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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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deswegen war, wollte er dringend wissen, was das alles zu bedeuten hatte. Aber die unglückliche Episode mit seinen Eltern war ihm noch zu frisch im Gedächtnis, als dass er gewagt hätte, seinen neuen Zeitvertreib gegenüber einem von ihnen zu erwähnen.
    Während jedoch ein Tag in den nächsten überging, braute sich in ihm ein Sturm zusammen. Er ertappte sich dabei, wie er des Nachts mit wachsender Spannung den zunehmenden Mond beobachtete. Die silberne Sichel, die Abend für Abend runder wurde, zog ihn auf die gleiche Weise an wie den Ozean, baute Wellen von Empfindungen in Raines Körper auf. Und sie schlugen beständig höher, als strebten sie einem Ziel zu, das er noch nicht kannte.
    Als der Mond schließlich ein vollkommenes O am Himmel formte, schien er geradezu nach Raine zu rufen. Er lockte ihn, schien ihm etwas bestimmt zu haben.
    Raine war ans Fenster getreten, um den Mond anzuschauen. Kaum umfing ihn dessen silbriges Licht, spürte Raine einen harten Knoten kaum eine Handbreit über seinem Penis. Er riss seine Hose auf und presste mit der Hand gegen die Wölbung. Doch sie drückte von innen gegen seine Haut und zuckte über Stunden unter seinen Fingern. Am Morgen war der Knoten fort, und der Sturm in seinem Innern hatte sich ebenfalls gelegt. Erleichtert verschwieg Raine auch diesen Zwischenfall.
    Während die Monate vergingen und weitere Vollmonde kamen und gingen, nahm seine Verzweiflung mit jedem Erscheinen des merkwürdigen Knotens zu, der beschämend, schmerzhaft und furchteinflößend war. Dennoch erduldete Raine ihn stumm.
    Bis zu dem Abend, als der Knoten sich den Weg durch seine Haut brach. Den ganzen Tag schon war Raine angesichts des bevorstehenden Vollmonds unruhig und außerstande gewesen, stillzusitzen oder seine Übungen zu absolvieren.
    Sobald das Zwielicht einsetzte, hatte es ihn gedrängt, abwartend in die tintige Nacht hinauszustarren. Als der Vollmond sich schließlich zeigte, hatte sich wie erwartet der quälende Knoten in seinem Bauch gebildet. Diesmal aber war er größer und drängte heftiger als sonst von innen gegen Raines Haut. Dann bemerkte Raine erschrocken, wie sein Bauch sich über der Wölbung öffnete.
    Verängstigt lief er zu seinen Eltern, die gerade im Salon am Kamin saßen.
    »Ich kriege ein Baby!«, schrie er.
    Sein Vater legte mit einem energischen Rascheln die Zeitung beiseite, und seine Mutter ließ ihren Stickrahmen in ihren Schoß fallen.
    Verblüffter hätten sie kaum sein können. Dann aber schob er seine Hose herunter und zeigte ihnen den zuckenden Knoten, der aus seinem Becken aufragte.
    Sein Vater sprang so abrupt auf, dass der Sessel umkippte. Seine Mutter schlug sich die Hand vor den Mund und wurde feuerrot. Sie waren entsetzt, erschüttert und höchst angewidert.
    Raine hatte zu seinem Bauch hinuntergesehen und festgestellt, dass es kein Baby war, was dort aus ihm herausdrang. Es war ein zweiter Penis, etwas kleiner als der, der ihm gewöhnlich zwischen den Beinen baumelte.
    »Gott im Himmel! Das ist meine Schuld!«, hatte seine Mutter geschluchzt.
    Darauf verfinsterten sich die Züge seines Vaters, und er drehte sich wutentbrannt zu ihr um. »Habt Ihr mir etwas zu sagen, Weib?«
    Schuldbewusst erblasste sie.
    »Zieh deine Hose hoch, Junge!«, donnerte er.
    Raine hatte gehorcht. Wieder gab es etwas an ihm, das ihn von allen anderen unterschied und deshalb vor der Welt verborgen werden musste.
    »Ist er von mir?«, hatte sein Vater geknurrt.
    »Selbstverständlich!«, beteuerte seine Mutter und stand auf. Aber Raine roch ihre Angst – und ihre Lüge.
    Irgendwie musste sein Vater sie gleichfalls bemerkt haben, denn er packte Raines Schulter und bugsierte ihn wie einen Keil zwischen sich und seine Ehefrau.
    »Überdenkt Eure Antwort, meine Teure!«, warnte er sie. »Wenn Ihr wieder lügt, geht es schlecht für Euch und
Euren
Sohn aus!«
    Raine erinnerte sich, dass ihre Unterlippe gebebt hatte, als sie stammelnd ihr furchtbares Geständnis hervorbrachte. »Es tut mir leid. Wie Ihr bereits vermutet habt, ist sein … sein Vater ein anderer Mann.«
    »Ich verstehe.« Die Finger seines Vaters hatten sich in Raines Schultern gebohrt, ehe er grob in Richtung Tür gestoßen wurde. »Geh auf dein Zimmer, und warte, bis man dich ruft!«
    Raine ging. Und wartete. Doch er wurde an jenem Abend nicht mehr gerufen. Auch nicht am nächsten Morgen zum Frühstück.
    Bis zum folgenden Mittag wartete er in seinem Zimmer, und dann kamen zwei Bedienstete, die er nicht

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