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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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meine Suche im Schlafzimmer auch nichts Bemerkenswertes erbracht. Ich fand zwei Paar Jeans, drei Hemden und eine Sammlung von Socken und Unterwäsche, alles bereits getragen und auf einem Stuhl zwischengelagert. Die Bibel in der Nachttischschublade war mit Pentagrammen und umgedrehten Kreuzen verschandelt. Ganz bezaubernd. Fürchterlich unoriginell außerdem. Ich meine, wenn man sich schon dazu gedrängt fühlt, Satanssymbole in eine Bibel zu schmieren, könnte man sich dafür wenigstens Motive aussuchen, die nicht gerade in jeder einzelnen Ausgabe der World Weekly News auftauchen. Ein wenig einfallsreicher und offenkundig schlecht informierter Werwolf. Er würde furchtbar enttäuscht sein, wenn er herausfand, dass Werwölfe in aller Regel eher ein gutes Rezept für Beef Wellington kennen als das korrekte Vorgehen bei einem satanischen Ritual. In zehn Jahren war der Teufel nicht ein einziges Mal mit detaillierten Anweisungen bei mir aufgetaucht – er hatte sich nicht einmal gemeldet, um guten Tag zu sagen. Andererseits, Gott hatte es ebenso wenig getan. Vielleicht bedeutete das, dass keiner von ihnen existierte. Ich hielt es für wahrscheinlicher, dass keiner von beiden die Verantwortung für mich übernehmen wollte.
    »Herrgott, das Zeug da drin solltest du sehen, Darling«, sagte Clay, als er aus dem Bad kam. »Rasierwasser, Toilettenwasser und Moschusdeo. Wenn wir nicht wüssten, dass der Mutt neu ist, so wie er riecht, dann wüssten wir's jetzt, so wie er riecht.«
    Kein erfahrener Werwolf würde sich mit Toilettenwasser abgeben, jedenfalls nicht, solange sein olfaktorisches System noch funktioniert. Sein Eigengeruch würde alle anderen Gerüche überlagern, und seine Nase wäre vollkommen nutzlos. Ich verwende nicht einmal parfümierte Seife zum Händewaschen. Tatsächlich ist es gar nicht einfach, unparfümierte Kosmetik für Frauen zu finden. Die Kosmetikindustrie ist wie besessen davon, Frauen nach allem Möglichen riechen zu lassen, nur nicht nach sich selbst. Und wir legen das Zeug mit dem Spachtel auf, ohne auch nur zu versuchen, einen einheitlichen Deckgeruch zu erreichen; wir schichten Kräutershampoo auf Puderdeo auf Fliederseife auf den neuesten Duft von Calvin Klein. Wenn ich das Pech hatte, frühmorgens in einen überfüllten Aufzug zu geraten, hatte ich von dem Geruchsmischmasch manchmal Kopfschmerzen bis zum Mittag.
    Nach einem wachsamen Blick zum Fenster hinaus kam Clay zu mir herüber. Ich durchsuchte gerade den Abfalleimer neben dem Bett.
    »Ich würde ja helfen«, sagte er. »Aber du scheinst alles unter Kontrolle zu haben.«
    »Danke.«
    »Hast du unter dem Bett nachgesehen?«
    »Geht nicht. Bettgestell geht bis zum Boden.« Ich verwendete den hoteleigenen Kugelschreiber, um ein gebrauchtes Kleenex zur Seite zu schieben. Ich werde Ihnen nicht sagen, wofür es benutzt worden war, aber Werwölfe sind immun gegen Grippe- und Erkältungsviren.
    »Ich seh mal unter der Matratze nach«, kündigte Clay an.
    Das hatte ich vergessen. Werwölfe haben oft falsche Ausweise bei sich und verstecken die echten irgendwo, unter Matratzen zum Beispiel.
    »Kein Ausweis«, meldete Clay. »Bloß ein Album. Das wirst du ja wohl kaum sehen wollen.«
    Ich sprang so schnell auf, dass ich mit dem Kopf die Nachttischlampe rammte. Clay grinste und hielt ein blaues Buch außer Reichweite.
    »Meins«, sagte er, während das Grinsen noch breiter wurde. Er hielt es so, dass ich es nicht sehen konnte, und blätterte ein paar Seiten um; dann verzog er den Mund und warf es aufs Bett. »Wenn ich's mir recht überlege, du kannst es gern haben. Viel Vergnügen damit. Ich schiebe inzwischen Wache am Fenster. Gib mir hinterher eine Zusammenfassung.«
    Ich nahm das Buch und setzte mich auf die Bettkante. Es war ein Fotoalbum, die Sorte, bei der die Seiten mit Plastikfolie überzogen sind, unter der man die Bilder anordnen kann. Statt mit Fotos hatte der Mutt das Album mit Zeitungsausschnitten gefüllt. Nicht irgendwelchen, sondern Berichten über ein ganz spezielles Thema: Serienmörder. Ich blätterte Seite um Seite mit Artikeln um, sah Gesichter, die ich kannte – Berkowitz, Dahmer, Bundy – und andere, die ich noch nie gesehen hatte. Es ging nicht nur in allen Ausschnitten um Serienmörder, sondern es gab noch ein weiteres verbindendes Element, das der Mutt sogar farbig markiert hatte – Zahlen, die Anzahl der ermordeten Opfer. Er hatte tatsächlich die Statistiken eingefärbt, gelber Markierstift für die Anzahl von Leuten,

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