Die Nacht der Wölfin
ich. »Brandon und LeBlanc sind beide Killer. Menschliche Killer. Irgendwer – Marsten wahrscheinlich – hat sie ausfindig gemacht, gebissen und ausgebildet. Er stellt eine Truppe von Mutts zusammen. Nicht irgendwelche, sondern Leute, die schon wissen, wie man jagt und tötet. Und denen es Spaß macht.«
Antonio schüttelte den Kopf. »Irgendwie sehe ich Marsten nicht hinter dieser Geschichte. Teile davon, ja, aber diese Sache mit den neuen Mutts, der fehlt … Finesse. Und dann rekrutiert er Cain? Der Mann ist doch ein Idiot. Ein erstklassiger Schläger, aber ein Idiot. Die Chancen, dass er Mist macht, sind einfach zu groß. Marsten muss das doch wissen.«
»Wen zum Teufel interessiert's?«, schnappte Clay und sprang von seinem Stuhl auf. »Wir haben drei Mutts in der Stadt. Einer davon hat Logan umgebracht. Wie könnt ihr hier rumsitzen und über ihre Motive reden –«
»Setz dich hin, Clayton«, sagte Jeremy. Er sprach sehr leise.
Clay machte Anstalten, sich zu setzen, und tat es dann doch nicht. Einen Moment lang hing er dort; widerstreitende Instinkte kämpften in ihm. Dann ballten sich seine Hände zu Fäusten. Er richtete sich auf, drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür. »Wenn du gehst, brauchst du nicht zurückzukommen.« Jeremys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber sie ließ Clay geradezu erstarren. »Wenn du es nicht kontrollieren kannst, Clay, dann geh runter in den Käfig, und ich schließe dich ein, bis es vorbei ist. Aber wenn das Problem ist, dass du es nicht kontrollieren willst, und wenn du jetzt gehst, dann bist du hier nicht mehr willkommen.«
Jeremy meinte es nicht wirklich so. Okay, doch, er meinte es, aber nicht so, wie es klang. Wenn Clay tatsächlich gehen sollte und wenn Jeremy ihm für diesen Fall die Verbannung angedroht hatte, würde er sich daran halten müssen. Aber er würde Clay nicht kampflos gehen lassen. Und die Drohung war die beste Methode, eben dies zu verhindern. Clay stand da mit mahlenden Kiefermuskeln, als kaue er auf seiner Wut. Aber er bewegte sich nicht. Er würde es nicht tun. Die Verbannung wäre Clays Tod gewesen – nicht durch irgendwelche äußeren Einflüsse, sondern von innen heraus, der langsame Tod durch die Trennung von allem, woran er glaubte. Er würde Jeremy und das Rudel niemals verlassen. Sie waren sein Leben. Jeremy hätte ebenso gut damit drohen können, er würde ihn töten, wenn er jetzt nach den Mutts suchen ging. Langsam, sehr bedächtig drehte Clay sich zu Jeremy um. Ihre Augen trafen sich. Eine lange Pause, in der die Uhr auf dem Kaminsims die Sekunden abzählte wie eine Zeitbombe, dann wandte Clay sich ab und verließ das Zimmer – nicht in Richtung Garage oder Eingangstür, sondern zum hinteren Teil des Hauses hin. Die Hintertür öffnete sich und schlug knallend wieder zu. Ich sah Jeremy an und lief dann hinter Clay her.
Ich folgte Clay in den Wald. Er ging, bis wir vom Haus aus nicht mehr zu hören oder zu sehen waren. Dann drosch er die Faust gegen den nächsten Baum; das Holz schwankte und ächzte protestierend. Winzige Blutstropfen flogen.
»Wir können das Cain und Marsten nicht einfach durchgehen lassen«, sagte er. »Wir können sie nicht glauben lassen, dass wir klein beigeben. Wir müssen etwas tun. Jetzt.«
Ich sagte nichts.
Er fuhr herum und sah mir ins Gesicht. »Er hat Unrecht. Ich bin so sicher, er hat Unrecht.«
Er schloss die Augen und atmete tief ein; in seinem Gesicht zuckte es, als täten die Worte weh. Schon der Gedanke daran, an Jeremy zu zweifeln, traf ihn wie der schlimmste mögliche Verrat.
»Er hat Recht«, fuhr Clay nach einem Augenblick fort. »Wir sind noch nicht so weit. Aber ich kann nicht einfach rumstehen, während Logans Mörder irgendwo da draußen ist, und wissen, der Nächste, den diese Mutts sich vornehmen, könntest du sein oder Jeremy. Ich kann das nicht. Das muss er doch wissen.«
Ich sagte immer noch nichts. Ich wusste, er erwartete keine Antwort, er versuchte nur, seine Gedanken zu klären.
»Scheiße!«, schrie er in den Wald. »Scheiße! Scheiße! Scheiße!«
Er rammte die Faust ein zweites Mal gegen den Baum und fuhr sich dann mit der Hand durch die Locken; rote Spritzer mischten sich mit dem Gold und hinterließen einen verschmierten Streifen auf seiner Stirn. Er schloss die Augen und atmete tief ein; dann schauderte er zusammen und sah mich an. Frustrierte Wut glomm in seinen Augen, gemischt mit einer Spur von Furcht.
»Ich versuch's ja, Elena. Du weißt, wie sehr
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