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Die Nacht der Schakale

Die Nacht der Schakale

Titel: Die Nacht der Schakale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Pullach, für Dressler und für Barry Wallner gleichzeitig arbeiten und dabei auch noch mit der Frau seines Chefs schlafen kann.«
    »Ex-Frau«, korrigierte mich Steve pedantisch. »Und das ist ja wohl, wie du weißt, mehr eine männliche Beschäftigung als eine verschwörerische Betätigung. Pullach und die TRASCO arbeiten gelegentlich zusammen und zumindest nicht gegeneinander. Und Barry Wallner ist auch nicht gerade als Kommunistenfreund verschrien – es liegt also eigentlich alles auf einer Linie.«
    »Und Pullach wußte nichts von den zarten Banden zwischen Forbach und Madeleine Dressler?«
    »Das hatte mich zunächst auch irritiert«, entgegnete Steve. »Entweder ist diese Love-Story brandneu oder den Pullachern bislang tatsächlich entgangen.«
    »Oder die Pullacher haben sie dir verschwiegen«, versetzte ich. »Wie weit traust du ihnen eigentlich diesbezüglich über den Weg?«
    »Jedenfalls seit ein paar Stunden weit mehr als bisher«, erwiderte Steve. Über sein breites Gesicht floß ein Lächeln wie ein dünnes Rinnsal. »Ich habe mich heute Nachmittag im Camp mit der BND-Spitze, sagen wir einmal, ausgesprochen. Mir waren ein paar Dinge unerklärlich gewesen«, sagte er und schwieg.
    »Nun schieß schon los mit deinen Neuigkeiten«, forderte ich ihn auf. »Wohin fahren wir eigentlich?«
    »Ich lade dich ein«, erklärte der Freund mit der Hakennase. »Du hast doch noch nicht gegessen? Ein kleines Spezialitäten-Restaurant in Bogenhausen, laß dich überraschen. Also«, kam er vom Kulinarischen wieder zum Subversiven, »es hat im Camp eine Kontroverse gegeben, weil ich den – nicht aus der Luft gegriffenen – Eindruck hatte, daß unsere Pullacher Bundesgenossen einiges vor uns verheimlichen. Ich kann es ihnen nicht verübeln, Ritter schon gar nicht. Schließlich ist jeder Geheimdienst nach dem Zellensystem gegliedert. Auch bei uns gibt es verschiedene Geheimhaltungsstufen.«
    Ich wunderte mich einen Augenblick, daß der Freund über Selbstverständlichkeiten sprach, aber ich wußte, daß er nie etwas grundlos tat.
    »Es könnte ohne weiteres geschehen, daß eines Tages auch du erfährst, daß ich vor dir Geheimnisse hatte.« Er lächelte melancholisch. »Ich hoffe nur, daß du dich dann an die Spielregeln erinnerst und es nicht für einen Vertrauensbruch hältst.«
    Ich wußte nicht, worauf er anspielte, aber ich sollte es nur zu bald erfahren.
    »Also, zurück zur Sache«, sagte Steve. »Der Kontakt zwischen Forbach und Pullach ist weit enger, als wir dachten.« Aus einer Seitenstraße schoß ein Motorradfahrer und schnitt den Mercedes. Steve trat die Bremse durch, fluchte halblaut und fuhr schweigend weiter.
    »Und Forbachs Verbindung zu Barry Wallner?« fragte ich.
    »Das«, erläuterte Steve gedehnt, »war ein Wunsch Pullachs. Das Camp wollte auf diese Weise Einfluß auf den Enthüllungsjournalisten gewinnen und ihn dabei unter Kontrolle halten.«
    »Diese Wühlmäuse«, spottete ich. »F. ist also tatsächlich Forbach?«
    »Absolut sicher«, bestätigte Steve. »Und S. steht für Schwarz. Schwarz ist einer von Dresslers Leuten, mit denen Forbach bei seinen brisanten Exkursionen schon öfter zusammen gearbeitet hat – so langsam rundet sich das Bild.«
    Alles deutete darauf hin, daß Forbach in Ordnung war. Sinnlos, sich dagegenzustemmen, und sinnvoll, sich davon zu überzeugen. Für mich machten ihn die glatten Resultate seiner Transit-Touren einfach verdächtig, selbst wenn er ein Hans-im-Glück sein sollte.
    »Außerdem stammt von ihm der erste Hinweis auf den Sperber«, sagte ich.
    »Richtig«, bestätigte Steve, »aber es war eine Information im Auftrag Dresslers.«
    Ich war perplex. »Das gib's doch nicht«, erwiderte ich, »das ist ja eine völlig neue Variante.«
    »Für uns«, entgegnete Steve trocken. »Pullach weiß es schon seit zehn Tagen.«
    »Ganz schön hinterhältig«, stellte ich fest.
    Steve lächelte schief. »Usus«, antwortete er. »Vielleicht ist es aber auch nur Geheimhaltungsstufe I, und der alte Gregory war am Werk.«
    Vermutlich eine Absprache auf höchster Ebene, überlegte ich, und der CIA-Vice verfolgte dabei noch gelassen, wie lange wir brauchten, um an den Hasen im Pfeffer heranzukommen. Die Ermittlungen liefen nicht von vornherein in einer Richtung, und er hatte wieder einmal seinen Test über unsere Brauchbarkeit. Es hatte keinen Sinn, mit diesen Gewohnheiten zu hadern. Gregorys Methoden waren die eine Seite, Tatsachen die andere, und das sah dann so aus:

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