Die Nacht des Satyrs
weiblichen Körper einzudringen. Jenseits der Vorhänge erstrahlte der Mond jetzt in seiner vollen Rundung und drängte Raine, sich zu paaren.
Sorgsam hielt er seinen Morgenmantel vorn zu und wand den Gürtel fester, damit die steifen Stoffbahnen verbargen, was zu enthüllen er noch nicht bereit war.
»Ich muss mir heute Nacht in deinem Körper Erleichterung verschaffen«, erläuterte er streng. »Verstehst du?«
Jordan nickte. »Du wünschst eine lustvolle Begegnung mit mir«, antwortete sie wie ein Schulmädchen, das einen Lehrsatz aufsagte.
Ihre Gelassenheit wunderte ihn. »Dann bist du gewillt?«
Mit einem strahlenden Lächeln schlang sie ihre Arme um ihn. »Gott sei Dank! Du warst in letzter Zeit so distanziert. Ich dachte, du begehrst mich nicht mehr, nachdem du die Wahrheit über das weißt, was unter meinen Röcken ist.«
Raine lachte gequält, und wie von selbst legten seine Arme sich um sie. Zwischen ihnen beiden zuckten seine Phallusse, die sich danach sehnten, sie zu schmecken. Er strich mit der Hand über ihren Rücken, um zu erforschen, wie er sie am schnellsten aus ihrem Kleid bekam. Ungeduldig verlangte ihn danach, ihre Haut zu fühlen. Aber seine Lust war zu groß und Jordan noch nicht bereit. Also sollte sie ihre Kleider lieber noch ein wenig anbehalten.
»Bacchus, ich hätte dich vor heute Nacht nehmen müssen … nicht so … aber ich muss. Ich hoffe nur, du vergibst mir, wenn alles vorbei ist.«
Sie zog den Kopf zurück, betrachtete ihn erstaunt und zwinkerte. »Du klingst beinahe verzweifelt vor Verlangen nach mir. Ich gestehe, das gefällt mir.«
Doch Raine stöhnte bloß. Sie hatte keine Ahnung, was auf sie zukam!
Er zog sie in seine Arme und führte sie rasch in sein Zimmer. Mit jeder Sekunde wurde er unruhiger. Um wenigstens einen Hauch von Selbstbeherrschung wiederzugewinnen, setzte er sich auf die Bettkante, nahm einen schmalen metallenen Zylinder aus seiner Tasche und legte ihn in ihre Hand. Hoffentlich bemerkte sie nicht, wie sehr er zitterte.
»Geh mit diesem Schlüssel zum Schrank in der Ecke und öffne ihn, solange ich dich noch lasse. Nimm das Elixier, das du dort findest, und schenk dir ein Glas davon ein. Dann komm wieder zu mir!«
Sie drehte den Schlüssel zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her. In ihren Augen erkannte Raine unzählige Fragen.
»Beeile dich!«, fügte er hinzu, als sie zögerte.
Jordan lief zum Schrank, um seine Anweisung zu befolgen. Anfangs wollte der Schlüssel nicht recht greifen, und sie warf ihm einen ängstlichen Blick zu. Aber nach einem weiteren Versuch klickte es im Schloss und die Tür ging knarrend auf. In dem Schrank befand sich nur ein einzelnes Regal, auf dem eine dunkle Karaffe und ein edelsteinverzierter Kelch standen.
Als sie beides herausnahm, fielen Jordan die Gravuren in einer für sie unentzifferbaren Schrift am Hals der Karaffe auf. Sie zog den Glaskorken heraus und roch an dem Gefäß. »Ist das eine Medizin?«
Er lachte harsch. »Ja, Medizin.«
»Dann solltest du sie gewiss nehmen.« Sie holte den Kelch aus dem Schrank, goss von der rubinfarbenen Flüssigkeit aus der Karaffe hinein und brachte sie ihm.
Vom Bett aus beobachtete er sie wie ein Raubtier seine Beute.
Sie setzte sich neben ihn und hielt ihm den Kelch an die Lippen, um zu lindern, worin auch immer sein Leiden bestand. »Hier, nimm!«, forderte sie ihn auf.
»Nein, Jordan«, erwiderte er. »Ich hatte schon denselben Trunk am früheren Abend mit Nick. Wenn du mir wirklich helfen willst, musst du ihn trinken.«
»Aber …«
»Jetzt. Schnell! Es ist Vollmond.«
Jordan blickte zum Fenster und sah, dass der Erntemond aufgegangen war. Die vollkommene silberne Rundung hing am Nachthimmel wie eine leuchtende Orange.
Dann sah sie unsicher wieder zu ihm. »Versprichst du mir, dass du nicht krank bist?«
Der Mond wählte genau diesen Moment, um einen Lichtstrahl auf seine Wange zu werfen. Seine Finger krallten sich in das Laken und zerrissen es fast.
»Tu einfach, was ich sage! Trink! Bitte!« Das letzte Wort war nurmehr ein Zischen.
»Ja, ich trinke. Ich trinke!« Sie hob den Kelch an ihre Lippen und kippte ihn leicht. Über den Rand hinweg betrachtete sie ihn verwundert.
Sein Kontrollverlust war so untypisch für ihn, dass er sie gewiss ängstigte. Und dabei machte sie sich noch gar keine Vorstellung!
Sie verzog das Gesicht. Das Elixier war glatt wie Seide, schmeckte jedoch für jeden anders. Offenbar mochte sie es nicht. Einen Moment später stellte
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