Die Nacht der Uebergaenge
rule. Just for today he’ll be
your humble servant, you’ll find a page with instructions in your chamber on
the nightstand. They won’t talk English to you anymore after the sun rises the
next day. You left everything behind. Cong Shé is a beginner in your mother’s
tongue but he’ll learn fast. I am not in a position to teach him further as I
am bound to go into silence for the next twelve months. Have a
pleasant stay, my young friend. ”
(Oh, Sie haben mich sehr wohl verstanden. Wir haben Sie allein aus diesem Grund
kommen lassen. Sie werden Cong Shé Ihre Sprache lehren und im Gegenzug wird er
Ihnen Sie lehren, was Sie zu uns geführt hat. Unterschätzen Sie nie jemand
aufgrund von Äußerlichkeiten, Mr. Bristow. Sie werden all seine Regeln
befolgen. Nur heute wird er Ihr bescheidener Diener sein. Sie finden ein Blatt
mit Anweisungen auf dem Nachttisch in Ihrem Zimmer. Nachdem Morgen die Sonne
aufgegangen ist, wird niemand mehr Englisch mit Ihnen sprechen. Sie haben alles
zurückgelassen. Cong Shé ist ein Anfänger in Ihrer Muttersprach, aber er wird
schnell lernen. Ich bin leider nicht in der Lage, ihn weiter zu unterrichten,
da ich mich für die nächsten zwölf Monate in Klausur begeben werde. Ich wünsche
Ihnen einen angenehmen Aufenthalt, mein junger Freund.)
Shane starrte der dahin eilenden Gestalt des alten Mannes mit
offenem Mund nach, um sich dann wieder seinem neuen Freund zuzuwenden, den er
nun mit etwas mehr Skepsis betrachtete.
Sollte das ein Scherz sein? Ein blinder Junge?
„ You tired? Come with… King. Please ”, forderte der
Junge ihn auf und verbeugte sich tief, um dann den tonnenschweren Rucksack
aufzunehmen, als wöge er gar nichts und ihn mit schlafwandlerischer Sicherheit
durch die Türme des Tempels zu führen, bis sie schließlich eine Art Wohngebäude
mit niedriger Decke betraten, das verlassen zu sein schien.
In der Ferne hörte Shane das leise Murmeln von jungen Stimmen, als würden sie
irgendwo zusammen sitzen. Es war vermutlich Essenszeit. Die Sonne war noch
nicht untergegangen, aber der Tagesablauf würde hier ungleich strenger sein als
alles, was er bisher erlebt hatte, selbst wenn er hartes Training gewohnt war.
Ein paar Monate später…
Shane kniete vor der Buddhastatue, für die man extra einen
neuen Tempel auf der Anlage gebaut hatte. Besucher hatten ihm Blumengirlanden
umgelegt und auch Essensgaben zu seinen Füßen abgelegt. Kleine Gaben, um den
Gott milde zu stimmen. Zu seiner Anfangszeit hätte ihn der Geruch des Essens an
den Rand der Raserei gebracht, weil er nie genug davon zu bekommen schien. Das
Training war so unglaublich hart, dass er eigentlich ständig etwas hatte
futtern wollen.
Mit einem schiefen Grinsen dachte er daran, wie er die
Lektionen seines Lebens gelernt hatte. Sein erstes Training mit der Gruppe von
vier- bis sechsjährigen Kindern hatte ihn beinahe in einen Zusammenbruch
getrieben und dabei hatte King, dieser kleine Hosenscheißer, das Kommando
geführt. Wenn er daran dachte, dann schmerzte sein Körper auch heute noch
überall da, wo er es niemals für möglich gehalten hätte. Die ersten Wochen
waren ein einziger Schmerz gewesen, er war immer kurz davor, weinend zusammen
zu brechen und nach seiner Mami zu rufen, damit sie ihn hier rausholte.
Dieser kleine Kerl war der reinste Horror verpackt in einem
Engelsgesicht. Von wegen blind!
Er schien es gar nicht nötig zu haben, sich auf seine Augen zu verlassen, er
ahnte jeden Angriff irgendwie voraus. Seine Reflexe waren beinahe als
übernatürlich zu bezeichnen und die Beherrschung seines Körpers war
beängstigend.
Shane hatte zuerst gedacht, er würde den Jungen nicht mögen
können, doch außerhalb des Trainings war er ein völlig anderer Mensch. Ruhig,
schüchtern und manchmal noch viel kindlicher als sein Alter vermuten ließ.
Shane wurde mit der Zeit klar, dass er nie ein Kind gewesen war.
Er war der jüngste Schüler, der jemals zum Shaolin-Training zugelassen worden
war und schien keine Familie zu haben. Shane hatte im Englisch-Unterricht
danach gefragt, wo seine Eltern lebten, doch der Junge hatte keine Antwort
darauf geben können, weil er es nicht wusste.
Ein Zittern ging durch seine austrainierte Gestalt, deren
Muskeln sich deutlich unter der Haut abzeichneten, weil er kein Gramm zu viel
Fett am Körper hatte. Die Mönche hier wussten genau, wie viel man den Schülern
zu essen geben musste, damit sie ein perfektes Muskelverhältnis erreichten,
ohne mit Fettpölsterchen
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