Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
Vom Netzwerk:
noch nie den Ruf gehört; zumindest nicht mehr, seit er erwachsen war. Leider wurde es zusehends unwahrscheinlicher, dass er seine Angelegenheiten in Venedig rechtzeitig erledigt hatte, um zum Vollmond zurück auf dem Weingut zu sein. Also musste er sich überlegen, wie er sein Verlangen stillte, ohne zu riskieren, dass er entdeckt wurde.
    Wenn in sieben Tagen der Erntemond aufging, würde sein Körper sich verändern und ungleich potenter werden. Er würde jene physischen Wandlungen durchmachen, die einst seine erste Frau in Angst und Schrecken versetzt hatten. Während des Rufs überwältigte ihn der Drang, bis zur Morgendämmerung ununterbrochen zu kopulieren.
    Einen recht ähnlichen Drang hatte er verspürt, als er das verführerische Geschöpf auf der Bühne erblickte.
    »Äh, Signore?« Abermals bemühte die scheue Stimme sich um sein Gehör – wie eine lästige Fliege.
    Raine wandte seinen faszinierten Blick von der Frau am anderen Ende des Theaters ab und blickte auf das unterwürfige Männlein herab, das vor ihm und dem Bischof stand. Wie lange war er schon hier? Der nervöse Wicht machte beim Sprechen nach jedem Wort eine halbe Verbeugung.
    »Perdone, pardone, biglietti …«
    Hatschi!
, nieste Raine, fluchte im Stillen und fragte: »Was habt Ihr gesagt?«
    »Sì, signore. Perdone, perdone! Wie ich Eurem Begleiter erklärte, müsst Ihr ein Billett kaufen, um Signore Salernos medizinischen Vortrag zu hören«, informierte der Mann ihn, sichtlich erleichtert, dass Raine ihm endlich zuhörte.
    »Ich versichere Euch, dass wir keinesfalls die Absicht haben, diesem abstoßenden Schauspiel länger beizuwohnen«, raunzte der Bischof den Mann an.
    Raines Blick hingegen wanderte zur Bühne zurück, wo nun leider der Vortragende die Sicht auf die Frau versperrte. Weder hatte sie sich gewehrt noch war an ihren Augen zu erkennen, dass sie unter Drogen stand. Aus welchem Grunde auch immer, sie war allem Anschein nach freiwillig hier. Und es gab dringende andere Geschäfte, um die Raine sich kümmern sollte.
    Ohne ein weiteres Wort machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Saal.
     
    Raines unvermittelter Abgang ließ den Bischof, der weiter empört auf den Billettkontrolleur einredete, mitten im Satz verstummen.
    Er hatte die Beule vorn in der Hose des Satyrs gesehen. Sein mürrischer Begleiter mochte Gleichgültigkeit gegenüber allem vorgeben, was mit Fleischeslust zu tun hatte, aber die entsetzliche Kreatur auf der Bühne hatte eindeutig sein Interesse erregt.
    Und weil der Bischof schon an dem Satyr interessiert war, seit er ihn vor fast einem Jahr erstmals beim Erntefest gesehen hatte, gefiel ihm das überhaupt nicht. Er war den ganzen Weg zu dem Vortrag gekommen, weil er gehofft hatte, den Satyr-Sohn dort anzutreffen, der sich ansonsten stets rar machte. Er lebte sehr viel zurückgezogener als seine beiden Brüder und verließ ihr Weingut in der Toskana höchst selten. Allen Bemühungen des Bischofs zum Trotz hatte er es gerade ein halbes Dutzend Male geschafft, einen Blick auf ihn zu erheischen, und das auch nur aus der Ferne. Doch seine Vernarrtheit wuchs umso stärker, je hartnäckiger der Bursche sich ihm verweigerte.
    Nun eilte er auf den Korridor hinaus, wo er Raine entdeckte, der auf einen der anderen Vortragssäle zuschritt. Der Bischof verschlang ihn buchstäblich mit seinen Blicken: die breiten Schultern, die schmalen Hüften und die muskulösen Schenkel.
    Wie oft hatte er sich diese Schenkel gespreizt vorgestellt, sein Glied stoßend zwischen ihnen! Er hatte sich die Schreie der Ekstase ausgemalt, die er den Lippen des Satyrs entlockte, der ihn mit steifem Schwanz um Erlösung anflehte.
    In diesem Moment kam ihm eine Idee. Vielleicht konnte er die Abscheulichkeit, die in dem Theater ausgestellt war, für eine private Feier zu dritt kaufen. Wenn der Satyr durch die Reize von La Maschera stimuliert wurde, hätte er eventuell nichts gegen einen bestimmten Vorschlag einzuwenden, den der Bischof ihm unterbreiten wollte. War erst einmal genügend Wein geflossen, ließe der hübsche Winzer sich womöglich auch zum Austausch von Körperflüssigkeiten bewegen.
    Der Bischof nahm sich vor, den Arzt anzusprechen, der sein Subjekt auf der Bühne präsentierte, ob er selbiges für heute Nacht oder länger mieten könnte. Dazu musste er aber in dem Vortragssaal bleiben, damit ihm der weißgewandete Mann nicht entwischte, bevor er ihn gefragt hatte. Andererseits konnte er den Satyr nicht entkommen lassen, ohne

Weitere Kostenlose Bücher