Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
Vom Netzwerk:
Mischung hatte etwas Erregendes, Süchtigmachendes. Da waren auch noch andere Aromen, und er würde einige Zeit brauchen, um sie alle zu entdecken.
    Eine rauschhafte Euphorie durchflutete ihn, als er begriff, dass kein Zweifel mehr bestand. Sie war eine Halbfee, König Feydons zweite Tochter, die für ihn bestimmt war.
    Wieder klopfte es an der Tür, beharrlicher und ungeduldiger als zuvor.
    Jordan neigte den Kopf halb zur Seite, so dass Raine leichteren Zugang zu ihrem Hals hatte. Gleichzeitig strichen ihre Finger ruhig über seinen Rücken.
    »Wollt Ihr nicht öffnen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist meine Mutter«, murmelte er.
    »Eure Mutter!«, quiekte sie entsetzt und schob ihn von sich. Dann zurrte sie mit beiden Händen den Umhang dichter um ihren Hals und sah verängstigt zur Tür. »Woher wisst Ihr das?«
    »Ihr Parfum kann ich auf eine Meile Entfernung riechen«, antwortete er.
    »Und Ihr wollt sie nicht hereinlassen?«
    »Nein.« Wieder streckte er seine Arme nach ihr aus, umfing sie und führte ihre Hand hinunter zu seinem geschwollenen Glied. »Ich denke, sie würde nicht gutheißen, was sie hier bezeugen könnte.«
    Eine energische Faust trommelte von draußen gegen die Tür. »Raine!«
    Entsetzt huschte Jordan von ihm weg. »Das kann ich nicht tun – nicht solange Eure Mutter gleich hinter der Tür steht!« Sie wickelte sich den lächerlichen Umhang noch fester um.
    Bei ihrem Gesichtsausdruck wollte er fast lachen, obwohl er sich über die Störung ärgerte. Kurzerhand warf er sich einen Morgenmantel über und ging zur Tür.
    »Wartet!«, zischte Jordan, die auf das kleine Ankleidezimmer zulief, das vom Schlafgemach abging. »Wagt es nicht, die Tür zu öffnen, bevor ich weg bin!«
    »Bleibt, wo Ihr seid!« Raine gürtete sich den Morgenmantel und riss verärgert die Tür zum Korridor auf.
    Eine Dame in smaragdgrünem Bombasin trat unaufgefordert ein und musterte Raine mit einem strengen Blick, der bedeuten sollte, dass sie schon erwartet hatte, ihn nicht ihren Wünschen entsprechend anzutreffen. Dass sie mit ihm verwandt war, konnte man unschwer erkennen, besaß sie doch dieselben hohen Wangenknochen und dieselbe majestätische Haltung. Auch die grauen Augen ähnelten seinen sehr, wenngleich sie um einiges stumpfer waren als seine. Und was an Raines Auftreten verschlossen wirkte, verlieh ihr eine Aura kalten Hochmuts.
    »Wie schön, Euch zu sehen, Mutter! Darf ich Euch meine Freundin Jordan vorstellen?«
    Seine Mutter sah angesäuert zu Jordan. »Ach du liebe Güte, haben wir etwa Karneval? Und ich dachte, er wäre nach wie vor verboten. Wie dumm von mir!«
    Bis auf diese spitze Bemerkung ignorierte sie Jordan gänzlich, als wäre sie bloß ein Gegenstand, und wandte sich ausschließlich an Raine. »Ich möchte dich unter vier Augen sprechen. Und um Himmels willen, zieh dir etwas Angemesseneres an!«
    Raine verschränkte die Arme vor seiner Brust. Die Stille im Zimmer war bedrückend.
    Unsicher ging Jordan auf das Ankleidezimmer zu. »Ich gehe hier hinein, damit Ihr ungestört seid.« Drinnen lehnte sie die Tür an und lauschte durch den Spalt.
    »Du siehst wohl aus«, begann die Frau.
    »Was wünscht Ihr?«, fragte Raine.
    Es entstand eine gespannte Pause. Obgleich es kaum mehr möglich schien, nahm die Frau eine noch steifere Haltung ein. »Nun gut. Ich will keine Umschweife machen. Es handelt sich um deinen Vater, oder vielmehr: um meinen Gemahl. Er ist verschwunden.«
    Raine ballte seine Hände zu Fäusten. »Und?«
    »Ich habe gehofft, du könntest nach ihm suchen.«
    »Weshalb kommt Ihr damit zu mir?«
    »Weil du die Nase eines Bluthundes besitzt. Wenn jemand ihn aufspüren kann, dann du.«
    »Aha! Erweist sich am Ende gar dieselbe Nase, die Ihr einst verflucht habt, als Euch nützlich? Welche Ironie!«
    Seine Mutter strich sich über den vollkommen glatten Rock. »Ich bitte dich, Raine, was sollen diese alten Geschichten? Also, ich habe eine ungefähre Vorstellung, bei wem dein Vater sein könnte.«
    »Und bei wem?«
    Sie zögerte. »Ich vertraue auf dein absolutes Stillschweigen in dieser Angelegenheit. Kann ich auf deine Diskretion zählen?«
    Raine senkte den Blick, so dass seine Augen von den unglaublich dichten Wimpern überschattet waren.
    Schweigen.
Du musst schweigen …
Wie oft hatte er das als Junge gehört, weil er Dinge gewusst hatte, die er nicht wissen durfte, und über sie gesprochen hatte? Natürlich war ihm beizeiten aufgegangen, dass anderen vieles nicht gewahr

Weitere Kostenlose Bücher