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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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während er über eine weitere heilige Rufnacht auf Satyr-Grund herrschte.
    Die drei hatten Wein getrunken, als sie das Ritual vorbereiteten, das dem Vollmond vorausging. Sobald sie Jordans leichte Schritte hörten, wandten sie ihr die wunderschönen Gesichter zu.
    Nick hielt seine Frau fester. »Wer zum Teufel ist das?«
    »Mein Hausgast«, raunte Raine, der den alten Kelch in seiner Hand schwenkte und dessen Inhalt in einem Zug austrank.
    »Wie konnte sie herkommen? Der Wald hätte sie abweisen müssen«, wunderte Jane sich.
    »Die Mächte, die ihn schützen, könnten ihr Feenblut bemerkt haben und sich davon verwirren lassen«, erklärte Nick.
    Beide sahen Raine abwartend an.
    Sein Kinn war wie versteinert, und ein gefährliches Funkeln lag in seinen Augen. Er hatte Jordan gesagt, dass er ihr heute Nacht fernbleiben wollte. Doch sie widersetzte sich ihm und kam hierher. In wenigen Momenten war Vollmond. Sein Schwanz verlangte schmerzlich nach einem weiblichen Körper, an dem er sich austoben konnte, und er war kurz davor gewesen, Nebelnymphen zu sich zu rufen, um sie zu ebendiesem Zweck zu benutzen. Nun jedoch, da Jordan in der Nähe, zum Greifen nahe war, wären Nebelnymphen ihm nie genug. Einzig sie könnte ihn befriedigen.
    Bei ihrem Anblick hatte sein Glied sich hart und prall aufgerichtet. Er brauchte sie, nicht bloß irgendeine Frau. Sie. Bacchus möge ihm beistehen, denn es drängte ihn mit einer Verzweiflung zu ihr, wie er sie im Leben nicht gekannt hatte.
    »Wir sind hier!«, rief Raine, der glaubte, sie hätte sich verirrt.
    Aber Jordan schien ihn nicht zu hören. Sie schritt an ihnen vorbei, einem Ruf gehorchend, der mächtiger war als Raines.
    »Jordan!« Diesmal war er lauter, denn eine unheimliche Sorge durchfuhr ihn einem eisigen Schauer gleich. »Da stimmt etwas nicht«, murmelte er.
    »Ich gehe ihr nach«, flüsterte Jane, die sich Nicks Armen entwinden wollte.
    Doch er ließ sie nicht los. »Einen Teufel wirst du tun! Hast du ihr Gesicht gesehen? Sie steht unter irgendeinem Zauber. Ich riskiere nicht, dass du demselben Rattenfänger erliegst, der sie lockt.«
    »Aber …«, hob Jane an.
    »Ich gehe«, fuhr Raine dazwischen, warf seinen Kelch ins Moos und trat vom Steinaltar zurück.
    »Ich wünsche euch beiden eine gute Nacht«, sagte er, um sie wissen zu lassen, dass er bei Jordan bliebe, sobald er sie gefunden hatte. Bis dahin hätte der Mondruf ohnehin seine volle Wirkung entfaltet, so dass er sich nicht einmal mit größter Anstrengung von ihr fernhalten könnte. Er wäre gar nicht mehr imstande, hierher zurückzukehren.
    In der tintigen Finsternis, die typisch für die Stunde vor dem Vollmond war, verlor er Jordan aus den Augen. Was nichts machte, denn er nahm ihren Duft klar genug auf, um allein dieser Spur folgen zu können. Sie duftete nach Tau, warmer Haut und Feenparfum – und nach der feuchten Wärme der Erregung. Ja, sie war lustvoll erregt.
    Sein Schaft, der bereits entsetzlich hart war, schwoll noch weiter an. Wie ein Pendel, dick und lang, schwang er bei jedem Schritt aus.
    Hier und da konnte er ihre bleiche Gestalt zwischen den Bäumen aufleuchten sehen. Inzwischen war er ihr ein Stück voraus und näherte sich durch die Bäume.
    Wohin ging sie? Sie wusste, dass er in der geweihten Klamm wäre. Hatte sie sich auf dem Weg zu ihm verirrt? Oder wollte sie überhaupt nicht zu ihm?
    »Jordan!«
    Ein schwaches Aroma erreichte ihn. Papaver somniferum – Schlafmohn. Sie hatte ein ganzes Feld mit diesem Mohn betreten.
    Sein Herz schlug schneller, als er begriff, welches Ziel sie ansteuerte. In der Mitte des Mohnfelds ragte ein Steinpodest auf, das etwa drei Meter in jede Richtung maß: Höhe, Länge, Breite. Auf dem Podest befanden sich drei lebensgroße in schwarzen Marmor gehauene Figuren. Sie waren Götter, Brüder, die sich abseits von all den anderen Göttern und Kreaturen hielten, die auf der Lichtung auf ewig in Stein gebannt waren.
    Unter ihrem Einfluss blühten die zarten Mohnblumen auf dem Feld bei Tag und Nacht, das ganze Jahr über und brachten Schlaf, ohne je selbst zu ruhen. Ihre leuchtenden Rosa-, Malven- und Rottöne waren bei Tageslicht geradezu grell, wohingegen die Farben im Dämmerschein der Nacht ausgeblutet wirkten.
    In der Mitte des Trios auf dem Podest thronte Morpheus in sinnlicher Vergessenheit, seine Brüder Phantasos und Phobetor zu beiden Seiten von ihm. Der Stein seines Körpers und der seiner Geschwister war unbefleckt, befremdlich immun gegen die

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