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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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behandeln, die sie knuddeln und verwöhnen und necken konnten, hatten sie mich doch akzeptiert und für mich gesorgt, als ich nicht für mich selbst sorgen konnte. Vor allem aber stand ich in Jeremys Schuld. Sosehr ich auch gegen seine Anforderungen und seine tyrannische Autorität aufbegehren mochte, ich vergaß nie, wie tief ich in seiner Schuld stand.
    Als ich gebissen worden war, hatte Jeremy mich aufgenommen, beschützt, ernährt und mir beigebracht, meine Wandlungen zu kontrollieren, meine Impulse zu zügeln und mich der Außenwelt anzupassen. Das Rudel macht oft Scherze darüber, Clay aufzuziehen sei für Jeremy die größte aller Herausforderungen gewesen – die sieben Arbeiten des Herakles miteinander kombiniert. Wenn sie wüssten, was Jeremy meinetwegen mitgemacht hat, würden sie ihre Meinung vielleicht ändern. Ich habe ihm ein geschlagenes Jahr lang das Leben zur Hölle gemacht. Wenn er mir Essen brachte, habe ich es nach ihm geworfen. Wenn er mit mir redete, habe ich ihn verflucht und angefaucht. Wenn er mir zu nahe kam, bin ich auf ihn losgegangen. Später, nach meiner Flucht, habe ich das ganze Rudel in Gefahr gebracht. Jeder andere Werwolf hätte aufgegeben, mich aufgespürt und umgebracht. Jeremy spürte mich auf, brachte mich zurück nach Stonehaven und fing von vorn an. Als es mir besser ging, hatte er mich ermutigt, meinen Universitätsabschluss zu machen, und meine Tutoren, meine Wohnung und alles andere bezahlt. Als ich fertig war und anfing, als freiberufliche Journalistin zu arbeiten, hatte er mich ermutigt und unterstützt. Als ich erklärte, dass ich versuchen wollte, allein zu leben, hatte er zwar widersprochen, aber er hatte mich gehen lassen und weiter über mich gewacht. Es machte keinen Unterschied, ob er all das tat, weil er mich mochte, oder, wie ich befürchtete, weil es im Interesse des Rudels war, wenn ich verlässlich und unter seiner Kontrolle blieb. Es zählte nur, dass er es getan hatte. Jetzt verfluchte ich ihn dafür, dass er in meinem neuen Leben herumpfuschte. Aber es war ganz einfach eine Tatsache, dass ich ohne Jeremys Hilfe kein neues Leben gehabt hätte. Wenn ich überhaupt überlebt hätte, wäre ich geworden wie die Mutts, kaum im Stande, meine Wandlungen und Impulse zu kontrollieren; ich würde Menschen töten, von Ort zu Ort ziehen, nur mit Mühe vermeiden, dass ein Verdacht auf mich fiel, ohne Job, ohne Wohnung, ohne Freunde und Liebhaber, ohne Zukunft.
    Jetzt bat er mich um etwas. Einen Gefallen, den er nicht einmal als solchen bezeichnet hatte. Einfach nur eine Bitte um meine Hilfe. Ich konnte sie ihm nicht abschlagen.
    Ich sagte Jeremy, ich würde lang genug bleiben, um ihnen zu helfen, den Mutt zu finden und zu töten – unter der Bedingung, dass ich danach gehen konnte, ohne dass er oder Clay versuchen würden, mich aufzuhalten. Jeremy stimmte zu. Dann ging er und teilte es den anderen mit, und danach nahm er Clay zu einer längeren Erklärung mit auf die Veranda hinaus. Als Clay zurückkam, war er bester Stimmung. Er machte Scherze mit Peter, absolvierte einen spielerischen Ringkampf mit Nick, schwatzte mit Antonio und bot mir das Sofa an, als wir ins Arbeitszimmer zurückkehrten, um die Besprechung weiterzuführen. Jeremy hatte unser Arrangement mit Sicherheit nicht schöngeredet; also musste Clay die Dinge mit Hilfe seiner ganz persönlichen Logik uminterpretiert haben, einer Logik, die ebensowenig zu dechiffrieren war wie sein Verhaltenskodex und seine persönliche Moral. Ich würde ihm demnächst den Kopf zurechtsetzen.
    Wie erwartet lief der Plan darauf hinaus, den Mutt aufzuspüren und zu töten. In Anbetracht der riskanten Begleitumstände würde dies in einer oder in zwei Phasen vonstatten gehen. Heute Abend würden wir fünf – ohne Jeremy – in die Stadt gehen, um den Mutt zu finden. Wir würden uns in zwei Gruppen aufteilen, Antonio und Peter in einer und der Rest von uns in der anderen. Wenn wir das Versteck des Mutts fanden, würden Antonio oder ich entscheiden, ob der Mutt gefahrlos getötet werden konnte. Wenn das nicht der Fall war, würden wir genug Information sammeln, um in einer anderen Nacht wiederzukommen. Nach dem José-Carter-Fiasko war ich überrascht, dass Jeremy mir die Verantwortung für eine solche Entscheidung übertrug, aber keiner der anderen hatte Einwände, und so hielt ich den Mund.
    Vor dem Mittagessen ging ich in mein Zimmer, um Philip anzurufen. Unten debattierten Peter und Antonio lautstark über irgendein Detail

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