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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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im Vorraum teilte mir mit, dass ich fürchterlich aussah – die Kleider befleckt mit Schmutz und Blut, das Gesicht verheult, die Haare wirr, nachdem ich auf dem Sofa geschlafen hatte.
    »Geh mit den anderen rauf zum Umziehen«, sagte Jeremy. »Sag Clay, Antonio und Nick, sie sollen dort bleiben. Du kannst zu mir auf die hintere Veranda kommen.«
    »Das wird aber ziemlich merkwürdig aussehen, wenn du sie zum zweiten Mal ums Haus rumführst und sie dann nicht reinlässt.«
    »Ich weiß.«
    »Lass sie reinkommen und biete ihnen Kaffee an. Es gibt hier nichts für sie zu sehen.«
    »Ich weiß.«
    »Ich komme dann also runter ins Arbeitszimmer, okay?«
    Jeremy zögerte. Zu wissen, dass er die Polizisten diesmal hereinbitten musste, war eine Sache. Es zu tun war eine andere. Die einzigen Menschen, die Stonehaven jemals betraten, waren Handwerker, und auch die wurden nur gerufen, wenn es unbedingt nötig war. Es gab nichts in Stonehaven, das irgendjemanden hätte misstrauisch machen können – keine Leichenteile in der Gefriertruhe, keine in die Bodendielen geätzten Pentagramme. Der gruseligste Aspekt des Hauses war mein Schlafzimmer, und ich hatte nicht vor, einen Polizisten dorthin einzuladen, und wenn er in Uniform noch so niedlich aussehen mochte.
    »Wohnzimmer«, sagte er, als es zum dritten Mal klingelte. »Wir sind im Wohnzimmer.«
    »Ich mache Kaffee«, sagte ich und verschwand, bevor er es sich anders überlegen konnte.
    Als ich ins Wohnzimmer kam, saßen dort zwei Polizisten. Der ältere war der Polizeichef von Bear Valley, ein stämmiger Mann mit beginnender Glatze, dessen Name Morgan war. Ich hatte ihn gelegentlich in der Stadt gesehen; dem Suchtrupp vom Vortag hatte er nicht angehört. Wenn Morgan selbst auftauchte, spitzte sich die Angelegenheit offensichtlich zu, obwohl es in einer Stadt von der Größe von Bear Valley vielleicht ein Grund zur Beunruhigung, aber kaum zur Panik war, wenn der Polizeichef vor der Tür stand. Der zweite Beamte war jung und nichts sagend, die Sorte Typ, die man zwanzig Mal treffen kann, bevor man sich an ihn erinnert. Seiner Marke zufolge war sein Name O'Neil. Weder das Gesicht noch der Name kamen mir von gestern her bekannt vor, aber wahrscheinlich war er dabei gewesen. Der Blick, den er mir zuwarf, deutete darauf hin, dass er sich an mich erinnerte, obwohl er enttäuscht wirkte, mich vollständig bekleidet zu sehen. Aber wenigstens brachte ich Kaffee mit.
    Jeremy und Morgan waren dabei, eine indianische Landrückforderung in der Gegend zu erörtern. Jeremy lehnte sich in seinem Sessel zurück, die Füße auf der Ottomane, den gebrochenen Arm so beiläufig auf den Oberschenkel gelegt, dass kein Mensch auf den Gedanken gekommen wäre, er könnte geschient sein. Sein Gesicht war entspannt, die Augen wach und interessiert, als hätte er jeden Tag Polizisten im Haus und als wisse er über die Landforderung nicht nur Bescheid, sondern sei ihretwegen auch tief besorgt – und er gab die Ansichten des Polizeichefs mit der Gelassenheit eines geborenen Schwindlers wieder. Der jüngere Beamte, O'Neil, gaffte unverhohlen im Zimmer umher und prägte sich sämtliche Details ein, wohl um sie später neugierigen Freunden weitererzählen zu können.
    Die Unterhaltung brach ab, als ich hereinkam. Ich setzte das Tablett auf einem Tischchen ab und begann Kaffee einzugießen wie die perfekte Gastgeberin.
    »Oh, ich trinke keinen Tee«, sagte Morgan und beäugte die silberne Kanne, als fürchte er, sie würde ihn beißen.
    »Es ist Kaffee«, erklärte Jeremy mit einem entschuldigenden Lächeln. »Sie müssen verzeihen – wir haben nicht oft Besuch, also musste Elena die Teekanne nehmen.«
    O'Neil beugte sich vor, um seine Tasse von mir entgegenzunehmen. »Elena, das ist ein hübscher Name.«
    »Russisch, nicht wahr?«, fragte Morgan mit leicht verengten Augen.
    »Möglich«, antwortete ich lächelnd. »Zucker und Sahne?«
    »Drei Zucker. Ihren Mann habe ich noch gar nicht gesehen. Er schläft wohl aus?«
    Ich verschüttete etwas brühheißen Kaffee über meine Hand und verkniff mir ein Quieken. Clays Ehefiktion hatte sich inzwischen also bis zum Polizeichef durchgearbeitet. Phantastisch. Einfach phantastisch. Der gesunde Menschenverstand teilte mir mit, dass ich lieber darauf eingehen sollte. Bear Valley war nicht wirklich die Art von Stadt, in der man es tolerierte, wenn eine Frau mit einem Mann, der nicht ihr Ehemann war, nackt im Wald herumtollte. Genau genommen tolerierte man nacktes

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