Die Nacht der Uebergaenge
hinter sich
herziehen zu müssen.
Er war ein guter Tänzer. Mit den jungen Leuten im Club konnte er auf seine
alten Tage locker mithalten. Nico schien seine Bereitwilligkeit sehr zu
gefallen.
Einem anderen allerdings nicht. Damon folgte den beiden
zuerst mit einem neugierigen Blick, weil er unbedingt wissen wollte, wohin sie
so plötzlich verschwanden und trat dann, nachdem er dem Barkeeper, der gerade
noch beim Einschenken gewesen war, das Wodkaglas förmlich unter der Nase
wegzog, eilig an das gläserne Geländer, bevor er Nico und Aubrey für einen
Moment ganz aus den Augen verlor. Eigentlich war Nico in dem knappen gelben
Overall nicht zu übersehen. Beim Anblick des tiefen Rückenausschnitts, der ihre
helle, seidig weiche Haut offenbarte, die er schon einmal berührt hatte aber
niemals wieder berühren durfte... nein, wollte ... lief ihm das Wasser im
Mund zusammen. Der Zustand seiner Begierde verschlimmerte sich, als er den
Tisch auf der Seite passierte, an dem Nico vorhin noch gesessen hatte.
Wie ein Drogensüchtiger atmete er den verbliebenen Rest ihres
Duftes ein und wäre am liebsten der Spur die Treppe hinunter auf die Tanzfläche
gefolgt, um seinen Vater aus Nicos Armen zu prügeln, die sich zu den Klängen
von My Boo an seinen Hals hängte. Die beiden schmachteten sich an, als
wären sie verliebt.
Damon kam sein spätes Abendessen fast wieder hoch. Der erste Drink
war schnell auf Ex gekippt. Ein zweiter musste allerdings warten. Damon wollte
sich keine Sekunde zwischen den beiden entgehen lassen. Viel zu sehr genoss er
die langsam in ihm hochkochende Wut und die Gedanken, die sich darum drehten,
seinem Vater auf grausamste Art und Weise den Garaus zu machen, sollte hinter
seinem Tun so etwas wie eine ernste Absicht bezüglich Nico stecken.
Er war so sehr damit beschäftigt, sich auszumalen, wie man am
besten ein Duell vor Ort und Stelle aufzog, das er nicht bemerkte, wie sich
Chryses von hinten näherte. Erst als die große Pranke seines Waffenbruders
klatschend auf seine Schulter schlug und Damon schmerzhaft getroffen
zusammenzucken musste, wurde er sich dessen Anwesenheit bewusst.
"Toll, du hast mir gerade noch gefehlt!“ Diesmal würde
Therons Bruder keine Entschuldigungen zu hören bekommen.
Damons Laune war auf dem Nullpunkt angelangt und sich mit Rys
zu prügeln war vielleicht besser, als seine Mutter in Gedanken zur Witwe zu
machen. Chryses reichte ihm jedoch nur den nächsten Wodka, den Damon gut
gebrauchen konnte und gesellte sich zu ihm an die gläserne Geländerbrüstung, um
mit ihm gemeinsam die Menge zu beobachten. Allerdings lag sein Interesse nicht
bei der kleinen Sophora und ihrem neuen Verehrer , sondern darin, Romana
zu finden. Die harten ungerechten Worte, die er ihr gesagt hatte, taten ihm
leid. Ernsthaft leid. Er war nicht Nathan und verlor schneller die Geduld als
der Priester. Viel zu schnell. Romy konnte nichts für sein unfreiwilliges Bad
im Pazifik und auch nichts für ihre Unwissenheit bezüglich der Soulmatesache.
Er hätte mit ihr reden sollen. Richtig reden und dabei nicht an das eigene
Vergnügen denken sollen, um das er sich mit seiner eigenen Torheit gebracht
hatte.
„Ich habe Scheiße gebaut, Damon!“, setzte er an, ohne den
Blick von der langsam tanzenden Menge zu lassen. Damon nickte, trank das zweite
Glas in einem Schluck und ließ sich diesen auf der Zunge hin und her gehen, bis
alles brannte und nicht mehr nach Zimt schmeckte.
„Ich auch!“
Keiner der beiden wusste, dass der jeweils andere nicht den Einsatz auf der
Bohrinsel meinte und doch war ihnen irgendwie klar, worum es wirklich ging.
Kein Grund, weiterhin sentimentales Zeug von sich zu geben.
Damons Herz schmerzte, als er Nico in den Armen seines Vaters
lachen sah, der sie sicher über die Tanzfläche führte, ohne irgendwo
anzustoßen. Er gab sich große Mühe mit ihr und hatte keine Schwierigkeiten
damit, Verantwortung zu übernehmen. Und sei es bei so einer unwichtigen Sache
wie einem Tanz.
Chryses fühlte sich schlecht, als er Romy mit Cat in einer
Ecke erspähte und nicht fühlen konnte, ob sie an ihn dachte oder nicht. Sie
umgab ein eisiger Mantel des Schweigens. Nach außen hin schien die Sache mit
ihm also endgültig abgehakt. Dabei waren sie Soulmates. Nichts konnte man da
einfach abhaken. Er hatte sich selbst ebenfalls etwas vorgemacht und nun musste
er mit den Konsequenzen leben. Er konnte es. Wollte es auch. Aber dafür musste
er erst einmal Romana dazu bringen, ihm zu verzeihen.
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