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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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hatte. Ja, es gab nur zwei in Frage kommende Viertel, aber jedes davon hatte mindestens ein Dutzend Straßen mit hundert oder mehr Häusern. Und mir blieben nur wenige Stunden bis zur Morgendämmerung. Um möglichst viel von meiner Umgebung überprüfen zu können, fuhr ich langsam und ließ alle Fenster offen – mit Ausnahme des zerschmetterten Fahrerfensters natürlich, das ohnehin dauerhaft offen war. Manchmal stand der Wind günstig für mich. Meist tat er es nicht, und ich roch nichts als das leicht muffige Innere meines wenig genutzten Autos. Schlimmer noch, es wimmelte von Polizeistreifen, die immer noch nach dem Killer suchten. Sie hielten jedes Auto an, das so spät noch unterwegs war, und ich verbrachte ebenso viel Zeit damit, ihnen auszuweichen, wie damit, nach Olson zu suchen. Nach einigen Stunden hatte ich beide Viertel abgegrast. Keine Spur von Olson. Schließlich wusste ich nicht einmal, ob er heute Nacht überhaupt unterwegs war.
    Ich war dabei, mein zweites Viertel ein letztes Mal zu umkreisen, als ich ein einsames Auto auf dem Parkplatz eines kleinen Supermarkts stehen sah, der natürlich seit Stunden geschlossen hatte. Im Vorbeifahren bemerkte ich den Aufkleber einer Mietwagenfirma auf der Stoßstange. Natürlich. Wenn die Mutts sich nicht in der Stadt selbst versteckt hatten, brauchte Olson ein Auto, um nach Bear Valley zu kommen. Ich bog in eine Nebenstraße ab, parkte und stieg aus. Ich hatte die Strecke zu dem Geschäft noch nicht einmal zur Hälfte hinter mir, als ich die Witterung eines unbekannten Werwolfs auffing.
    Ich trabte um die Ecke und blieb abrupt stehen. Ein untersetzter Mann mittleren Alters in einer Windjacke ging den Gehweg entlang, keine sechs Meter von der Ecke entfernt. Glücklicherweise wandte Olson mir den Rücken zu. Er kehrte zu seinem Auto zurück. Ich drehte mich hastig um und rannte zu meinem. Er fuhr vorbei, als ich in einer privaten Einfahrt wendete. Ich ließ die Lichter aus und folgte ihm.
    Als wir Bear Valley hinter uns ließen, hörte ich mein Herz hämmern. Ich hatte Recht gehabt. Sie waren irgendwo auf dem Land. Olson würde mich hinführen. Wir waren beinahe zwanzig Minuten lang nach Nordwesten gefahren, als Olson in eine fast zugewachsene Waldstraße abbog und unter den ersten Bäumen anhielt. Ich wollte gerade zu Phase II meines Plans übergehen, als ich merkte, dass er nicht ausstieg. Ich hielt Abstand, stellte den Motor ab und wartete. Zehn Minuten vergingen. Ich konnte den Umriss seines Kopfes im Auto erkennen. Ich beugte mich zur Seite, öffnete vorsichtig die Beifahrertür und ließ mich in den Graben gleiten.
    Ich schlich mich bis zur Mündung der Waldstraße. Der Wald war pechschwarz. Auch als meine Augen sich umgestellt hatten, konnte ich keine Spur von einem Haus sehen. Als ich wieder nach Olsons Auto spähte, ging mir auf, dass die Straße nirgendwohin führte. Sie war nichts als eine Wendemöglichkeit oder vielleicht ein einzelner Parkplatz, hinter dem ein Naturwanderpfad begann. Ich schlich mich in den Wald hinein und näher an das Auto heran. Als ich auf gleicher Höhe mit der Fahrerseite war, hielt ich inne und erhaschte einen Blick durchs Fenster. Olson hatte den Kopf an die Kopfstütze gelehnt. Seine Augen waren geschlossen. Er schlief. Ich fragte mich ein paar Sekunden lang warum, aber die Frage war irrelevant. Vielleicht konnte er in der Nähe der anderen nicht schlafen. Vielleicht war er nach seinen Spähfahrten auch gern allein. Es war nicht wichtig. Victor Olson würde mich nicht zu Clay führen. Heute Nacht jedenfalls nicht mehr. Aber bis zum Morgen konnte ich nicht warten. Am Morgen würde Jeremy feststellen, dass ich fort war. Das Rudel würde nach mir suchen. Selbst wenn ich es fertig brachte, ihnen einen weiteren Tag lang aus dem Weg zu gehen – es würde Daniel vierundzwanzig zusätzliche Stunden Zeit geben, Clay umzubringen. Und was, wenn Olson nicht einfach nur Pause von den anderen Mutts machte? Was, wenn er gar nicht vorhatte, zu ihnen zurückzukehren? Er wusste, wo Clay war. Ich musste es ebenfalls wissen – noch heute Nacht.
    In meinem Hirn begann sich ein Plan abzuzeichnen, als ich Olson schlafen sah. Noch während ich überlegte, wehrte ich mich gegen den Gedanken. Ich zögerte; dann zwang ich mich, den Schutz der Bäume zu verlassen, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Ich schlich mich bis neben das Auto, holte mit der Faust aus und zerschmetterte das Fenster auf der Fahrerseite. Als Olson hochfuhr, griff ich

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