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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Herumtollen im Wald wahrscheinlich überhaupt nicht, aber darum ging es nicht. Worum es ging, war, dass diese Anpasserei an die Vorstellungen der Einheimischen mir allmählich zu weit ging. Sie ins Haus zu lassen, ihr Gegaffe zu ertragen und sie glauben zu lassen, dass wir eine Kaffeekanne nicht von einer Teekanne unterscheiden konnten, war eine Sache. Aber das Gerücht, dass ich mit Clay verheiratet war, offiziell bestätigen? Mich in Bear Valley ein für alle Mal als seine Frau brandmarken lassen? Lieber nicht. Irgendwo muss eine Frau die Grenze ziehen.
    »Ja, er schläft sich aus«, sagte Jeremy, bevor ich antworten konnte. »Elena steht immer früh auf, damit sie sein Frühstück machen kann.«
    Ich warf ihm einen Blick zu, der ankündigte, er würde dafür bezahlen müssen. Er tat so, als habe er es nicht bemerkt, aber ich sah das Lachen in seinen Augen glitzern. Ich ließ fürs Erste fünf Stück Zucker in seinen Kaffee fallen. Er würde die Brühe trinken müssen – schließlich war es unhöflich, sich nicht zu beteiligen, wenn man seinen Gästen Erfrischungen anbot.
    »Wie gesagt«, begann Morgan wieder, »es tut mir Leid, dass ich euch alle so früh morgens stören muss, aber ich dachte, Sie würden es wissen wollen. Mike Braxton ist nicht auf Ihrem Grundstück umgebracht worden. Der Leichenbeschauer ist sich da hundertprozentig sicher. Irgendwer hat ihn anderswo umgebracht und dann bei Ihnen liegen lassen.«
    »Irgendwer?«, fragte Jeremy. »Meinen Sie damit, ein Mensch und kein Tier?«
    »Na ja, ich würde immer noch sagen, es war ein Tier, aber eins von der menschlichen Sorte. Macht in unseren Augen nicht gerade viel Sinn. Die beiden anderen, die sind ganz entschieden von Tieren getötet worden, aber der Leichenbeschauer sagt, Mikes Kehle ist mit dem Messer durchgeschnitten worden, nicht durchgebissen.«
    »Aber was ist mit den Pfotenspuren?« Ich sprach es wahrhaftig nicht gern aus, aber wir mussten wissen, wie man bei der Polizei darüber dachte.
    »Wir nehmen an, dass die falsch sind. Der Kerl, der die Leiche da hingelegt hat, hat sie in den Boden gedrückt, damit's wieder nach wilden Hunden aussieht. Aber der Typ hat einen Fehler gemacht. Sie waren zu groß. Deswegen sind wir überhaupt drauf gekommen. Hunde werden nicht so groß. Na ja, mein Sohn sagt, es gibt eine Rasse, irgendeine Sorte Mastiff oder so, die solche Spuren hinterlassen könnte, aber von der Sorte gibt's hier keinen. Unsere Hunde werden nicht so groß, ganz egal, mit was wir sie füttern. Sie erinnern sich vielleicht, gestern hab ich Ihnen erzählt, dass Mike jemandem eine Nachricht hinterlassen und gesagt hat, dass er noch mal hierher kommen will. Jetzt hat sich rausgestellt, er hat bei der Frau von dem anderen Typ angerufen, und sie sagt jetzt, Mike hätte sich irgendwie komisch angehört, gar nicht wie er selbst. Aber sie hat gedacht, vielleicht liegt's an der Verbindung. Sieht ganz so aus, als wär's gar nicht Mike gewesen. Der Kerl, der ihn umgebracht hat, muss die Nachricht getürkt haben, damit wir hinterher auf Ihrem Grundstück suchen und die Leiche finden. Wenn man das alles zusammennimmt, bin ich mir verdammt sicher – Verzeihung, Ma'am – ziemlich sicher, dass wir's diesmal mit einem menschlichen Killer zu tun haben.«
    »Dann haben wir also immerhin keine wilden Hunde in unserem Wald«, sagte Jeremy. »Das ist ein Trost, obwohl ich nicht behaupten kann, dass mir die Vorstellung von einem menschlichen Killer lieber ist. Haben Sie schon eine Spur?«
    »Wir sind dran. Im Zweifelsfall einer, der Mike gekannt hat. Mike war ein prima Kerl und alles, aber –« Morgan machte eine Pause, als überlegte er, ob er wirklich Nachteiliges über einen Toten sagen sollte. »Wir haben alle unsere Probleme, oder nicht? Gegner und so.« Eine weitere Pause. Ein langsamer Schluck Kaffee. »Was ist mit euch hier? Habt ihr eine Vorstellung, warum einer Mikes Leiche auf eurem Grundstück ablädt?«
    »Nein«, sagte Jeremy. Seine Stimme klang gelassen und fest. »Das habe ich mich auch schon gefragt.«
    »Sie haben sich in der Stadt keine Feinde gemacht? Vielleicht mal mit irgend wem gestritten?«
    Jeremy lächelte etwas. »Wie Sie sicherlich wissen, sind wir nicht gerade die geselligsten Bewohner von Granton Country. Wir haben mit unseren Nachbarn nicht genug zu tun, um mit ihnen im Streit zu liegen. Entweder der Mörder hat geglaubt, es würde die Aufmerksamkeit von ihm selbst ablenken, wenn er den Verdacht auf die Außenseiter lenkt. Oder

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