Die Nacht des Satyrs
sich sehr gerade, was bei seiner Körpergröße um die einen Meter neunzig ein wenig steif anmutete.
Unter seiner ausgiebigen Betrachtung erwachte Jordans Glied zum Leben. Eilig verbarg sie es, indem sie die Arme um ihre angewinkelten Knie schlang.
Nun blickte der große Mann auf und sah ihr geradewegs in die Augen. Silberne Funken blitzten im Kerzenlicht auf. Ja, er hatte ihr Verlangen gesehen, wie ihr sein Blick verriet, und er begehrte sie. Aber irgendetwas sagte ihr, dass es ihm nicht gefiel.
»Ihr seid ein Monstrum – eine Kreatur des Teufels!«, donnerte der Vierschrötige neben ihm mit unerschütterlicher Bestimmtheit.
Der Größere blieb still. Wiewohl er seinen Gefährten zu ignorieren schien, war er offenbar nicht willens, sie zu verteidigen. Warum sollte er auch? Noch nie hatte jemand Jordan verteidigt, was auch nicht nötig war, denn sie konnte für sich selbst eintreten.
Ihre Augen wanderten von ihm zu dem anderen, und sie bemerkte, dass er das Gewand eines Bischofs trug. Sie kümmerte nicht, was er dachte, redete Jordan sich ein. Dennoch wollte sie seine Beleidigungen nicht stillschweigend hinnehmen.
»Weshalb sollten meine äußeren Genitalien mich zu einem Monstrum machen?«, erwiderte sie. »Ihr könnt gar nicht wissen, ob ich im Herzen vielleicht eine Heilige bin.«
»Blasphemie!«, schrie der Bischof und drohte ihr mit erhobenem Zeigefinger. »Es ist mehr als offensichtlich, dass Ihr kein Heiliger seid.«
In diesem Moment trat ein dünner, nervös wirkender Mann zu den beiden.
Salerno begab sich in die Bühnenmitte, so dass er die Sicht auf Jordan versperrte. Dann wedelte er mit seinen Armen auf und ab, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken.
»Meine Herren, bitte! Lassen Sie uns mit unserem Diskurs fortfahren …«
Jordan stützte sich auf und versuchte, an ihm vorbeizusehen. Aber die beiden Männer aus dem Mittelgang waren fort. Zwar hätte sie nicht sagen können, warum, doch sie war enttäuscht.
»Sie werden feststellen, dass Labia minora und majora vorhanden sind wie bei jeder Frau«, fuhr er fort und schritt an Jordans Seite.
Widerstrebend nahm sie die Arme von ihren Knien und spreizte sie, worauf Salerno mit einer Hand zwischen ihre Schenkel griff.
»Die Labia majora ist an der Spitze nicht zusammengewachsen …« Er verstummte und beugte sich abrupt hinunter, um ihr zwischen die Beine zu sehen. »Was zum Teufel ist das?«, raunte er, fasste ihren Phallus mit Daumen und zwei Fingern und drückte sanft.
Dann sah er mit großen Augen zu ihr auf. »Erstaunlich! Ich glaube, Ihr habt hier eine Erektion!«
[home]
4
I n dem Moment, in dem der Samtvorhang sich öffnete, war Raines Blick wie magnetisch von der Gestalt angezogen worden, die halb liegend auf einem Tisch saß, umgeben von kreisförmig aufgestellten Kerzen. Sie war prachtvoll.
Trotz ihrer widersprüchlichen Körperteile stand für ihn zweifelsfrei fest, dass sie ein durch und durch weibliches Wesen war. Er wusste es einfach, konnte es fühlen.
»Perdone, signore«, mischte eine Stimme in der Nähe sich ein. Nur vage hatte Raine bemerkt, dass der Bischof sich mit dem Mann auf eine enervierende Diskussion einließ. Unterdessen starrte Raine weiter wie gebannt auf die Bühne.
Er musterte die Gestalt auf dem Tisch von oben bis unten. Sie war zierlich, hielt sich jedoch sehr gerade und strahlte eine Präsenz aus, die das gesamte Publikum gefangen nahm. Wie viele Männer oder Frauen konnten sich nackt einem Saal voller Zuschauer stellen und dabei eine Aura stolzer Verachtung wahren?
Der matte Schein ihres goldenen Teints reflektierte das Kerzenlicht. Ihre Augen und ihr Haar waren dunkel und schimmernd, ihre Brüste hoch, reif und wohlgeformt, wenn auch nicht zu groß. Sie würden Raines Hände gerade ausfüllen. Ihre Taille und Hüften waren schmal, aber kurvig, und darunter, im Nest ihres Schritts, lag ein scheues, zartes Glied.
Ein Zwitterwesen.
Aber warum war sie hier, gestattete, dass man sie öffentlich zur Schau stellte wie das Hauptgericht auf einem vornehmen Empfang?
Und warum wollte er, Raine, auf die Bühne eilen, den Tisch besteigen und sich an ihr gütlich tun? Bei ihrem Anblick hatte sein eigenes Glied sich in der Hose zu einer dicken harten Wölbung versteift. Eine mächtige Lust war in ihm aufgestiegen, die beinahe so vehement nach Befriedigung verlangte, als wäre Vollmond.
Dabei würde der Mond erst in einer Woche seine volle Rundung erreichen. Und Raine hatte fernab von Gut Satyr
Weitere Kostenlose Bücher