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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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sagen?«
    Bones blieb reglos stehen, ließ nicht einmal durch ein Blitzen in seinen Augen erkennen, was er dachte oder ihr sagen wollte. Unbeweglich wie ein Fels verharrte er im Schnee, als könnte ihn keine Macht von dort vertreiben.
    »Hast du … hast du Alex gesucht? Warst du deshalb so lange weg?«
    Der Wolf kam ein paar Schritte näher, sodass sie schon beinahe die Hand nach ihm ausstrecken konnte, und streckte die Schnauze nach vorn, als wollte er sie auf das Blut aufmerksam machen. Er schloss die Augen und jaulte verhalten, reckte plötzlich den Kopf nach oben und heulte so laut, dass es ihr kalt über den Rücken fuhr. Hinter Clarissa winselten und jaulten ihre Huskys.
    »Willst du mir sagen, dass … dass …« Sie wagte nicht, den Satz zu Ende zu sprechen, starrte nur auf das Blut und wehrte sich gegen den Gedanken, dass es nicht von einem Tier stammen könnte. War Bones zu spät gekommen? Hatte Alex schon in seinem Blut gelegen, als der Wolf ihn gefunden hatte?
    »Alex …« Sie rang nach Luft. »Alex darf nicht … er darf nicht tot sein!«
    Jetzt ließ Bones auch die Ohren hängen und trottete ohne einen weiteren Laut davon, als hätte er gerade eine schwere Niederlage erlitten. Ohne sich nach Clarissa umzudrehen, verschwand er im Nebel und im Tiefschnee neben dem Trail. Eine Zeitlang war noch sein Schatten zu sehen, dann verschluckte ihn der Nebel ganz, und nur noch seine Spuren waren im Schnee zu sehen.
    Clarissa kehrte zu ihrem Schlitten zurück und stieg auf das Trittbrett. Sie vergaß beinahe, den Anker aus dem Schnee zu ziehen, so verwirrt und verstört war sie. Die Nachricht des Wolfes hatte sie tief getroffen. In ihrer Benommenheit kam ihr gar nicht in den Sinn, dass sein Erscheinen auch etwas anderes bedeuten konnte, dass die blutige Schnauze vielleicht tatsächlich von einem Beutetier stammte und er ihr eine völlig andere Nachricht gebracht hatte, dass Alex verletzt war oder er vergeblich nach ihm gesucht hatte. Aber warum hatte er ihr den Weg versperrt? Warum wollte er, dass sie zur Hütte zurückfuhren?
    Und warum höre ich auf einen ausgemergelten Wolf, der wahrscheinlich nur zufällig in meiner Nähe auftaucht und mir gar nichts zu sagen hat, warf sie sich vor. Behaupteten oder dachten das zumindest nicht alle Leute, die von Bones wussten? Sogar Alex? Nicht die Indianer, erinnerte sie sich, und nicht einmal Frank Whittler, der unliebsame Bekanntschaft mit ihm gemacht hatte. Nur Bones hatte sie es zu verdanken, dass sie damals am Leben geblieben war. Er war keine Einbildung, er war ihr bis ins ferne Alaska gefolgt.
    Dennoch war sie unschlüssig. Ihr Verstand riet ihr, nicht auf den Wolf zu hören und weiterzufahren, denn noch hatte sie keinen handfesten Beweis dafür, dass Alex tot war. Spürte eine Frau nicht, wenn Gott ihren geliebten Mann zu sich rief? Hatte ihre Mutter nicht gewusst, dass ihr Mann ein Opfer des Meeres geworden war, noch bevor befreundete Fischer ihr die traurige Nachricht überbracht hatten? Nein, Alex war nicht tot. Er durfte nicht tot sein! Wie sollte sie denn ohne ihn leben? Ohne den Mann, den sie liebte?
    Sie hatte sich noch immer nicht entschlossen, welche Richtung sie einschlagen sollte, als sie hörte, wie sich ein Schlitten näherte. Auch in dem auffrischenden Wind war das Scharren der Kufen deutlich zu hören. Sie schob ihren Schlitten nach rechts, um dem Musher nicht im Weg zu sein, und wies ihre Hunde an, ebenfalls aufzupassen. In den Nebel rief sie: »Langsam! Ich bin mit einem Schlitten hier! Gleich hinter der Biegung! Langsam, Mister!«
    Der Mister war der indianische Fährtenleser, der mit dem Aufgebot des Marshals losgezogen war. Er wusste mit einem Hundegespann umzugehen und fuhr so vorsichtig, dass er Clarissa und ihre Hunde auf keinen Fall in Gefahr gebracht hätte. Er bremste seinen Schlitten und blickte sie ernst an. »Da sind Sie ja, Ma’am«, sagte er. »Ich bin Ihretwegen zurückgekommen. Der Marshal weiß nicht, dass ich weiter nach Ihrem Mann gesucht habe, und wartet bestimmt schon auf mich. Ich wollte Ihnen nur das hier … das hier geben.«
    Ihr zog es erneut die Kehle zu, als er ihr die Fellmütze ihres Mannes reichte und sie das Blut daran entdeckte. »Das ist seine Mütze …« Ihre Stimme klang eher wie ein Krächzen. »Ist er … Ich meine, ist mein Mann tot?«
    »Ich fürchte ja, Ma’am«, sagte der Fährtensucher. Er lebte schon sehr lange bei den Weißen und sprach nicht wie ein Indianer. »Ich habe sie am Rand einer tiefen

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