Die Nacht des Satyrs
alles, um bei ihm zu sein, sich mit ihm zu vereinen, mit ihm das Lager zu teilen.
Er
wollte ihn in den Mund vögeln und hinterher in den Arsch; wollte jeden Zentimeter seines muskulösen Körpers ablecken, seine Lippen mit seinen eigenen berühren. Er wollte seinen Schwanz und seine Wichse tief in seinem Hals und tief in seinem Hintern, bis er daran zu ersticken drohte. Ja, er würde alles begeistert nehmen, was Satyr ihm zu geben hatte, und um mehr flehen!
Vor lauter Enttäuschung wurde ihm übel. Durch die Robe griff er nach seinem Schwanz, der hart war und schmerzlich zuckte. Er brannte, als wäre er von tausend verkommenen Dämonen besessen. Sein Leiden hieß Syphilis, wie ihm ein Arzt eröffnet hatte, als er die kleinen, damals noch schmerzlosen roten Pusteln untersuchte, die sich auf der Rute des Bischofs gebildet hatten. Sie und die Ekzeme in seinen Handflächen und an den Fußsohlen waren anfangs die einzigen harmlosen Symptome gewesen.
Was jedoch vor einem Jahr als unbedeutende wunde Stellen begonnen hatte, hatte sich zu gereizten Läsionen und schließlich zu Tumoren entwickelt. Nun war die Krankheit fortgeschritten und breitete sich weit über seinen Schaft auf andere Körperteile aus. Vor wenigen Monaten hatte der Arzt ihm gesagt, die Krankheit finge an, seinen Verstand ebenso zu beschmutzen wie seinen Körper. Hingegen schien es dem Bischof, als würde sie ihm viele Dinge erst richtig erhellen und mit jedem Tag größere Klarheit in sein Denken bringen.
Plötzlich wusste er, was er zu tun hatte. Nachdem Satyr für heute Nacht verloren war, würde er sich einen anderen suchen, an dem er seine enttäuschte Lust stillen konnte.
Er wandte sich um und machte sich auf den Weg zurück in die Seitengassen, in denen jede Form fleischlicher Befriedigung billig, schnell und anonym zu bekommen war.
Der Hermaphrodit hatte ihn hart gemacht, und in dem Theater hatte er sich nur mit der Hand nicht zum Ejakulieren bringen können. Sein Schwanz verlangte nach einer anderen Reibung. Aber er musste vorsichtig sein. Niemand in der Kirche durfte von seinen Gelüsten erfahren.
Die Rufe des verarmten Gewürms, das unter der Brücke hauste, drangen an sein Ohr. Solch Geschrei passte zu den teuflischen Kreaturen. Zweifellos war der Hermaphrodit genau diesen Kreisen von Scheinkranken und Elendssimulanten entsprungen. Es war seine Schuld, ihrer aller Schuld, dass der Bischof nach Befriedigung lechzte.
Unter ihnen fand er einen Burschen, der ungefähr Satyrs Größe und Figur besaß, und mit einem Kopfnicken scheuchte er ihn in eine einsame verwinkelte Gasse. Nachdem er den anderen mit einem drohenden Blick bedeutet hatte, dass sie sich ja nicht unterstehen sollten, ihnen zu folgen, ging er hinter dem Mann her in die Dunkelheit.
Gemurmelte »Schwuchtel«-Flüche ertönten hinter ihm, aber derlei Beleidigungen prallten an seinem Ornat ab. Er war keine Schwuchtel, sondern einer der Nachkommen der Apostel mit dreißig Priestern, die ihm unterstanden. Ein bescheidener Arbeiter in Gottes Weinberg. Einer der meistgeachteten Männer in der gesamten Toskana.
»Was ist Euer Begehr?«, fragte der Mann, den er ausgesucht hatte. Seine Stimme klang matt, leblos und ohne Hoffnung. Das gefiel dem Bischof.
Das Gesicht des Kerls war recht angenehm anzusehen und wirkte intelligent, auch wenn es ziemlich eingefallen war. Seine Hose war von guter Qualität, jedoch abgetragen und schmutzig. Wahrscheinlich verkaufte er sich auf diese Art, um für eine Familie zu sorgen, die einst in sehr viel besseren Umständen gelebt hatte. Ja, vermutlich sollte der Bischof sich bei Napoleon für diesen Hintern bedanken. Er hatte Venedig in Trümmern zurückgelassen. Die Patrizierfamilien waren genötigt gewesen, ihre Gemälde, Möbel und Edelsteine zu einem Bruchteil ihres Wertes zu verscherbeln, um zu überleben. Und heute mussten einige von ihnen sogar ihre Körper verkaufen.
»Mein Schwanz, dein Arsch«, brachte der Bischof seine Wünsche auf den Punkt.
Der Mann nickte träge.
Rasch hatte der Bischof eine Nische gefunden, von der aus er die Gasse im Blick behalten konnte, falls es Schwierigkeiten gab, während er sich nahm, was er brauchte. Mit Hilfe des Mannes schob er ein altes Holzfass, das dort stand, in die gewünschte Position. Dann zog er die Kordel von seiner Taille.
Er fädelte sie durch einen Metallring in der Wand hinter dem Fass, der ehedem für Pferdezügel vorgesehen gewesen war und in all den Jahren, die er schon nicht mehr benutzt
Weitere Kostenlose Bücher