiner Abenteuerreise nach Berlin wartete, hörte ich im Hotelzimmer die 17-Uhr-Nachrichten; sie waren zum Abgewöhnen; neuerliches Massaker in El Salvador. Flugzeugabsturz ohne Überlebende in New Orleans. Vernichtungskrieg im Libanon.
    Der Tod ließ grüßen, aus Beirut-West.
    Dann spuckte die Münchener Staatsschutzaffäre wieder üble Schlagzeilen aus: Der bayrische Landtagsausschuß hatte den Deckel nur halb gehoben, aber um dem Onkel Gschaftlhuber aus Papas Spionagezeit, der seine undelikaten Finger in soviel unappetitlichen Untergrundaffären gehabt hatte, lag ein penetranter Geruch. Den heißen Brei hatte man wohl nach dem Rezept zusammengekocht: ›Üb immer Treu und Schäbigkeit.‹ Es waren verjährte Tölpeleien, teils kindisch und teils kriminell, aber solange die Agency nicht mit hineingezogen wurde, können sie mich kaltlassen. Die Branche, deren garantiert letzten Auftrag ich gerade erledigte, zeigte wieder einmal an, daß sie auf den Hund gekommen war. Kein Wunder, daß es stank wie in einer Abdeckerei.
    Dem Skandal von gestern schloß sich in den Nachrichten nahtlos der Verdacht von heute an: Spendensummen und neue Empfänger aus allen Parteien wurden in der Düsseldorfer Spenden-Schmiere gehandelt. Alle wollten natürlich die Zuwendungen nicht erhalten oder an ihre Parteien weitergereicht haben – nur war von den Parteien versäumt worden, gegen den unversteuerten Gewinn von eineinhalb Millionen Mark aus einem Aktienverkauf etwas zu unternehmen. Eine Hand hatte die andere gewaschen, und keine war davon sauberer geworden.
    Dann sprang der Nachrichtensprecher von Düsseldorf nach Nürnberg, von der legalen Korruption zum programmierten Mord: Ein heißgelaufener Rechtsextremist hatte aus Fremdenhaß drei Ausländer – unter ihnen zwei Amerikaner – erschossen und drei weitere schwer verletzt.
    Aus der Stadt der Reichsparteitage ließ Hitler grüßen – er konnte mit seinen Erben zufrieden sein.
    Der Hotelportier meldete sich per Telefon und sagte mir, daß mich eine Besucherin sprechen wolle. Ich bat ihn, sie zu mir in das Apartment hochzuschicken; sollte er denken, was er wollte; ich mußte vermeiden, meine vorderhand jüngste Leihfrau in seiner Gegenwart kennenzulernen. Vermutlich hatte Pullach sie ausgesucht und Steve ihre Wahl gutgeheißen. Auf ihn konnte man sich blind verlassen, aber selbst für eine eventuelle Fünf-Tage-Ehe hätte ja wohl auch noch der Bräutigam ein einsilbiges Wort zu sagen.
    Sie klopfte an die Tür, trat ein.
    »Renate«, stellte sich die Besucherin vor. Den Nachnamen, den sie nannte, hatte ich vergessen. Er war auch unwichtig, weil sicher unrichtig. Ohnedies würde sie, falls ich mit ihr einverstanden war, für die Dauer unserer Expedition meinen Namen führen, der natürlich auch fingiert war.
    Renate war höchstens Mitte 30, sie wirkte sehr sportlich, hatte ein ansprechendes Gesicht, brünette Haare, einen kleinen, festen Busen und eine appetitliche Haut. Sie gab sich kühl und selbstsicher und bewies unverzüglich, daß sie nicht auf den Kopf gefallen war.
    »Ich soll mich Ihnen zeigen«, sagte sie. »Es wäre gut, wenn wenigstens Sie wüßten, warum.« Sie sprach hochdeutsch, doch mit fast unmerklicher Münchener Klangfärbung.
    Ich hatte mir eine leicht frustrierte, von

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