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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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einer warmen, leidenschaftlichen, menschlichen, realen.
    Die ihm wohl nicht beschieden wäre.
    Er drehte um und ging wieder in Richtung Anlegestelle. Die Gondel würde ihn in sein Hotel zurückbringen, wo er sich eine Nebelnymphe herbeirufen könnte – oder zwei.
    Entschlossen kehrte er der Gasse den Rücken zu.
    Plötzlich kollidierte er mit einem Körper.
    Der Elfenduft umfing ihn wie ein schwindelerregend edles Parfum, die Sorte, die aus teuren Kristallzerstäubern versprüht wurde. Leider war er gleich wieder fort. Vor allem aber war es der einzige Geruch, den Raine heute überhaupt wahrgenommen hatte, was den Sinneseindruck umso intensiver machte.
    Instinktiv holte er mit einem Arm aus und umschlang die Person, die aus der Gasse kommend in ihn hineingelaufen war. Er fühlte die weichen Formen einer Frau umhüllt von mehreren Metern Samt und Satin.
    Die Frau hob den Kopf, woraufhin zwei schwarze Hexenaugen Raine aus den Löchern einer Bauta-Maske ansahen.
    Sie war das Wesen aus dem Theater. Die Hermaphrodite! Die Antwort auf seine Gebete. Ohne die Karnevalsmaske hätte er sie womöglich gar nicht wiedererkannt.
    Ein spitzer Ellbogen hieb gegen seine Rippen. Raine stöhnte kurz, ignorierte den Schmerz aber ansonsten. Der Feenduft war verflogen. Hatte er ihn sich nur eingebildet?
    Angst lag in ihren dunklen Augen, ihr Atem ging schnell, und ihr Körper war erhitzt, als wäre sie gelaufen. Raine blickte sich über ihren Kopf hinweg auf der Straße um. Alles war dunkel und verlassen, nur hier und da war eine einsame Gestalt zu sehen. Auch auf dem Canale Grande ging es jetzt, in den späteren Abendstunden sehr ruhig zu. Woher war sie gekommen?
    Sie boxte ihm auf den Rücken und hieb weiter mit ihrem Ellbogen nach ihm. »Lasst mich los, Tölpel!«
    Raine beachtete sie gar nicht. Da niemand sonst in der Nähe war, musste es dieses Geschöpf sein, das den unverwechselbaren Duft an sich trug. Und er konnte sie nicht gehen lassen, ehe er sich nicht sicher war.
    Geschwind packte er ihren Arm, bevor sie ihre Waffe auf empfindlichere Teile seiner Anatomie richten konnte. »Schon gut! Ich will Euch nichts Böses.«
    Flinke Hände tauchten unter seinen Mantel, knufften ihn und wollten ihn in den Schritt boxen. Er drehte sich ein wenig, so dass sie jene Region nicht erreichten.
    »Schon gut, sagte ich!«
    Doch sie wand sich noch energischer in seinem Arm. War sie eine Fee oder bloß eine sehr anmutige Hure? Oder beides?
    »Lasst mich los!« Ihre Stimme war kultiviert, kehlig … und verführerisch.
    Sein Glied schwoll an. »Wer seid Ihr?«
    »Wer seid
Ihr?
«, konterte sie und versuchte abermals, sich ihm zu entwinden.
    Nun hielt Raine sie bei beiden Unterarmen. Bacchus! Sie bemerkte es nicht, aber ihr Umhang verschob sich, so dass Raine für einen flüchtigen Moment ihre Brust sehen konnte. Sie war nackt unter dem Cape!
    Und sie wollte ihm ihr Knie in den Schritt rammen. Raine wich ihr nach hinten aus, was zur Folge hatte, dass sie nach vorn stolperte und sich abfing, indem sie nach seinen Hüften griff. Ihre eine Hand landete versehentlich in seiner Tasche und riss sie ein.
    Abrupt hörte sie auf, sich gegen ihn zu wehren, und starrte wie gebannt auf die Erde.
    Was zum Teufel hatte sie? Raine sah hinunter und entdeckte, dass die Bänder, die er sich am Nachmittag in die Tasche gestopft hatte, auf das Pflaster gefallen waren.
    Die Frau befreite sich aus seinem Griff, bückte sich und hob die Bänder auf. Als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie die bunten Stoffstreifen in beiden Händen und betrachtete sie ehrfürchtig wie unbezahlbare Schätze.
    Automatisch wollte Raine danach greifen, doch sie schloss ihre Fäuste und zog sie zurück. Dennoch erwischte er die baumelnden Enden mehrerer Bänder, die er überkreuzt um seine Hand wickelte, so dass er festen Halt hatte und die Frau wieder näher zu sich holen konnte.
    Da sie die Bänder nicht freigab, waren sie beide für einen Moment durch die Seidenstreifen in allen Regenbogenfarben verbunden. Raine blickte in ihre schwarzen Augen und sah, dass sie golden gesprenkelt waren. Ihre dichten Wimpern warfen sichelförmige Schatten auf die Bronzewangen ihrer Maske. Und Raine fühlte ihren weichen Busen an seiner Brust, was sein Begehren nach ihr steigerte.
    »Wie alt seid Ihr?«, fragte er ruhig.
    Sie zappelte und versuchte, erst auf der einen, dann auf der anderen Seite an ihm vorbeizusehen. Offenbar fand sie nicht, was sie suchte, denn ihre Stirn kräuselte sich. »Wo ist

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