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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Er stellte es auf dem Schreibtisch ab und sah von mir zu Jeremy.
    Jeremy sprach weiter. »Du gehörst jetzt also nicht mehr zum Rudel?«
    »Korrekt.«
    »Dann bist du eine von den anderen – ein Mutt?«
    »Natürlich nicht, Jer«, sagte Clay, während er neben mich aufs Sofa plumpste.
    Ich stand auf und ging zum Kamin hinüber.
    »Ja, wie nun also?«, fragte Jeremy, während seine Augen sich in meine bohrten. »Rudel oder nicht?«
    »Komm schon, Jer«, sagte Clay. »Du weißt genau, dass sie's nicht so meint.«
    »Wir hatten eine Abmachung, Elena. Ich würde mich nicht melden, wenn ich dich nicht brauchte. Und jetzt brauche ich dich, und du schmollst und zickst, weil ich es gewagt habe, dich an deine Verpflichtungen zu erinnern.«
    »Du brauchst mich – wozu? Um einen streunenden Mutt zu finden? Das ist doch Clays Job.«
    Jeremy schüttelte den Kopf. »Ich nehme keine Abrissbirne, um eine Maus zu erledigen. Clay hat seine Stärken, aber Subtilität gehört nicht dazu.«
    Clay grinste zu mir herüber und zuckte die Achseln. Ich sah weg.
    »Was ist hier eigentlich los, das so verdammt wichtig ist, dass ihr mich braucht?«, fragte ich.
    Jeremy drehte sich um und ging zur Tür. »Es ist spät. Ich habe für morgen ein Treffen angesetzt. Ich erzähle es dir dann. Vielleicht bist du nicht mehr so streitsüchtig, wenn du dich ausgeschlafen hast.«
    »Moment mal!«, sagte ich, während ich ihm in den Weg trat. »Ich habe alles stehen und liegen lassen, um herzukommen. Ich habe kurzfristig Urlaub genommen, ein Flugticket bezahlt und bin hergehetzt, nur weil niemand an das verdammte Telefon gegangen ist. Ich will wissen, warum ich hier bin, und zwar sofort. Wenn du jetzt einfach rausgehst, kann ich dir nicht versprechen, dass ich morgen noch da bin.«
    »In Ordnung«, sagte Jeremy. Seine Stimme war so kühl, dass ich in der Zugluft schauderte. »Wenn du gehen willst, lass dich von Clay nach Syracuse fahren.«
    »Na klar«, sagte ich. »Meine Chancen, da hinzukommen, wären besser, wenn ich mich vom ortsansässigen Psychopathen als Anhalterin mitnehmen ließe.«
    Clay grinste. »Vergiss nicht, Darling, der ortsansässige Psychopath bin ich.«
    Ich murmelte meine tief empfundene und vollkommene Zustimmung. Jeremy sagte nichts; er stand einfach da und wartete, dass ich ihm den Weg freigab. Ich tat es. Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen. Jeremy verließ den Raum. Eine Minute später hörte ich, wie sich im ersten Stock seine Schlafzimmertür schloss.
    »Arrogantes Ekel«, murmelte ich.
    Clay zuckte nur die Achseln. Er lehnte sich auf dem Sofa zurück, die Augen auf mich gerichtet, die Lippen zu einem nachdenklichen Lächeln verzogen, bei dem ich die Zähne aufeinander biss.
    »Was zum Teufel willst du eigentlich?«, fragte ich.
    Das Lächeln wurde zu einem Grinsen; ich sah Zähne blitzen. »Dich. Was denn sonst?«
    »Wo? Hier auf dem Teppich?«
    »Nein. Das nicht. Noch nicht. Bloß das Übliche, das, was ich immer will. Dich. Hier. Auf Dauer.«
    Ich wünschte, er wäre bei meiner Interpretation geblieben. Er fing meinen Blick auf.
    »Ich bin froh, dass du wieder zu Hause bist, Darling. Ich hab dich vermisst.«
    Ich stolperte fast über meine eigenen Füße, so eilig hatte ich es, aus dem Zimmer zu kommen.
    Ganz gleich was Jeremy gesagt hatte, ich machte keine Anstalten zu gehen. Er mochte so tun, als sei es ihm gleichgültig, was ich tat, aber er würde mich zurückhalten, wenn ich zu gehen versuchte, bevor er mir erzählt hatte, was immer er mir erzählen wollte. Ich hatte drei Möglichkeiten. Erstens, ich konnte es drauf ankommen lassen und zu gehen versuchen. Zweitens, ich konnte in sein Schlafzimmer stürmen und verlangen, er solle mir erzählen, was eigentlich los war. Drittens, ich konnte in mein altes Zimmer hinaufgehen, darüber schlafen und morgen früh herausfinden, was er wollte. Ich wog die Möglichkeiten ab. Ein Taxi nach Syracuse zu bekommen würde inzwischen unmöglich sein – das örtliche Taxiunternehmen war seit über einer Stunde zu. Ich konnte eins der Autos nehmen und es am Flugplatz stehen lassen, aber meine Aussichten darauf, um drei Uhr morgens kürzestfristig einen Flug nach Toronto zu erwischen, waren gleich Null, und ich hatte keine Lust, auf dem Flughafen zu übernachten. Andererseits hatte ich auch keine Lust, mit Jeremy zu streiten. Man stritt nicht mit Jeremy Danvers; man schrie und tobte und verfluchte ihn, während er einfach dastand, einen undeutbaren Ausdruck im Gesicht, wartete, bis man

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