Die Nacht des Satyrs
Brustspitzen nach wie vor von einem hellen Weinrot waren. Nach einer erfolgreichen Paarung mit einem Lebenspartner aber nahmen Feenbrüste gewöhnlich einen anderen Ton an.
Nicht dass sie ihren Genuss vorgetäuscht hatte. Raine hatte schon hinreichend Paarungen mit Nebelnymphen hinter sich, um zu erkennen, wenn eine Frau Wonne vortäuschte, nur um ihn zum Orgasmus zu bringen, während sie selbst kein Vergnügen empfand.
War die Brustfarbe ein Hinweis darauf, dass sie nicht diejenige war, die er suchte? Oder bedeutete sie lediglich, dass sie ihren Schaft losbinden und ihre Leidenschaft vollends entfesseln müsste, um eine solche Veränderung herbeizuführen?
»Stützt Eure Arme auf die Fensterbank!«, forderte er sie auf. Als sie tat, wie ihr geheißen, drang er rasch in ihre weibliche Öffnung ein und begann sofort, sich in ihr zu bewegen. Sie warf den Kopf in den Nacken und stemmte sich an der Fensterbank ab. Bei der zweiten Vereinigung mit ihr war sein Verlangen nicht minder groß als beim ersten Mal. Und beinahe schien es ihm noch von dem Wind angefacht zu werden, der zum Fenster hereinblies und ihrer beider Haar durchwehte.
»Oh! Oh Gott, Ihr seid gut darin!«, stöhnte sie. »Es ist sogar diesmal noch besser, weil ich Eure Samenflüssigkeit in mir habe.«
Samenflüssigkeit? Er ahnte, woher sie diese wissenschaftlichen Ausdrücke bezog. Salerno.
Den ganzen Akt hindurch plapperte sie, beschrieb ihm, welche Empfindungen er in ihr weckte, erzählte ihm, wie wunderbar es war, und gab ihm das Gefühl, er wäre ein veritabler Held, bloß weil er sie vögelte.
Hurenlisten, sagte er sich, als sie beide sich sehr viel später ins Bett legten. Sie dienten ausschließlich dem Zweck, dass er schnellstmöglich fertig wurde. Und sie hatten gewirkt.
»Wollt Ihr den Gondoliere rufen?«, fragte sie schläfrig.
»Ja, aber erst morgen«, antwortete er, zog sie zu sich, so dass sie mit dem Rücken an seiner Brust lag, und schmiegte sich an sie. »Ruht jetzt!«
»Ähm, nein, ich muss gehen.«
Doch sie war viel zu erschöpft und schlief kurz darauf in seinen Armen ein. Behutsam strich er mit einer Hand über ihren Rücken, ihren flügellosen Rücken, und fragte sich, ob sie sich als König Feydons Kind erweisen würde.
Dürfte er sie länger als eine Nacht bei sich behalten?
[home]
11
H
atschi!
Als er am nächsten Morgen aufwachte, stellte Raine fest, dass seine Erkältung noch nicht fort war, seine Gefährtin der vorherigen Nacht hingegen sehr wohl.
Er versuchte, durch die Nase einzuatmen, und entdeckte, dass sie wenigstens etwas freier war als letzte Nacht. Vorsichtig inhalierte er noch einmal … prüfend.
»Zwölf Höllen!«
Sein Geruchssinn war hinreichend wiederhergestellt, dass er eines deutlich erkannte: Sein Bett roch nach Fee!
Er sprang auf und griff nach seiner Hose, während seine Gedanken sich überschlugen. Als Erstes würde er den Hotelbesitzer rufen und herausfinden, was er und seine Bediensteten über Jordans Verschwinden wussten. Dann würde er nach Venedig übersetzen, um diesen Burschen aus dem Theater gestern Abend zu suchen – Salerno – und ihn nach dem Aufenthaltsort seines sogenannten Subjekts fragen.
Jemand pochte an seine Tür. Raine blickte zum Türknauf. Ja, er entsann sich genau, ihn gestern Abend mit einem Zauber verriegelt zu haben. Eigentlich hätte Jordan gar nicht in der Lage sein dürfen, unbemerkt das Zimmer zu verlassen. Wie hatte sie ihm entwischen können?
»Was glaubt Ihr, wer das sein mag?«, flüsterte eine weibliche Stimme hinter ihm.
Erschrocken drehte Raine sich um und sah Jordan zusammengekauert in den bleichen Schatten der hinteren Zimmerecke. Sie war noch hier, und Raine entsetzte beinahe, wie erleichtert er darob war.
Ihr noch regenfeuchter, zerknitterter Umhang war um sie herumdrapiert und verbarg den wundervollen Körper, der ihm letzte Nacht solche herrlichen Wonnen bereitet hatte. Auch ihre Maske trug sie noch, obwohl sie gleichfalls recht zerknautscht war, so dass Jordan wie das Opfer einer durchzechten Karnevalsnacht aussah.
Raine warf seine Hose beiseite, ging zu ihr und überraschte sie, indem er sie in seine Arme nahm und sein Gesicht in ihre Schulterbeuge tauchte. Dort atmete er sie tief ein, sog ihren Duft in sich auf und prüfte ihn.
Jede Fee umgab ein ganz eigener Zauber, und er wollte wissen, welches ihre persönliche Nuance war. Was er vorfand, war Süße mit einer kräftigen Gewürznote – Zimt und Nelke, angewärmt von ihrer Haut. Die
Weitere Kostenlose Bücher