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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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morgen antreten und bekommt zehn Hiebe. Mittelalter wie in Saudi-Arabien. Aber sie lassen sich mit Freuden den Hintern vollhauen, weil's vorher gar so gut geschmeckt hat.«
    Auf dem Dach des Hauses wehten neben einem Kranz aus Palmblättern und bunten Bändern auch Ranks Union Jack und die deutsche Fahne, die Aimée-Mädchen aus Baumwollstoff genäht hatten. Als unter Ranks Trompetensignal die Fahnen aufgezogen wurden, nahm sogar Balolonga seinen schwarzen Homburghut mit der Paradiesvogelfeder ab und stand stramm.
    »Muß das sein?« fragte Titus Hansen, der hinter Rank stand.
    »Ja!« Dr. Rank pustete die Spucke aus dem Mundstück seiner Trompete. »Ohne ein wenig Heimweh verkommt der Mensch.«
    Dies war ein kluger Satz; Hansen hatte dem nichts entgegenzusetzen.
    Mit Volker war seit jener Nacht des schwarzen Zaubers eine deutliche Veränderung geschehen. Seine Blässe, bisher nur notdürftig überdeckt von einer schwachen Sonnenbräune, verschwand. Er aß mit großem Appetit, hatte das Fieber abgeschüttelt ohne eine nachklingende Schwäche, von der er sich früher nur langsam erholte. Seine Lippen hatten Farbe, und wenn er beim Hausbau half, ermüdete er nicht mehr so schnell, sondern schleppte Dachsparren und schob Karren mit Sand, als habe er das schon immer getan.
    »Lassen Sie ihn, Marga!« sagte Dr. Rank, als sie Volker aus der Baukolonne wegholen wollte. »Der Junge kämpft! Er wartet nicht mehr, was die Krankheit mit ihm anstellt, er zwingt sie, sich ihm unterzuordnen.«
    »Bis er völlig zusammenbricht!« sagte Marga stockend. »Doktor, man kann doch nicht eine Leukämie …«
    »Man kann den Körper zur Abwehr zwingen! Wissen wir, was Tomamai und Volker miteinander ausgemacht haben? Beide schweigen darüber, aber der Erfolg gibt ihnen recht.« Noch, dachte Dr. Rank. Verdammt, wir Mediziner sind Skeptiker, auch wenn wir's nie zugeben. Natürlich geht das nur eine Zeitlang gut, aber es wird für Volker eine schöne Zeit sein. Man sollte sie ihm gönnen.
    Der Fischzug mit Tomamai, den Volker unternommen hatte, war ein Teil der geheimnisvollen Therapie. Niemand durfte sie begleiten. Tomamai holte den Jungen am frühen Morgen ab. Sie schoben gemeinsam einen Katamaran mit einem geflochtenen Segel aus Palmfasern ins Meer, dann glitten sie langsam in den goldenen Sonnenglast hinein. Von der Terrasse beobachteten Dr. Rank und die Baumanns das kleine Boot, bis es um einen der ins Meer hinausragenden Granitfelsen verschwand.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte Dr. Rank. »Entweder er bringt den Jungen auf den Armen zurück, und wir müssen sofort nach Mahé fliegen, oder sie kommen mit großer Beute zurück, und wir erleben etwas Unerklärbares. Volker fühlt sich stark wie ein gemästeter Ochse.«
    Gegen Mittag kamen Tomamai und Volker zurück. Dr. Rank saß mit einem alten Fernrohr auf der Balustrade und hatte das Boot groß im Okular.
    »Er sitzt am Segel und lacht!« sagte er. »Und verdammt, vor ihm liegt ein Prachtexemplar von einem Schwertfisch! Hat er den allein aus dem Meer geholt, so hat er bestimmt eine Stunde lang zu tun gehabt!«
    Er gab das Fernrohr an Marga, Claudia und Baumann weiter, zuletzt an Hansen, der jetzt Volker groß vor sich hatte.
    »Mit nacktem Oberkörper sitzt er da!« sagte er.
    »Hier gibt es keinen Schnupfen!« stellte Dr. Rank fest.
    »Er segelt das Boot allein. Tomamai sitzt am Bug und tut nichts.«
    »Segeln hat er ja in Deutschland gelernt«, sagte Dr. Rank trocken. »Und ich wette, der Katamaran liegt besser im Wasser als Ihr Luxusboot auf dem Baldeney-See.« Er nahm Hansen das Fernrohr weg und schob es zusammen. »Ich revidiere hiermit öffentlich meine Einstellung. Ich gebe Tomamai eine Chance, Volker zu heilen!«
    »Durch Gifttränke, frische Luft und Fischfang?« sagte Baumann. »Wenn das so einfach wäre, gäbe es keine Leukämie mehr.«
    »Es gibt nur einen Tomamai.« Dr. Rank wischte sich übers Gesicht, denn er spürte die große Sehnsucht nach einem doppelten Gin. »Und er nimmt seine Geheimnisse mit ins Grab. Er hat keinen Nachfolger mehr. Die moderne Welt verzichtet auf Zauberer. Und das ist eigentlich logisch: Was fangen drei Milliarden Menschen mit, sagen wir zehn Männern an, die übernatürliche Kräfte besitzen?«
    Es war, wie Dr. Rank vermutet hatte. Volker hatte den Schwertfisch allein gefangen. Über zwei Stunden hatte er mit dem riesigen Fisch an der Angel gekämpft, das Boot war weit ins Meer hinausgezogen worden, da der Fisch in seiner Not die

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