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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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nicht tun. Unglücklicherweise war der Instinkt, Jeremy zu gehorchen, fast ebenso stark ausgeprägt. Als ich mir anhörte, wie die beiden es ausfochten – und Clay protestierte laut genug, um Jeremys ruhige Beharrlichkeit völlig zu übertönen –, betete ich darum, Clay möge die Auseinandersetzung gewinnen und wir würden beide bleiben dürfen. Jeremy blieb fest. Ich würde gehen, und da Clay dafür verantwortlich gewesen war, mich dieser Welt auszusetzen, war er nun auch verantwortlich dafür, dass ich in ihr überlebte.
    Ich stand im Arbeitszimmer und kochte vor mich hin. Dann fasste ich meinen Entschluss. Ich würde nicht nach Toronto zurückkehren, und ich würde Clay nirgendwohin mitnehmen. Niemand konnte mich dazu zwingen.
    Ich ging hinaus in den leeren Vorraum, nahm meine Schlüssel und die Handtasche vom Tisch und ging in die Garage hinüber. Ich war schon auf dem Weg zu meinem Auto, als ich innehielt. Wohin wollte ich eigentlich? Wohin konnte ich gehen? Wenn ich jetzt fortging, konnte ich nicht nach Toronto zurückkehren und nach Stonehaven auch nicht mehr. Statt zwischen zwei Leben zu wählen, würde ich beide hinter mir lassen. Meine Finger krallten sich um die Schlüssel, bis sich das Metall in die Handfläche grub, tief genug, um die Haut aufzureißen. Ich atmete tief ein und schloss die Augen. Ich konnte nicht gehen, aber wenn ich blieb, würde ich Jeremy gehorchen müssen. Und niemand durfte eine solche Macht über mich haben. Ich würde es nicht zulassen. Als ich um das Auto herumging, hörte ich das Quietschen von Gummisohlen auf Beton, und als ich aufsah, stand Jeremy neben der Beifahrertür, die Hand auf dem Türgriff.
    »Wohin fahren wir?«, fragte er ruhig.
    »Ich gehe.«
    »Das sehe ich. Wie gesagt – wohin fahren wir?«
    »Wir fahren –« Ich unterbrach mich und sah mich in der Garage um.
    »Clays Auto ist da«, sagte Jeremy, die Stimme so gleichmütig und gelassen wie zuvor. »Du hast die Schlüssel, aber nicht die Fernbedienung für die Tür. Der Explorer ist draußen. Keine Garagentür, aber er ist fünfzehn Meter weit weg. Der Mercedes ist näher, aber für den hast du keine Schlüssel. Sollen wir um die Wette zum Explorer rennen? Oder würdest du lieber die Auffahrt hinunterstürzen und versuchen, schneller zu sein als ich?«
    »Du kannst nicht –«
    »Doch, ich kann. Du gehst nicht fort. Der Käfig ist unten im Keller. Ich habe keine Bedenken, ihn zu verwenden.«
    »Das ist nicht –«
    »Ja, es ist entsetzlich unfair. Ich weiß. Niemand würde dir in der Menschenwelt so etwas antun, nicht wahr? Dort würden sie verstehen, dass du das Recht hast, dich umzubringen.«
    »Ich werde mich nicht –«
    »Wenn du allein von hier fortgehst, begehst du Selbstmord. Ich werde das nicht zulassen. Entweder du gehst mit Clay nach Toronto, oder ich schließe dich hier ein, bis du zustimmst.«
    Ich schleuderte die Schlüssel auf den Zementboden und wandte Jeremy den Rücken zu. Nach einer Minute des Schweigens sagte ich: »Zwing mich nicht, ihn mitzunehmen. Du weißt genau, wie ich gearbeitet habe, um mir da draußen ein Leben aufzubauen. Du hast immer gesagt, du würdest mir dabei helfen, auch wenn du nicht meiner Meinung bist. Schick mich anderswohin oder gib mir jemand anderen mit. Zwing mich nicht, Clay mitzunehmen. Er wird alles ruinieren.«
    »Nein, das werde ich nicht.«
    Clays Stimme war so ruhig wie Jeremys – einen Augenblick lang zögerte ich und glaubte, Jeremy für Clay gehalten zu haben. Die Tür zum Haus fiel klickend ins Schloss, als Jeremy wieder hineinging. Ich drehte mich nicht nach Clay um.
    »Dich zu beschützen ist im Augenblick das Wichtigste«, sagte Clay. »Ganz gleich, wie wütend ich bin, es ändert nichts daran. Ich bin im Stande, mich da draußen einzugliedern, Elena. Dass ich es nicht mache, heißt nicht, dass ich es nicht kann. Ich habe recherchiert und geübt, seit ich acht Jahre alt war. Fünfzehn Jahre lang habe ich nichts anderes getan, als menschliche Verhaltensweisen zu studieren. Nachdem ich heraushatte, wie es funktioniert, und wusste, dass ich mich anpassen kann, habe ich es nicht mehr versucht. Warum? Weil es nicht nötig war. Solange ich mein Verhalten in der Öffentlichkeit hinreichend kontrollieren kann, um nicht gleich von einem Mob mit Silberkugeln attackiert zu werden, reicht das für Jeremy und den Rest des Rudels aus. Wenn ich mehr täte als das, würde ich mich selbst verraten. Ohne guten Grund tu ich das nicht. Aber dich zu schützen ist Grund

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