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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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dass Stonehaven mein Zuhause war, dass die Leute hier mein Rudel waren, dass die Wälder irgendetwas anderes waren als ein beliebiger Flecken Land, der einem anderen Menschen gehörte. Aber als Wolf im Wald von Stonehaven hörte ich nur einen einzigen Refrain, der dröhnend in meinem Kopf widerhallte: Dieser Wald gehört mir. Er war das Territorium des Rudels, und deshalb gehörte er mir. Ich hatte das Recht, hier zu rennen und zu jagen und zu spielen, ohne Angst vor feiernden Teenagern, übereifrigen Jägern oder tollwütigen Füchsen und Waschbären. Keine ausgemusterten Sofas, die mir den Weg versperrten, keine rostigen Konservendosen, die mir die Pfoten zerschnitten; keine stinkenden Mülltüten verpesteten die Luft, die ich atmete, keine Chemikalien vergifteten das Wasser, das ich trank. Dies war nicht einfach ein Flecken Wald, in dem man sich ein paar Stunden lang aufhielt. Dies waren fünfhundert Morgen Waldland, durchzogen von einem Netz vertrauter Pfade und bevölkert von Kaninchen und Wild, ein einziges kaltes Büffet, angerichtet ganz allein für mich. Mich. Ich sog Luft in riesigen Schlucken ein. Meine Luft. Ich schoss aus dem Dickicht auf den ausgetretenen Pfad hinaus. Meinen Pfad. Ich rieb mich an einer Eiche und spürte, wie die Rinde kitzelnde Klumpen von totem Haar entfernte. Meine Eiche. Der Boden zitterte unter drei leisen Schlägen – irgendwo links von mir klopfte ein Kaninchen. Meins. Meine Beine sehnten sich danach zu rennen, die vielfältige Welt meines Waldes wieder zu entdecken. Irgendwo tief in meinem Bewusstsein schrie eine winzige menschliche Stimme: Nein, nein, nein! Dies gehört nicht dir. Du hast es aufgegeben. Du willst es nicht! Ich ignorierte sie.
    Nur eines fehlte noch, ein einziges Element, das diese Wälder von den einsamen Schluchten von Toronto unterschied. Und eben als ich es dachte, durchbrach ein Heulen die Nacht, nicht melodischer nächtlicher Gesang, sondern der drängende Schrei eines einsamen Wolfs, Blut, das nach Blut rief. Ich schloss die Augen und spürte den Klang durch mich hindurchzittern. Dann warf ich den Kopf zurück und antwortete. Die kleine warnende Stimme hörte auf, mir Mahnungen zuzuschreien; der Ärger machte etwas anderem Platz, etwas, das klang wie Furcht. Nein, flüsterte sie. Nicht dies. Nimm den Wald. Nimm die Luft und die Pfade und die Bäume und die Tiere. Aber dies nimm nicht.
    Hinter mir rauschten die Büsche, und ich fuhr herum und sah Clay springen. Er erwischte meine Vorderbeine und warf mich auf den Rücken; dann stand er über mir und knabberte spielerisch an der losen Haut an meinem Hals. Als ich nach ihm schnappte, zog er den Kopf zurück, winselte und stupste mich mit der Schnauze, bat mich, mitzukommen und mit ihm zu spielen, erzählte mir, wie einsam er gewesen war. Ich konnte leisen Widerstand spüren, aber er war zu tief in mir vergraben. Ich packte eins seiner Vorderbeine mit dem Kiefer und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Als er fiel, stürzte ich mich auf ihn. Wir rollten ins Unterholz, schnappend und tretend, jeder bestrebt, oben zu bleiben. Als er mich gerade packen wollte, wand ich mich aus seinem Griff und sprang zur Seite. Wir umkreisten uns. Clays Schwanz schlug mir gegen die Flanke, glitt an ihr entlang wie eine streichelnde Hand. Er schob sich näher und rieb seine Flanke an meiner. Als wir in die nächste Runde gingen, stellte er ein Bein vor meins, um mich aufzuhalten, und vergrub die Nase in meinem Nacken. Ich spürte seinen heißen Atem auf der Haut, als er meinen Geruch einatmete. Dann packte er mich an der Kehle und warf mich rückwärts um, stieß ein triumphierendes Kläffen aus, als ich auf die Finte hereinfiel und den Halt verlor. Er hielt mich nur ein paar Sekunden lang gepackt, bevor ich ihn wieder entthronte. Wir kämpften noch eine Weile, dann sprang ich zur Seite. Clay trat zurück und duckte sich, das Hinterteil in der Luft, das Maul offen, mit heraushängender Zunge und nach vorn gestellten Ohren. Ich kauerte mich flach auf den Boden, als bereitete ich mich auf seinen Angriff vor. In dem Augenblick, in dem er sprang, machte ich einen Satz zur Seite und begann zu rennen.
    Clay jagte hinter mir her. Wir rasten durch den Wald, ließen Meile um Meile hinter uns. Dann, gerade als ich im weiten Bogen zur Vorderseite des Grundstücks zurückkehren wollte, zerriss ein Schuss den Frieden der Nacht. Ich kam schlitternd zum Stehen. Ein Schuss? Hatte ich wirklich einen Schuss gehört? Natürlich hatte ich schon mit

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