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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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solange sie in anderen Umständen ist? Es wäre mir eine
Beruhigung, wenn sie sich in Zukunft etwas mehr schonen würde.“
    Nico hätte wohl allem zugestimmt, nur um die tiefe Besorgnis
des Mannes zu beruhigen, auch wenn sie keine Ahnung hatte, welche Aufgabe
dessen Frau im Kreise der Krieger übernommen hatte. Sie hatte sie bisher noch
gar nicht kennen gelernt, aber das war auch nicht wichtig, da sie jede
Ablenkung von ihrem Kummer gebrauchen konnte, wenn sie schon nicht mehr ihre
Arbeit hatte.
Es war eine Erleichterung zu erfahren, dass Jackie für die Wundversorgung der
Krieger zuständig war. Nico kannte sich zwar noch nicht besonders auf diesem
Gebiet aus, aber sie würde sich von Orsens Frau alles erklären lassen, so dass
sie deren Platz so lange wie nötig einnehmen würde können.
    Danach war die Sitzung dann bald aufgelöst worden, da jede
weitere Klärung in New York stattfinden konnte. Catalina musste sich um
Awendela kümmern, so dass Nico die erste Gelegenheit nutze, um sich aus dem
Saal zu stehlen, was sowieso niemandem auffallen würde. Ihre Aufgabe war getan,
die anderen mussten nun Wege finden, die aufgewühlten Wogen zu glätten. Jeder
von ihnen hatte jemanden, mit dem er darüber sprechen konnte, was die Zukunft
bringen würde. Seien es Eltern, Partner oder langjährige Freunde.
Nico nahm die Stufen mit schweren Schritten nach oben, weil sie noch etwas zu
erledigen hatte, an das sie in der ganzen Aufregung der Sitzung nicht mehr
gedacht hatte. Es war nur ein Anruf und doch lastete die Bürde unerträglich
schwer auf ihren Schultern. Sie hatte niemandem davon erzählt außer dem Orakel,
obwohl die Vision dann ihr Gespräch dominiert hatte. Kurz erwog sie, nach Damon
zu suchen, doch den Gedanken verwarf sie sofort wieder. Er wünschte solche
Vertraulichkeiten nicht und im Hinblick auf seine zukünftige Aufgabe würde es
besser sein, wenn sie ihn nicht weiter behelligte.
Sie hatte nichts in Seele, Geist oder Körper zu bieten, das einen Mann wie ihn
anziehen würde. Er hatte sie nur wegen des Vollmondes nicht abgewiesen, so als
wären sie unter Drogen gestanden.
Aus einem solchen Rausch konnte es nur ein böses, ernüchterndes Erwachen geben.
     
     
    China, Provinz Henan, vor achtzehn Jahren im Spätsommer
    Der junge Mann mit dem vollgepackten Backpack auf dem Rücken,
keuchte schon seit den letzten drei Kilometern wie ein Asthmakranker, der
gerade einen Anfall hatte.
Sein Gesicht war schweißüberströmt, obwohl es trotz des angenehmen
Sonnenscheins nicht mehr warm war, weil sie in immer höhere Gefilde vordrangen.
Es war ja seine bescheuerte Idee gewesen, schon auf der Reise auf jeglichen
Komfort zu verzichten. Er wollte es seinem Dad ja unbedingt beweisen, dass er
es ohne seine Kohle schaffen konnte. Obwohl er ja eigentlich nicht viel
Wahlmöglichkeiten gehabt hatte, weil ihm sein Vater das Geld für die Reise und
den Aufenthalt in China sowieso nicht ausgelegt hätte. Er sollte schließlich
aufs College gehen und nicht Monate lang in der Schule ausfallen, so kurz vor
dem Abschluss.
    Sein Führer sagte etwas zu ihm, doch mit seinen mageren
Grundkenntnissen im Chinesischen verstand er kaum etwas von dem merkwürdigen
Dialekt. Er nickte nur und verstand den Mann endlich, als er den Arm ausstreckte
und Shane in die angedeutete Richtung blickte.
    WOW!
Er war zutiefst beeindruckt von der Tempelanlage, die sich majestätisch in den
blauen Dunst erhob, der sich vom Berggipfel auf Songshan senkte. Es war kein
Vergleich zu den Bildern, die er sich im Netz angesehen hatte. Jedes Mal hatte
sein Herz heftig in seiner Brust geklopft, doch diesmal stockte ihm der Atem
und er verfiel beinahe so etwas wie in eine verzückte Starre. Alle
Anstrengungen der Reise fielen von ihm ab und er sah sich seinem Ziel näher, endlich
bei einem wahren Kung-Fu-Meister lernen zu dürfen.
    Shane zog kurz die Baseballkappe von seinem Kopf, worunter er
kurz geschoren war, weil die Haare auf der beschwerlichen Reise nachgewachsen
waren. In den Staaten hatte er sich eine Glatze rasieren lassen, die seine
Mutter beinahe in einen Schreikrampf gejagt hätte. Das Zeug wuchs wie Unkraut,
er wusste gar nicht, warum sie so ein Aufhebens darum gemacht hatte.
    Eine halbe Stunde später hatten sie das Shaolin-Kloster
endlich erreicht und Shane saß auf einer kleinen Mauer, die einen Steingarten
umfasste, um sich etwas Ruhe zu gönnen. Der schwere Rucksack stand vor ihm auf
dem Boden und er wischte sich mit einer müden Geste den Schweiß

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