Die Nacht der Uebergaenge
dass man deine Verletzungen
gar nicht sieht. Es wäre mir eine Ehre, wenn du mir erlauben würdest, dich beim
Lernen zu unterstützen.“
Nico setzte
sich auf und starrte King sprachlos an. Nach der Beschreibung seiner
Fähigkeiten war sie der Meinung gewesen, dass er genau wie Damon reagieren und
ihr auf den Kopf zusagen würde, dass sie zu nichts nutze war.
„Dein
Vorschlag ehrt dich, aber ich weiß bestimmt nicht mehr als ein Kind über das
Kämpfen oder das Führen einer Waffe. Du würdest nur sehr schnell die Gedu…“
King brachte sie mit der Berührung seiner Fingerspitzen auf ihren Lippen zum
Schweigen, bevor sie sich weiter in Selbstzweifeln erging, die ihr anderer
Lehrmeister ihr eingepflanzt haben musste.
Was für ein Mensch war das, der jemanden wie Nico so abscheulich behandelte?
„Versuch
es mit mir! Wenn du dann die Geduld verlierst, kannst du mich auf die Straße
setzen. Immerhin hätte ich dann einen Grund, dich öfter zu sehen und dich
besser kennen zu lernen. Überleg es dir, während ich uns etwas zu Essen mache.
Du brauchst ab jetzt eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Mahlzeiten. Ich
weiß, dass unser Appetit oft nicht besonders groß ist, aber es ist nötig! Ruh
dich solange aus. Magst du ein wenig Musik hören? Ich glaube nicht, dass ich
viel Zeitgenössisches da habe, aber zu deiner Erholung könnte ich ein paar
traditionelle Weisen laufen lassen, die mich an meine Heimat erinnern.“
Nico
schenkte ihm ein dankbares und begeistertes Lächeln, es war wunderbar, dass sie
so offen für alles war. Das sollte niemand ihr nehmen. Es wäre ein Verbrechen,
das er in jedem Fall sühnen würde, bevor es stattfand. Wenn er Nico regelmäßig
sah, dann würde er auch über ihre Sicherheit wachen können, wie es sich für
einen Bruder ehrenhalber gehörte. Er hinterfragte seine Gefühle für die junge
Frau nicht, er nahm sie dankbar an, weil es nicht viele Menschen gab, zu denen
er persönlichen Kontakt hatte.
King nahm
eine schnelle Dusche, bevor er sich in der Küche an die Zubereitung des Essens
machte, zu dem er frisches Gemüse, Reis und Hühnchen in einer Wokpfanne kurz
anbriet. Zu ihrer Belustigung führte er auch kleine Tricks mit dem großen
Messer vor, mit dem er vortrefflich und unheimlich schnell Paprika in feine
Streifen zerteilen konnte. Er mochte den Klang ihres Lachens und die
Tapferkeit, mit der sie ihr Schicksal zu meistern versuchte.
Sie saßen
zusammen, als wären sie alte Freunde und erzählten sich bei einem Glas exzellenten
Weißweins über ihre Kindheit oder Erlebnisse auf der Schule, was sie sehr oft
zum Lachen brachte, weil er als einfache Junge aus der chinesischen Provinz
hier in den USA einen ordentlichen Kulturschock erlebt hatte.
Nico
fielen irgendwann einfach die Augen vor Müdigkeit zu, als sie es sich nach dem
Essen auf den Sitzkissen bequem gemacht hatten. Es war sicherlich ein langer,
anstrengender Tag für sie gewesen und King hob sie mühelos auf die Arme, um sie
in seinem Bett schlafen zu legen, weil er sie jetzt nicht mehr nach Hause
schicken wollte.
Es war
eine schöne Vorstellung, Morgen früh das Frühstück gemeinsam mit seinem Gast
einnehmen zu dürfen.
10. Schlafende Tiger soll man nicht füttern
(Vorschau)
Samstag, 21. Juli; nachts…
The Zone, Bushwick Creek, East River, Greenpoint
Das sollte eigentlich ein ruhiges Wochenende werden. An der
Ghoul-Front herrschte einigermaßen Stille. Die Aryaner hatten in letzter Zeit anscheinend
besser "recycelt", auch wenn das eine ziemlich zynische Sicht der
Dinge war.
Die Fortress war regelrecht verlassen. Bone war bei Jackie auf dem Land, wo sie
ein geräumiges Haus besaßen und er sich in Ruhe um seine schwangere Frau
kümmern konnte. Ash freute sich darauf, bald wieder Nachwuchs in ihren Reihen
zu haben. Auch wenn man es ihm nicht abnahm, er mochte Kinder. Er wartete schon
lange darauf, dass seine Mutter mit ihrem Soulmate Nachwuchs in die Welt setzen
würde, obwohl er das Thema natürlich nie zur Sprache gebracht hatte.
Romy war mit ihrer kleinen Schwester nach Raleigh gefahren,
weil deren Mutter Geburtstag hatte und es der älteren Schwester lieber gewesen
war, die Sicherheit der Kleinen nicht irgendeinem Enforcer zu überlassen. Wobei
ihre wahren Motive eher darin begründet lagen, dass sie Abstand zu Rys suchte,
doch das hätte sie niemals offen zugegeben.
Der Rest der Warrior war in alle Himmelsrichtungen verstreut,
wie es oft genug vorkam, wenn andere Länder um Hilfe
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