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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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zu bremsen vergaß, als sie das laute »Whoaa! Whoaa!« von Matthew vornahm. »Vorsicht!«, rief Betty-Sue vom Schlitten. Clarissa schreckte hoch und reagierte blitzschnell, brachte ihre Hunde zum Stehen und rammte den Anker in den Schnee.
    »Sorry!«, rief sie nach vorn, atmete einmal kräftig durch und ging zu Matthew, der neben seinem Schlitten auf sie wartete. Betty-Sue schälte sich aus den Decken und folgte ihr. Wirbelnde Flocken umhüllten sie und blieben für einen winzigen Augenblick auf ihrer Haut und ihrer Kleidung kleben, bevor sie zerplatzten.
    »Sie sind eine gute Musherin«, sagte der Indianer.
    »Nur das Bremsen fällt mir manchmal schwer.« Clarissa lächelte, wurde aber sofort wieder ernst. Sie blickte in den Schnee. »Und hier ist es passiert?«
    Matthew nickte. »Hinter den Felsen dort!« Er deutete auf eine schroffe Gesteinsformation, die am Ende eines abschüssigen Hanges aus dem Schnee wuchs. Was dahinter lag, erkannte man in dem Schneetreiben nicht. »Er muss vom Trail abgekommen und nach unten gerutscht sein. Ich nehme an, die Kugel hat ihn schon hier oben getroffen, und er ist vom Schlitten gestürzt und den Hang hinabgefallen.« Er stapfte ein paar Schritte in den Tiefschnee neben dem Trail und ging in die Hocke. Mit der flachen Hand strich er vorsichtig über die Oberfläche. »Hier sieht man noch die Spuren.« Er richtete sich auf und blickte die Frauen an. »Kommen Sie! Die Felsspalte ist weiter unten.«
    Clarissa und Betty-Sue folgten dem Indianer zu der Felsformation. Als Matthew sah, dass die Schwester zwar Anorak und feste Stiefel, aber einen langen Rock über ihren wollenen Strümpfen trug und deshalb Schwierigkeiten hatte, durch den Schnee zu stapfen, reichte er ihr die Hand und führte sie. Ihre leuchtenden Augen verrieten, wie sehr sie sich zu dem Indianer hingezogen fühlte, und auch er schien in Betty-Sue die Frau seiner Träume gefunden zu haben. So sahen sich nur Verliebte an. Zärtliche Blicke, die Clarissa auf schmerzliche Weise deutlich machten, wie schrecklich ihr Verlust war. Ihr Herz schlug immer schneller, und ihre Brust schmerzte plötzlich so stark, als hätte sich ein eiserner Ring um ihren Körper gelegt, der sich mit jedem Schritt enger um sie zusammenzog. Auch sie hätte jetzt eine helfende Hand gebraucht, doch Betty-Sue und Matthew hatten nur Augen füreinander.
    Als sie die Felsformation erreichten, lehnte sich Clarissa erschöpft dagegen. Sie drückte ihre Stirn gegen den vereisten Fels und ließ die Kälte auf sich wirken, als würde sie dadurch neue Kraft erlangen. Ein Arm legte sich auf ihre Schultern. Sie hob den Kopf und sah das besorgte Gesicht der Schwester, hörte sie sagen: »Alles in Ordnung, Clarissa? Geht es wieder?«
    Clarissa nickte nur, wehrte sich aber nicht, als ausgerechnet Betty-Sue ihr durch den Schnee half und dabei gut zuredete, wie es von einer Krankenschwester erwartet wurde. Weit brauchten sie nicht zu gehen. Matthew wartete am Ende der Felsformation und hielt sie mit ausgebreiteten Armen zurück, damit sie nicht in die Felsspalte stürzten, die sich direkt vor ihnen auftat. Ein dunkler Spalt, ungefähr drei Schritte breit, der sich wie eine klaffende Wunde durch den Boden hinter der Felsformation zog, aber teilweise vom Schnee bedeckt war. Eine tödliche Falle. Wie der offene Mund eines hungrigen Monsters, das alles verschlang, was in seinen dunklen Rachen fiel.
    Schweigend starrten sie in den schwarzen Abgrund. Minutenlang sagte keiner ein Wort, tief betroffen von dem Anblick der tiefen Felsspalte, der einen schwindlig werden ließ, obwohl man kaum etwas sehen konnte. Auch Matthew, der die Spalte kannte, blickte wie gebannt in den Abgrund hinab.
    Clarissa sank mit den Knien in den Schnee und kroch vorsichtig bis an den Rand. Sie starrte in die Tiefe, versuchte mit ihren Blicken die Dunkelheit zu durchdringen, bis die Luft vor ihren Augen zu flimmern begann, und sie gar nichts mehr sah. »Alex!«, rief sie, doch sein Name kam nur flüsternd über ihre Lippen. »Alex! Bist du da unten?« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Kehle zog sich fest zusammen. Der unsichtbare Reifen um ihre Brust zog sich so fest zusammen, grub sich so tief ihre Haut, dass sie kaum Luft bekam.
    »Warten Sie hier! Nicht bewegen!«, sagte der Indianer und stapfte hastig durch den Schnee davon. Einige Minuten später kehrte er mit einer brennenden Fackel zurück, einem trockenen Fichtenast, den er mit einem Tuch umwickelt und angezündet hatte. »Sind

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