Die Nacht der Uebergaenge
Feierlichkeiten gehen. Sie mochte es nicht, wenn er
ihr Befehle erteilte. Er mochte es nicht, wenn man den Grund seiner getroffenen
Entscheidungen anzweifelte. Vor allen Dingen an solchen, die Cat nicht einmal
annähernd betrafen.
Ihr gemeinsames, zukünftiges Leben hatte nichts mit Awendela oder deren Mutter
zu tun. Niemand hatte Cat in die Mutterrolle gedrängt, die sie sich nun
vielleicht ausmalte. Wendy würde nicht bleiben und das bedauerte Nathan gerade
doch etwas mehr als Catalinas Unmut ihm gegenüber. Sie tauchte immer nur für
einen oder zwei Tage auf. Meistens dann, wenn etwas sehr Schlimmes passiert
war, seine Alpträume schlimmer wurden oder auch, wenn es einen Grund gab, sich
für ihn oder mit ihm zu freuen.
Das hier war eigentlich ein freudiger Grund, doch Catalina war drauf und dran,
diesen mit einem Schmollen und einem gehörigen Streit zu begraben. Sie war
nicht schüchtern, keineswegs bereit, zurückzustecken, um seine ach so
empfindsamen Gefühle zu schonen und erst recht nicht deswegen, weil die ganze
Warriorbande zuhörte und sich wahrscheinlich einen Ast lachte, weil Cat keine
Ahnung hatte. Sie konnte versichert sein, dass niemand lachte, der Wendy oder
Nathan kannte.
„Es tut mir leid.“, wiederholte er noch einmal, diesmal
versöhnlicher und ohne den eben noch oberflächlich gehegten Groll gegen ihre
Bemerkung, die genau das hatte anrichten sollen, was sie getan hatte. Ihn angreifbar
machen.
„Du hast jedes Recht, mich nach ihr zu fragen und jedes Recht
dazu, zu glauben, ich hätte dich hintergangen, als du mir die Frage gestellt
hast, ob es jemand Wichtigen in meinem Leben gibt, von dem du wissen solltest.
Wenn du mir böse bist, kann ich dir das kaum verübeln. Allerdings solltest du
Wendy eine Chance geben. Sie ist im Grunde nur deinetwegen hier. Nicht
meinetwegen.“
Es war an der Zeit, sich umzuziehen. Die anderen Gäste warteten und das Orakel
hatte eindeutigen Befehl gegeben.
Catalina würde alles über ihn und Wendy erfahren, sobald sich die Gelegenheit
dazu ergab. Das hier war weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit, um
sich über seine Vergangenheit auszutauschen.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn seine Tochter ebenfalls zu einer
anderen Zeit aufgetaucht wäre. Aber das ließ sich nun leider nicht mehr ändern.
Sie hatte schon immer ihren eigenen Kopf gehabt und mit Schaudern dachte er
einen Moment daran zurück, dass ihr das beinahe zum Verhängnis geworden wäre.
Nathan schaffte es wirklich, Cat noch wütender zu machen als
Manasses. Innerhalb von Millisekunden war sie beinahe wieder so weit, die
Beherrschung zu verlieren. Sie bemerkte schon an der schärferen Sicht, dass
ihre Pupillen sich bestimmt verändert hatten. In ihrer Kehle steckte ein wütendes
Brüllen und sie wich vor Nathan zurück, weil sie nicht sicher war, ob sie sich
im Fall des Falles nicht doch zu einer Dummheit verleiten lassen würde. Vor
allen Dingen, wenn es dabei um sein Blut ging.
Sie wandte sich von ihm ab und bedeckte ihre Augen mit einer Hand, als könnte
sie dadurch die Umwandlung verhindern. Es war sein Glück, dass sie noch zu
schwach für eine erneute Runde als Miezekatze war, sonst hätte sie Nathan ganz
bestimmt ein paar Manieren beigebracht. Er hatte es doch so gern, wenn seine
Haut aufplatzte, das konnte sie ihm gern mit einem Hieb ihrer Pranke vierfach
verschaffen.
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie wieder einigermaßen
ruhig sprechen konnte.
„Ich fasse es nicht, dass du mir Eifersucht vorwirfst! Was sollte ich deiner
Meinung nach denken, wenn plötzlich deine Tochter auftaucht, die du mit keinem
Wort erwähnt hast?! Entschuldige bitte, dass mir bewusst ist, dass du schon
mehrere Leben vor mir gelebt hast! Aber darum geht es mir gar nicht! Die Frage
nach der Mutter stellte sich natürlich! Wenn ich plötzlich mit einem Kind
aufwarten würde, würdest du ja bestimmt auch wissen wollen, wer der Vater ist!
Und welche Rolle er noch in meinem Leben spielt!“, zischte Cat leise, damit sie
nicht von allen gehört wurden. Ihre Wut war noch nicht vollkommen verraucht,
selbst als er sich entschuldigt hatte. Seine vorherigen Äußerungen schlugen
wirklich dem Fass den Boden aus.
Es hatte ihm doch auch nicht gefallen, als Raziel plötzlich auftauchte, oder
nicht? Obwohl sie mit ihm keinerlei Verbindung gehabt hatte, außer der, ihm ihr
Blut gespendet zu haben.
Sie schüttelte ungehalten den Kopf, weil sie zu gerne
ausgerastet wäre, aber ihm hier vor den anderen eine
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