Die Nacht des Satyrs
erschraken, als Raine nur mit einem Morgenmantel bekleidet in ihr Schlafzimmer kam.
Ihr Schreck, ihn zu sehen, war nicht verwunderlich, denn er hatte sich in letzter Zeit absichtlich rar gemacht. In den Wochen seit dem Erntefest hatte sie mehr Zeit mit Jane und der jungen Emma verbracht als mit ihm. Die Frauen begeisterten sich für alles Botanische und konzentrierten ihre Bemühungen gegenwärtig auf ein Mittel gegen die Phylloxera. Ihn freute die wachsende Nähe zwischen den Schwestern, und er hoffte, dass bald der richtige Zeitpunkt gekommen war, um Jordan zu enthüllen, dass sie blutsverwandt waren. Heute Abend allerdings hatte er anderes im Sinn.
»Lass uns bitte allein!«, sagte er zu der Zofe. Seine knappe Anweisung veranlasste die ansonsten eher sehr geruhsame Bedienstete, aus dem Zimmer zu eilen. Ihre leeren Augen weiteten sich, als sie mit einem seltsam besorgten Ausdruck zu Jordan sah, einen Knicks machte und ging. Sie hatte Jordan das Haar gelöst, sie aber noch nicht zur Nacht umgekleidet.
»Du hast ihr Angst gemacht«, schalt Jordan ihn. »Du weißt doch, wie schreckhaft die Nachtdiener sind. Warum verhältst du dich ihnen gegenüber so?«
Seit dem letzten Vollmond, als sie ihr in den Weinkellern zu Hilfe gekommen waren, schien Jordan ganz selbstverständlich hinzunehmen, dass nachts die Dryaden im Haus dienten. Sie hatte Raine einfach beim Wort genommen, als er ihr erklärte, sie wären keine gewöhnlichen Bediensteten und sie dürfte Außenstehenden nichts von ihnen erzählen, weil sie solche Gestalten absonderlich fänden.
Nun schloss er die Tür hinter der fliehenden Zofe und drehte den Schlüssel im Schloss, bevor er Jordan ansah. Sie trat einen Schritt zurück, denn natürlich erkannte sie das rohe Verlangen in seinen Augen, das er unmöglich verbergen konnte. Seine Selbstbeherrschung, die für ihn stets so wichtig gewesen war, entglitt ihm zusehends.
Er ging auf sie zu, seine Schritte ebenso gemessen wie seine Worte. »Seit du hier bist, habe ich dein Bett häufiger gemieden, als mir lieb war. Das war eine närrische Entscheidung.«
»Ja, dem stimme ich voll und ganz zu.« Sie wich immer noch vor ihm zurück, wenn auch in Richtung Bett.
»Und ich fürchte, sie wird heute Nacht zu deinem Schaden sein.«
Ihr Rücken stieß gegen einen hohen Bettpfosten, und fragend neigte sie ihren Kopf zur Seite. »Ich bat dich nicht, mich zu meiden – oder mein Bett.«
Raine stand vor ihr, groß und bedrohlich. Sie hatte recht. Einzig sich selbst konnte er die Schuld an seinem aufgestauten Verlangen geben. Er packte ihre Schultern, als hätte er Angst, dass sie vor ihm fliehen könnte.
»Ich war entschlossen, nicht in dein Bett zu kommen, bis du in unsere Heirat einwilligst. Aber heute Nacht … kann … ich …«
Plötzlich gruben seine Finger sich in ihre Haut. Seine Augen veränderten sich: Die Pupillen wurden größer, so dass die silberne Iris bloß noch ein schmaler Kranz war, und sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er krümmte sich, eine Hand fest auf seinen Bauch gepresst, während er mit der anderen nach Halt suchte.
Jordan kniete sich vor ihn auf den Teppich, nahm ihn in die Arme und strich ihm das Haar zurück, um sein Gesicht zu sehen. »Raine? Was ist mit dir? Was quält dich?«
Bei aller Sorge lag auch ein Funken Neugier in ihrem Blick. Er mied es, ihr in die Augen zu sehen, denn ihm war peinlich, vor ihr in die Knie zu gehen und ihr damit offensichtlich zu machen, dass er die Kontrolle verloren hatte. Wie sollte sie verstehen, dass er der Gnade uralter Mächte ausgeliefert war, deren Einfluss ihr unbegreiflich wäre?
Jede einzelne Silbe presste er hervor, als er sich bemühte, ihr zu erklären, was mit ihm geschah. »Der Ruf … Ich hatte mir geschworen … aber ich bin schwach geworden. Weil ich weiß … dass du in der Nähe bist … muss ich dich haben … sonst werde ich wahnsinnig. Ich ahnte nicht, dass … es so wäre … verzeih!«
»Wovon redest du?«, fragte sie verwirrt. »Welcher Ruf?«
Er schüttelte den Kopf. Nach einer längeren Weile richtete er sich mühsam wieder auf. »Der Schmerz nimmt ab.« Als er aufstand, ging der Spalt seines Morgenmantels vorn auf, und im Schatten des Stoffes waren jetzt zwei Penisse verborgen. Beide waren heiß, violett und von dicken Adern überzogen.
Kaum nahm er den Duft ihrer Scham wahr, reckte sein menschlicher Schaft sich begierig. Darüber ragte der zweite auf, der eher geeignet war, durch eine engere Öffnung in einen
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