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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unendlichkeit der See suchte. Tomamai hatte nicht dabei geholfen. »Halt ihn fest!« hatte er nur gesagt. »Laß ihn nicht entkommen! Du bist stärker als er! Er ist nur ein Fisch, du aber bist ein junger kräftiger Bursche. Laß ihn schwimmen, und zieh die Leine wieder ein, immer und immer wieder, bis er müde ist und du ihn heranziehen kannst. Laß ihn nicht los! Du bist der Stärkere!«
    Und der Angelstock aus Bambus gab nach wie ein gespannter Bogen, die dicke Schnur war so straff wie eine Saite. Volker stemmte die Beine gegen die Bootswand und klammerte sich an der Angel fest.
    Der Riesenfisch aber warf sich aus dem Wasser, sein Schwert glitzerte in der Sonne, und es war ein so gewaltiges Tier, daß Volker sich sagen mußte: Den bekommst du nie ins Boot. Er wird dir davonschwimmen. Er reißt sich los, und du verlierst den Kampf. Ich werde ihn niemals besiegen können. Nie. Wer hat je einen so ungeheuren Fisch gesehen?
    Der Katamaran trieb ins offene Meer, die Insel wurde kleiner und verschwand am Horizont wie ein Schildkrötenbuckel. Und der Schwertfisch zog das Boot weiter und weiter hinaus, er schlug mit dem Schwanz, peitschte das Wasser schaumig auf, tauchte weg und bog den Angelstock, als wollte er mit aller Gewalt einen Reif aus ihm machen.
    »Festhalten!« sagte Tomamai ruhig. Er stellte sich hinter Volker, drückte beide Hände auf seine Schultern und hielt ihn so fest, damit ihn der Fisch nicht über Bord zog.
    »Kämpf!« sagte er dabei. Seine Stimme hatte etwas Zwingendes und Beschwörendes an sich. »Laß nicht nach. Wenn du ihn nicht besiegst, wirst du nie ein Mann werden!«
    Nach zwei Stunden zog Volker den großen Fisch längsseits des Bootes mit. Das Tier schwamm müde an der Angelleine, nur seine Augen glitzerten böse zu seinem Bezwinger hinauf. Sein mächtiges Schwert, aus der Nähe gelblich und schartig, peitschte ab und zu das Wasser. Tomamai klopfte Volker auf die Schulter und reichte ihm ein langes Messer. »Du mußt ihn hinter dem Kopf in den Nacken stechen!« sagte er. »Mit einem Stich. Den zweiten kannst du nicht mehr machen. Dann reißt er sich los mit allerletzter Kraft.«
    »Ich kann es nicht Tomamai«, sagte Volker erschöpft. »Ich kann ihn nicht töten. Mir zittern alle Knochen. Tu's du!«
    »Ist es mein Fisch? Du hast ihn besiegt, nun hol ihn herein!« Er drückte Volker das Messer in die Hand und setzte sich dann unter das schlaffe Segel. Das Meer lag da wie eine Fläche aus bläulich schimmerndem Silber.
    »Ich laß ihn schwimmen«, sagte Volker mit zitternder Stimme.
    »Wie du willst. Dann wirst du immer der Verlierer sein.«
    Volker umkrampfte das lange, spitze und scharfe Messer. Er beugte sich zu dem großen Fisch hinunter, und sie blickten sich eine Sekunde an. Die Augen des Fisches glitzerten kalt. Ein Mensch hat Mitleid, ein Tier besitzt keins. Mit einem wilden Stoß hieb Volker das Messer hinter dem Kopf des Fisches in den Nacken. Der Fisch bäumte sich auf. Blut schoß aus der Wunde und färbte das Wasser rot.
    »Tomamai!« schrie Volker. Seine Stimme überschlug sich. »Er stirbt!« Dann war es vorbei. Der Riesenfisch drehte sich, die Augen wurden wie stumpfes Glas. Die Angelschnur erschlaffte.
    Volker saß an der Bordwand. Er starrte auf den toten Fisch und weinte. Tomamai zog ihn später ins Boot, weil das Blut die Haie anlocken konnte. Er setzte dann das Segel in den schwachen Wind und ließ den Katamaran zurück nach Aimée treiben.
    »Ich habe ihn ganz allein besiegt, Paps«, sagte Volker später zu seinem Vater. Der Schwertfisch lag im Ufersand, und erst jetzt sah man, welch ein ungewöhnliches Tier es war. »Jetzt weiß ich, wie stark ich bin!«
    Zwei Nächte später glitten zwei unbeleuchtete Motorboote an Aimée vorbei. Sie umfuhren den Granitfelsen, der die Bucht schützte, und legten in einer anderen Bucht an – bei der wilden Steilküste, die jäh ins Meer abfiel.
    Hier schäumte die See an den Klippen empor. Sie hatte im Laufe der Jahrtausende die Felsen zernagt, Höhlen und Schluchten aus dem Stein gefressen, eine Bucht, unbewohnbar und feindlich, in die selbst die eingeborenen Fischer nicht hineinfuhren, weil das unberechenbare Meer sie in jedem Augenblick gegen die Felsen schleudern konnte.
    Die beiden unbeleuchteten Motorboote aber schienen den Weg durch die Klippen genau zu kennen. Langsam, mit gedrosselten Motoren, tuckerten sie auf die Steilwand zu. Dann rasselten die Anker auf den Grund, und ein dünner, heller Scheinwerferstrahl glitt in

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